Rain III - Snapshots

17. März 2024 - Natasha und Rain

Zehn Tage waren vergangen, seit Bram sich als Vater für Rains und Natashas Kind zur Verfügung gestellt hatte, eine Woche seit sie darüber gesprochen hatten. Im Laufe der Woche war das Thema nicht zur Sprache gekommen, da sie sich nur in der Mensa der Uni gesehen hatten, was keiner der drei für einen angemessenen Ort hielt, um die Entstehung eines Kindes zu diskutieren. 

Anders als Jessica und Andy, die mittlerweile so offensichtlich miteinander flirteten, dass es beinahe schmerzhaft mit anzusehen war. Am Donnerstag hatte Rain tatsächlich ein paar Pommes nach ihnen geworfen und sie angewiesen sich ein Zimmer zu nehmen, denn "niemand will das sehen, ihr Beiden! Niemand!", dem Natasha und Bram nur hatten zustimmen können. 

Rain hatte allerdings einen Zeitraum genutzt, in dem die drei Creative-Writing-Studenten in einer Vorlesung waren und sie mit Bram gelernt hatte, um ihn für den kommenden Sonntag zum Kaffee und Reden einzuladen. 

Heute war dieser kommende Sonntag und Natasha und Rain besahen sich prüfend jede Ecke ihrer Wohnung, dass nicht auf den ersten Blick sichtbar war, dass sie nicht ganz so normal waren, wie sie vorgaben zu sein. Denn auch wenn heute der Tag gekommen war, an dem sie ihr größtes und am besten behütetes Geheimnis preisgeben würden, so wollten sie das doch vorsichtig und mit Worten tun und nicht mit einer Posteule oder einem in der Küche schwebenden Toaster oder einem sich selbst putzenden Fenster oder einem neugierigen Bruder, der spontan im Kamin auftauchte, auch wenn Grischa das erst zwei Mal gemacht hatte und Rain ihm zuletzt gedroht hatte, dass sie ihn blau färben würde, wenn es noch einmal vorkäme (zugegeben, er hatte sie auch ziemlich unvorbereitet in einem sehr...ungünstigen Moment erwischt und war vermutlich noch traumatisierter aus der ganzen Sache herausgegangen, als die beiden Mädchen). Das alles sollte heute aber auf keinen Fall passieren und so hatten sie alles doppelt und dreifach geprüft und sogar David schien mitbekommen zu haben, dass das hier ernst war. 

Punkt fünfzehn Uhr klingelte es an der Tür und Natasha öffnete sie mit einem strahlenden Lächeln. Bram betrat die Wohnung und, nachdem er seine Freundinnen und auch den über Besuch offenbar hellauf begeisterten Kater begrüßt hatte, sah sich um. 

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich eure Wohnung tatsächlich mal zu Gesicht bekomme.", meinte er grinsend und warf einen Blick in die Küche linkerhand und das Wohnzimmer rechts. "Hübsch ist es hier ja, ich weiß überhaupt nicht, warum ihr uns noch nie eingeladen habt."

"Tja, wir wollen halt einfach nicht an der Reihe sein, Snacks zu kaufen.", erklärte Rain locker, die jetzt mit einer Kanne Kaffee aus der Küche kam. "Außerdem wohnt ihr alle in der Innenstadt und wir wohnen hier draußen." Sie deutete aufs Wohnzimmer und die drei machten es sich in der Sitzecke bequem. David, immer in der Angewohnheit, zielsicher die Person im Raum zu finden, die am wenigsten mit ihm anfangen konnte, sprang mit aufs Sofa und verlangte Streicheleinheiten. 

"Ja, es war schon eine ganz schöne Tour hier raus.", bestätigte Bram und nahm dankend eine Tasse Kaffee an, während er gleichzeitig etwas planlos den Kater auf seinem Schoß streichelte. "Krass, dass ihr das echt jeden Tag macht."

Natasha und Rain tauschten einen etwas ratlosen Blick, denn um ehrlich zu sein, hatte keine von ihnen je darüber nachgedacht, wie einfach oder schwierig es war, auf dem Muggelweg in die Innenstadt zu gelangen. Es gab genug Ecken, wohin man apparieren konnte und zur Not war die Innenstadt mittlerweile auch voll mit versteckten öffentlichen Kaminen. 

"Aber es scheint sich ja zu lohnen.", redete Bram weiter, dem die Ratlosigkeit seiner Gastgeber vermutlich gar nicht aufgefallen war. "Ich meine, es macht schon was her, sogar mit Kamin und allem." Er nickte beeindruckt. 

Rain und Natasha dämmerte es langsam, warum sie bisher keinen ihrer Muggelfreunde zu sich eingeladen hatten. Schließlich war es schwer zu erklären, dass ein Kamin in jedem vernünftigen Zaubererhaushalt zur Grundausstattung gehörte. Rain räusperte sich.