Rain III - Snapshots

23. März 2024 - Natasha und Rain

Letztes Rain/Natasha-Kapitel, here we go!

Hey, können wir uns treffen? 

Rain starrte auf die Nachricht, die soeben auf ihrem Handy aufgepoppt war. Sie brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was sie bedeutete, aber dann überrollte sie eine Welle gemischter Gefühle - vor allem Erleichterung, aber auch Nervosität, Begeisterung...

"Natasha?!", rief sie aus der Küche heraus in den Flur. 

Es war Samstag, in einer Woche war Ostern (das Ende ihrer Prüfungszeit) und das bedeutete, dass die vor ihnen liegende Woche vollgestopft war mit Abgabeterminen. Und obwohl die beiden Frauen normalerweise problemlos im selben Raum lernten, hatten sie im Laufe ihres Studiums feststellen müssen, dass wenn sie beide gestresst waren, ihre Toleranzschwellen beträchtlich sanken. 

Im ersten Jahr, als sie beide an der Muggeluniversität studierten und dementsprechend auch gleichzeitig Prüfungen hatten, waren sie am Ende des ersten Semesters so heftig aneinander geraten, dass Rain einige Tage zu Vicky und Teddy geflüchtet war. Seitdem zog sich Rain in der heißen Phase in die Küche zurück. Das hatte den Vorteil, dass sie nicht von Natashas unregelmäßigem Tippen auf der Computertastatur in den Wahnsinn getrieben wurde und ihre Verlobte nicht die Nerven verlor, weil Rain dazu neigte, im Stress hin und her zu laufen. 

Zuerst war Natasha in die Küche gegangen, aber da Rains erste Wahl bei Stress Snacks waren, hatte das auch im zweiten Semester wieder zu einem größeren Krach geführt. 

Also hatte es sich etabliert, dass Rain in der Küche war, wo sie herumlaufen konnte, wie sie Lust hatte und sich ein Nest aus Schokolade und Keksen bauen konnte, wenn sie wollte. Und Natasha war im Wohnzimmer, hackte gestresst auf ihre Tastatur ein und hörte schnulzige russische Balladen, die Rain nicht ausstehen konnte. 

"Was?", ertönte jetzt also Natashas Stimme aus dem Wohnzimmer, ein bisschen genervt, weil sie es hasste, unterbrochen zu werden, wenn sie gerade mitten in ihrer Arbeit steckte. 

Rain überlegte kurz, ob es sinnvoll war, jetzt das Wohnzimmer zu betreten, aber ihr Blick fiel wieder auf die kleine Pop-up-Nachricht auf ihrem Sperrbildschirm und sie stand auf. 

Vorsichtig lugte sie ins Wohnzimmer. Natasha saß an ihrem Schreibtisch, um sich herum stapelweise Bücher. Sie hatte ihre Füße auf den Stuhl gezogen, um ihre Schultern lag ihre Lieblingsdecke, ihre vielen Zöpfe standen in alle Richtungen und ihr Blick war stoisch auf den Bildschirm ihres Laptops fixiert auf dessen Tastatur sie noch immer in rasender Geschwindigkeit einschlug. 

Rain wog die Dringlichkeit der Nachricht gegen ihr Wissen über Natashas aktuelle Laune und beschloss, sie nicht zu stören. Stattdessen ging sie hinüber zum Drucker, in dessen Ausgabe ein ganzer Stapel Papier lag. Er war noch warm, was vermutlich der Grund war, warum David darauf schlief. Sanft kraulte Rain den Kater am Kopf, er begann zu schnurren.  

Nach einigen Minuten hörte das Klappern der Tastatur auf. Rain drehte sich um, Natasha sah sie erwartungsvoll an. 

"Was ist?", fragte sie und es klang unfreundlicher als Rain vermutete, dass es gemeint war. Sie hielt ihrer Freundin ihr Telefon entgegen, die es nach kurzem Zögern und einem abschätzigen Blick entgegennahm. Ihr Blick wurde jedoch weicher, als sie die Nachricht las. 

"Es hat sich gemeldet.", stellte sie fest. Rain nickte und spürte die Erleichterung wieder zunehmen. Sie nahm ihr Handy wieder entgegen, entsperrte es und öffnete ihren Privatchat mit Bram. 

Hey, können wir uns treffen? 

Er hatte sich gemeldet. Nach fast einer Woche kompletter Funkstille hatte er sich tatsächlich gemeldet. Rain sah zu Natasha und zu ihrer Überraschung hatte die fast schon ein Lächeln auf den Lippen. Offenbar war sie nicht die einzige, die sich freute, dass er bereit war, sich mit ihnen zu unterhalten.