29. März 2024 - Leo

751 82 24
                                    

Leo und Dan saßen am Freitag, dem 29. März um acht Uhr morgens beim Frühstück. Sie hatten beide fertig gepackt und waren bereit, in drei Stunden in den Zug zu steigen und für die Osterferien nach Hause zu fahren. Dan löffelte seine Haferflocken, Leo schmierte sich gerade eine viel zu dicke Schicht Schokocreme auf seinen Toast (aber seine Mutter war ja nicht hier, um ihn dafür streng anzusehen, also konnte er machen, was er wollte, ha!) und sie beide hatten von ihrem Platz am Slytherintisch die Tür der Großen Halle im Blick. Von Luna jedoch fehlte jede Spur und auch wenn es nichts Ungewöhnliches war, dass ihre Freundin verschlief oder am Abreisetag gestresst war, weil sie noch nicht gepackt hatte, wunderten sie sich doch ein bisschen, wo sie blieb. 

Nach weiteren zwanzig Minuten, in denen sie sich über ihre völlig überdimensionierten Mengen an Hausaufgaben, das letzte Spiel der Holyhead Harpies und die krumme Nase des alten Zauberers auf dem Gemälde im dritten Stock unterhalten hatten, deutete Leo hinüber zum Gryffindortisch, wo sich gerade eine Gruppe Viertklässlerinnen laut schnatternd über das Frühstück hermachte. 

"Da ist Lily.", sagte er. "Ich geh sie mal fragen, wo Luna ist, ok?" 

Dan nickte und Leo machte sich auf den Weg zum anderen Ende der Halle. Seine Cousine wusste immer wo alle waren. Er hatte keine Ahnung, wie sie das machte, aber wenn man in Hogwarts jemanden suchte, dann konnte man sie fragen und sie konnte einem mit ziemlicher Sicherheit fünf Minuten später eine Antwort geben. 

Bis vor zwei Jahren war es ihr Bruder James gewesen, der immer darüber im Bilde war, aber nachdem er Hogwarts abgeschlossen hatte, wurde recht schnell klar, dass Lily in seine Fußstapfen trat. Leo wusste noch immer nicht, welche Art Magie das war oder ob die Potters einfach besonders sensibel für Tratsch waren. Aber um ehrlich zu sein, interessierte es ihn auch herzlich wenig, solange sie ihm weiterhelfen konnte. 

Und das konnte sie. Keine drei Minuten, nachdem sie seine Frage mit einem Nicken entgegen genommen und ihn wieder zum Slytherintisch zurück geschickt hatte, flog ein Papierflieger durch die Halle und landete vor Dan und Leo auf dem Tisch. 

Nordtreppe stand darauf, sonst nichts. 

Manchmal fragte sich Leo, ob Lily wohl genervt davon war, von allen als Infostand genutzt zu werden, aber dann sah er sie grinsen, wenn sie jemand fragte, wie sie das machte und ihm fiel auf, dass es sich hier um Lily Potter handelte, das Mädchen das nichts mehr liebte, als mysteriös zu wirken, sei es wegen ihrer gigantischen Begabung beim Quidditch oder wegen ihrem exakten Wissen. 

Dan und Leo machten sich auf jeden Fall auf in den nördlichen Teil des Schlosses, von wo aus eine breite Treppe vom hinteren Ausgang aufs Gelände führte. Sie hätten auch von selbst darauf kommen können, ihre Freundin dort zu finden, denn Luna liebte diesen Platz. 

Leise näherten sich die beiden Jungen ihrer Freundin, die auf einer der obersten Stufen saß und über den See schaute. Es war noch ziemlich frisch, aber man konnte schon spüren, dass es ein herrlicher Frühlingstag werden würde. 

"Hey.", sagte Leo leise, als sie sich neben Luna auf die Stufen setzten. Sie sah auf und die Spur eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. 

"Oh, hi.", antwortete sie. 

"Alles ok?", fragte Dan ruhig. Luna nickte. 

"Es ist nur irgendwie...kein guter Tag.", sagte sie. Weder Dan noch Leo erwiderten etwas darauf. Sie saßen einfach eine Weile auf der kalten Steintreppe und sahen zu, wie die Sonne langsam die Schlosswände hinaufkrabbelte. Nach einer Weile rutschte Luna näher an Dan heran und legte ihren Kopf auf seine Schulter. 

Als sie Luna das erste Mal hier gefunden hatten, wusste weder Dan noch Leo, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Mit Luna, die sonst so voller Energie und Lebensfreude war. Später hatte Luna ihnen erklärt, dass es einfach Tage gab, an denen alles anstrengend war - die weiten Wege im Schloss, die vielen Schüler in den Korridoren, die lauten Stimmen. 

Die beiden Jungen hatten das akzeptiert und nach einigen Malen beschlossen, ihr an solchen Tagen Gesellschaft zu leisten. Und mittlerweile gehörten auch diese stillen, gesprächslosen Zeiten auf der Nordtreppe zu ihrer Freundschaft. 

Nach einer guten halben Stunde wehte der Wind die Glockenschläge der Turmuhr zu ihnen hinüber und Luna richtete sich seufzend auf. 

"Ich muss noch packen.", sagte sie. Alle drei erhoben sich und machten sich wieder auf den Weg ins Schloss, Dan und Leo begleiteten ihre Freundin schweigend bis zum Gryffondorturm. Luna umarmte sie fest, bevor sie tief durchatmete und durch das Portraitloch stieg. 


Als sie sich um halb elf vor der Schule wieder trafen, ging es Luna schon wieder insofern besser, dass sie sich bereits wieder über ihre Mitbewohnerin aufregen konnte. 

"Da habe ich endlich alle meine Socken wieder, da versteckt sie meinen Lieblingspullover.", sagte sie, als sie in eine der Kutschen einstiegen. "Ich meine, als ob ich nicht merken würde, dass er fehlt. Ehrlich Nyota, für wie blöd hältst du mich?" 

"Für ziemlich blöd.", rief Nyota, die gerade an ihrer Kutsche vorbei lief. "Bis nach den Ferien!" Sie winkte und grinste breit, bevor sie zwischen den herumstehenden Wagen verschwand. Luna schnaubte nur abfällig und ließ sich frustriert in den Sitz der pferdelosen Kutsche sinken. Dan und Leo kletterten ebenfalls hinein und machten es sich bequem, bevor sich der Wagen ruckelnd auf den Weg zum Bahnhof in Hogsmeade machte. 

Keiner der drei kommentierte, was am Morgen vorgefallen war oder die Tatsache, dass Luna immer noch recht still war. Stattdessen füllten Leo und Dan die Kutschfahrt mit Worten, indem sie ihre Diskussion über die Nase von vorhin wieder aufgriffen, es Luna überlassend, ob sie mit einsteigen wollte oder nicht. 

Als sie im Zug ein Abteil gefunden hatten, drückte Luna dankend Leos Hand und er lächelte ihr zu. Wenn Dan und er schlechte Laune hatten, dann gab sie stets ihr Bestes, um sie wieder aufzumuntern. Es war nur fair, dass sie den Gefallen erwiderten, wenn Luna einen ihrer schlechten Tage hatte. Dazu waren Freunde schließlich da. 

Der Zug setzte sich ruckelnd in Bewegung und machte sich auf nach London. Dan zog seine neue Packung Zauberschnippschnappkarten hervor und teilte aus. Luna schlug sie alle haushoch. Auch dazu waren Freunde da. 



Ich mag das Kapitel nicht wirklich, keine Ahnung wieso. Aber ich war auch nicht motiviert, es noch mal neu zu schreiben und es ganz wegzulassen wäre jetzt auch irgendwie doof gewesen. Naja, wie auch immer. Irgendwie shippe ich jetzt lowkey Luna und Nyota, weiß selbst nicht so genau, wie das passiert ist. 

Rain III - SnapshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt