Dunkle Seiten

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Wut, Verzweiflung, Enttäuschung und Trauer waren so groß, dass ich blindlings nach draußen stürzte. Ein paar Schüler schauten mich komisch an, als ich an ihnen vorbei stürzte. Unter ihnen sah ich Marc.

"Marc!", rief ich. Er schaute auf. "Wir sehen uns Freitag!" Mir war völlig egal wie, doch ich wollte Dave vergessen.

Damit verließ ich das Gelände und rannte auf die Straße. Bis hier hatte ich die Tränen zurückhalten können, doch jetzt strömten sie mir in Bächen über die Wangen.

Ein großer Schluchzer kam in meiner Brust auf, doch ich unterdrückte ihn. Ich rannte die Straßen entlang, ohne darauf zu achten, wohin ich lief.

Meine Gefühle drohten überzulaufen.

Erstmal war da der Hass auf Ashley. Ich konnte sie von Anfang an nicht leiden. Sie war ein gemeines Biest. Dave hatte recht gehabt, sie war kein Mensch. Sie wollte mich nur verletzten.

Die Verzweiflung darüber, dass Dave mich einfach so liegen gelassen hatte. Ich hatte das Gefühl, links liegen gelassen zu werden und nichts mehr wert zu sein. In dem Moment, als ich erkannt hatte, dass es Dave war, den Ashley da küsste, hatte ich alle Vorfreude auf Dave verloren.

Damit war auch das weitere Gefühl zu erklären, Enttäuschung. Ich hatte Dave für einen ehrlichen Menschen gehalten. Nicht für einen Jungen, der sich einfach die nächste krallte, wenn es ihm zu langweilig wurde. Ich war sonst immer sehr vorsichtig gewesen, mit Jungen. Dave war der erste, dem ich wirklich vertraut hatte. Es hatte sich so angefühlt, als würden wir zusammengehören. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht, wir gehörten nicht zusammen.

Und als letztes:

Trauer, immer wieder Trauer.

Daher kamen auch die Tränen.

Er empfindet nichts für dich... Rein gar nichts....

Dieser Satz spuckte mir immer wieder im Kopf herum, als ich weiter von Dave wegrannte, einfach nur weg.

Warum ich?

Diese Frage konnte ich mir nicht erklären.

Ich wusste nicht, wie lange ich lief. Aus Minuten wurde eine Viertelstunde...

Ich rannte weiter und stolperte über einen Stein. Ich fiel hin und schrammte mir das Knie auf und Blut lief aus der Wunde. Es schmerzte und brannte, so dass ich aufschrie.

Ich fing hemmungslos an zu schluchzen und ließ mich an einer Hauswand herab rutschen. Ich kauerte mich zusammen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, kam der Hass auf Ashley in mir hoch. Ich knurrte, als ich an sie dachte. So ein Biest.

Plötzlich wandelte sich etwas in mir. Ich spürte, wie mein Inneres zu Stein wurde und meine Wut sich verstärkte Ich fing an zu beben und mein ganzer Körper fing an zu brennen.

Ich stand auf. Ich musste Ashley finden. Da wusste ich, dass sie den heutigen Tag nicht mehr überleben würde. Ich hatte den Drang, sie zu töten.

Ich knurrte noch einmal und rannte los. Ich hatte mich in einer kleiner Seitengasse befunden, in der es sehr dreckig war.

Der Hass staute sich in mir auf und ich schrie einmal laut. Ashley sollte lernen, mich zu fürchten.

Ich rannte schneller, als ich je gerannt war. Verblüfft sah ich, dass ich mühelos mit einem Auto mithalten konnte. Das trieb mich weiter an und ich war in wenigen Sekunden wieder in der Nähe der Schule.

Mein Hals brannte höllisch.

Ich bebte immer noch ich bemerkte, wie es anfing zu regnen, meine Haare wurden in Sekundenschnell durchnässt. Der Regen lief mein Gesicht hinab und ein Blitz zuckte über den Himmel und ich knurrte befriedigt.

Bloodmoon (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt