Die Straßen waren um diese Zeit sehr dunkel, immerhin war es fast Mitternacht. Ich stieg leise aus dem Fenster und angelte mich an meinem Fensterbrett hinunter, biss ich auf den Boden springen konnte, mit jedoch dabei den Knöchel umknickte.
Ich fluchte leise, straffte dann jedoch meine Schultern und lief schnell die Strecke, die zu Dave's Haus führte entlang. Ich musste dafür etwa zwei Stunden einplanen, da Dave's Eltern etwas außerhalb wohnten und es so ziemlich lange dauern würde. Jedoch sah ich keine andere Möglichkeit.
Mit meinem schmerzenden Fuß kam ich langsamer voran, als geplant und auch meine blauen Flecken, die ich von dem Kampf mit den Vampiren davongetragen hatte, schmerzten.
Nach einer halben Stunde fing ich an, zu frieren, da die Nacht heute besonders kühl war und ich so schon sehr schwach war. Ich griff nach den Müsliriegeln und aß leider alle drei auf, da ich von heute morgen bis jetzt nichts mehr gegessen hatte.
Einige Zeit später verfluchte ich mich innerlich dafür, da die Müsliriegel mich keinesfalls gesättigt hatten und ich schon wieder Hunger bekam.
Ich wusste, dass es Irrsinn war, noch weiter zu laufen, doch mein Stolz war zu groß, um wieder umzukehren.
Wenigstens hatte ich die Orientierung noch nicht verloren und wusste, dass ich noch etwas brauchen würde, bis ich an Dave's Haus ankam.
Die Minuten wurden immer länger und mein Atem immer schneller. Nach einiger Zeit fühlte ich, wie meine Beine immer schwerer wurden. Der Rucksack auf meinen Schultern verwandelte sich nach und nach in Beton, so fühlte es sich zumindest an.
Ich wusste, dass ich mit Leichtigkeit verwandeln konnte, doch ich bekam mit der Zeit immer mehr Angst davor, da es nurnoch mit schlechten Erinnerungen verbunden war.
Ausgelaugt schleppte ich mich weiter und nach weiteren Stunden kam ich an dem kleinen Wald an, der an das Haus von Dave's Eltern grenzte.
Langsam wurde mit klar, dass diese Aktion reinster Schwachsinn war, denn, wie sollte ich Sam hier finden, ohne jede Spur?
Trotzdem schlich ich leise in den dunklen Schatten hinein, der sich vor mir auftürmte. Ich ignorierte die Gänsehaut, die mittlerweile meinen ganzen Körper überzog und konzentrierte mich darauf, dass ich kein Geräusch machte. Zwar konnten die Vampire meilenweit entfernt sein, jedoch hatten sie ein sehr gutes Gehör. Die Kiefernadeln unter meinen Füßen dämpften meine Schritte und man hörte fast garnichts, außer einer einsamen Eule.
Mein Atem hinterließ kleine, weiße Wölkchen in der Luft und versperrte mir die Sicht.
Plötzlich knackte es im Gebüsch und ich fuhr blitzschnell herum. Mein Herz klopfte immer schneller und ich konnte mein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören.
Ich sah nichts, da alles in Schatten lag und sich nun nichts mehr regte. Mein Magen verkrampfte sich vor Angst, da ich ehrlich gesagt nicht glaubte, dass das ein Maus auf Nahrungssuche war.
Mit schnellem Atem und rasedem Puls schlich ich auf das Gebüsch zu. Mir war, als würde meine rasselnde Atmung so laut sein, als könnte man sie meilenweit hören.
Was war dort? Ein Vampir? Vielleicht sogar Ashley? Mein Hass auf sie war mittlerweile so groß, dass sie unser nächstes Zusammentreffen nicht überleben würde.
Leise schnappte ich mir einen Stock vom Boden und hielt ihn schützend vor mich. Meine Augen waren weit aufgerissen, da ich fast nichts erkennen konnte, so dunkel war es hier.
Langsam hob ich den Stock, als plötzlich wieder dieses Knacken ertönte. Es war ganz leise doch hier im totenstillen Wald war es so laut wie ein Gewehrschuss.
Ich wollte gerade wieder mit dem Stock ausholen, als eine Stimme ertönte.
"Jenn?", sagte die Stimme verblüfft. Okay, das klang jetzt nicht direkt wie Ashley, zumal die Stimme männlich war.
Da erhob sich eine Gestalt aus dem Gebüsch und ich erkannte sie sofort.
"Dave!", rief ich und umarmte ihn sofort. Ich war so froh, dass er hier war, denn langsam bekam ich echt Angst und bei ihm fühlte ich mich sicher.
"Was machst du hier, Jenn?", sagte er leise. Sein Ausdruck war sehr ernst.
Auch mein Lächeln verschwand und ich schüttelte bedauernd den Kopf. "Ich...ich suche Sam", stammelte ich.
Was er wohl jetzt sagen würde? Er war bestimmt sauer, dass ich alleine losgegangen war.
In der Tat bekam sein Gesicht einen dunklen Schatten. "Und wieso meinst du, dass du das machen sollst? Du hättest umkommen können, Jenn!", sagte er wütend aber auch verwzeifelt.
"Ja, ich weiß", nuschelte ich in meine Haare hinein. "Und was machst du hier?", fragte ich.
Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln. "Das gleiche wie du."
Ich lächtelte traurig. "Dann lass uns Sam zusammen suchen", schlug ich vor. Immerhin war es meine Schuld, dass sie weg war, doch ich konnte Dave's Hilfe gut gebrauchen, denn ich war nicht so gut im Aufspüren.
Er nickte. "Aber du bleibst immer bei mir, egal was passiert", befahl er streng.
"Natürlich, Dave", lächtelte ich ihn warm an.
Er seufzte und ging durch das Gebüsch voran. Lange Zeit sagte niemand etwas und es herrschte betretene Stille, die durch die Dunkelheit noch unheimlicher wirkte.
Das gleichmäßige Geräusch von unseren Schuhen auf den Blättern machte mich langsam schläfrig, doch ich war wieder hellwach, als plötzlcih ein Schrei ertönte.
Es war eindeutig ein Mädchen gewesen und ich sah sofort, wie Dave erstarrte. Ich ging schnell zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu trösten.
"Das war Sam", keuchte er panisch und riss die Augen auf. Ich konnte mir nur Anstatzweise vorstellen, was jetzt in ihm vorging. Doch die Vorstellung, dass es Phil jetzt so gehen konnte, ließ mir einen heftigen Schauer über den Rücken fahren.
"Komm", murmelte ich und schob ihn sanft weiter.
Von jetzt an liefen wir schneller als vorher. Dave schien genau zu wissen, wo es lang ging, denn er verfolgte eine bestimmte Richtung.
Schließlich hörten wir mehrere Stimmen, auch Ashley's gehässiges Lachen. Ein Schauer nach dem anderen lief mir über den Rücken und ich bemerkte garnicht, wie ich Dave's zitternde Hand nahm und sie beinahe zerquetschte.
Langsam traten wir zwischen die Büsche und blickten zwischen den Zweigen hindurch. Ich bemerkte, wie mein Atem stockte.
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Bloodmoon (pausiert)
VampireJennifer zieht nach Hamburg um. Da sie vorher auf dem Land lebte, ist das neue Leben in der Großstadt für sie sehr anstrengend. Doch sie findet neue Freunde und wird besonders auf Dave aufmerksam, der mysteriöse Junge verhält sich eigenartig. Mit se...