8. Kapitel - Neue Zeiten

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Sophie's Sicht

Aber wer ist dann die Person, die du liebst? fragte Benvolio alias James seinen Cousin Romeo alias Drew.

Ich will dir's sagen, Vetter! Ich liebe...ein Mädchen. antwortete er ernst.

Das erriet ich, sobald ich merkte, dass ihr verliebt wäret. entgegnete Benvolio und schmunzelte.

Du hast eine vortreffliche Gabe zum raten und sie ist so schön! schwärmte Drew und sah sich um, bis sein Blick zu mir glitt und er grinste: Da ist sie ja! Die schönste aller Frauen!

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, wurde aber gleich darauf von unserem Lehrer angefahren:Das gehörte nicht zum Text! Drew lächelte und wandte sich wieder James zu. Mittlerweile bereute unser Lehrer es, Drew die Rolle des Romeos gegeben zu haben. Denn auch wenn er, zugegebenermaßen einiges an Talent besaß, wusste er das und war dementsprechend meist unkonzentriert während der Proben.

Es war der 18. Dezember und morgen war der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Ich fand Drew zwar immer noch nicht besonders toll, aber es war wirklich spannend ihn dabei zu beobachten, wie er unsern Lehrer immer wieder zur Weißglut brachte. Er wurde immer so rot und sein Schädel sah aus, als ob er gleich explodieren würde, denn die Arterie an seiner Schläfe schwoll stets an und pulsierte. Wie eine zum bersten volle Tomate sah er aus.

Während unser ach so geliebter Lehrer Drew eine Standpauke hielt, schweiften meine Gedanken ab, zurück zu den letzten beiden Monaten. Nachdem ich mit Vani und Kathi geredet hatte, taten die beiden ihr bestes um mir zu helfen. Die beiden hatten mir kontinuierlich Mut zugesprochen, bis ich schließlich gewagt hatte, meine Mum auf ihre Stelle an zu sprechen. Nach einigen langen Gesprächen hatte sie schließlich eingesehen, dass es eine Katastrophe gewesen wäre, wenn ich mitten in meinem letzten Schultag umgezogen wäre. Währenddessen hatte Kathi wie versprochen, allen symbolisiert, dass man sich besser nicht mit ihr, Vani oder mir anlegen sollte. Wie zu erwarten gewesen war, hatte ich seitdem nur noch bewundernde, statt hasserfüllte Blicke zugeworfen bekommen. Denn durch Kathis Machtwort an den Rest der Schule, trug ich auf einmal in den Augen meiner weiblichen Mitschüler die neuesten Klamotten, war das Genie schlechthin und mein Charakter war ausgezeichnet. So weit die Mädchen. Die Jungs verwirrten mich noch mehr. Denn sie waren drei geteilt. Entweder standen sie auf Vani, Kathi oder mich. Es passierte quasi täglich, das ich nach einem Date von Typen gefragt wurde, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Anfangs war ich schockiert und verwirrt gewesen, war rot geworden, hatte angefangen zu stottern und war schließlich weggerannt. Doch mit der Zeit hatte ich Übung bekommen und sagte jetzt immer in einem bedauernden Ton:"Tut mir leid. Ich kann nicht. Aber du bist ein toller Kerl!" damit die Jungs sich nicht all zu sehr in ihrem Stolz verletzt fühlten.

Irgendwie hatte sie es auch geschafft, Drew von seinem hohen Ross herunter zu holen. Na ja zumindest teilweise. Er war zwar immer noch arrogant und eingebildet, aber er versuchte inzwischen wenigstens freundlich zu sein und darauf zu achten, wie ich seine Worte aufnahm.

Ich war mir jedoch nicht sicher, ob es an Kathi Machtwort oder an diesem seltsamen Blickkontakt lag, der immer noch Gänsehaut bei mir verursachte. Aber ehrlich gesagt war mir das egal, solange er nicht mit mir spielte. Durch den tagtäglichen Umgang mit ihm wusste ich mittlerweile sofort, wenn er es tat oder wenn er ernst war. Außerdem brauchte ich nicht immer erst tausende von gefühlten Jahren um ihm zu antworten. Generell hatte ich nie ein Problem mit Jungs, aber Drews Gegenwart machte mich einfach unfassbar nervös. Bei keinem anderen Jungen hatte ich so Schwierigkeiten meinen Körper unter Kontrolle zu haben. Ich war nur besser geworden das Chaos zu überspielen. Übung macht eben den Meister.

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