Plötzlich kam mir jedes Knacken im Wald unheimlich vor. So allein wie jetzt hatte ich mich nur selten gefühlt. Sam hatte nicht widerstehen können und hatte einen Menschen angefallen, ihre Eltern waren außer sich vor Sorge und Dave war einfach verschwunden.
Ich wusste, dass das alles nur meine Schuld war, weil ich zu nah ans Dorf gerannt war. Hätte ich mich beherrschen könne, dann wäre jetzt noch alles in Ordnung und Sam musste nicht mit ihrem Gewissen kämpfen.
Ich hoffte, dass Dave nichts Dummes machte und ich beschloss, ihn zu suchen.
Ich nahm eine feine Spur seines unwiderstehlichen Geruchs war und folgte ihr.
Er war durch den Wald gelaufen und es sah so aus, als wollte er zum anderen Rand.
Seine Spur wurde immer schwächer, weil der Wind ihn wegfegte. Ich musste schließlich aufgeben, als sie vor einem besonders dicken Baum endete.
Ich knurrte wütend.
Ich musste meine Suche so fortsetzten. Ich rief seinen Namen und hörte auf mögliche Geräusche, jedoch machten sich nur Vögel oder Kaninchen bemerkbar.
Mein Durst quälte mich, doch das war jetzt Nebensache. Ich schob ihn in den Hintergrund meines Gehirns. Dave zu finden war jetzt wichtiger.
Ich rannte verzweifelt durch den Wald und wusste nicht mehr, wo ich überhaupt herkam. Um es einfach zu sagen, ich hatte mich verirrt.
Ich rief weiter nach Dave, doch ich bekam keine Antwort.
Der Mond stand leuchtend über mir und ich bildete mir ein, ihn boshaft grinsen zu sehen.
Ich lief weiter herum und kam schließlich zu einer Schlucht. Ich wollte gerade wieder umdrehen, da sah ich jemanden dort stehen. Eine Silhouette zeichnete sich vor dem Tal ab.
"Dave?", fragte ich leise.
Der Mann, es war eindeutig ein Mann drehte sich um.
"Hallo, Jennifer", sagte eine kalte Stimme.
Ich erschrak. Das war garnicht Dave. Jetzt sah ich, dass die Person etwas schmaler war und kürzere Haare hatte.
"Ich wusste, dass du kommen würdest." Ich hörte ihn lachen.
Ich zitterte, mir war das echt gruselig hier. Ich wollte einen Schritt zurückweichen, doch da stürmte die Person vor und hielt mich mit starkem Griff fest.
"Nein!", zischte er. "Bleib doch noch ein bisschen."
Ich wimmerte. "W-wer sind Sie?", flüsterte ich.
Er lachte wieder auf. Es lief ein kalter Schauer über meinen ganzen Körper.
"Ich bin Stephen. Ich glaube du hast von mir gehört", zischte er mir ins Ohr.
Ich schnappte nach Luft. Ashley's Bruder. Wahrscheinlich hatte sie ihm eher schlechtes von mir erzählt.
Mir lief eine Träne über die Wange.
"Schade, was? Ashley erzählte mir, dass du den netten Dave sehr gerne hast. Mal schauen, ob er dich auch suchen wird, wenn du auf magische Weise einfach so verschwindest."
"Nein!", schrie ich.
"Oh, doch meine kleine. Ich werde dich mitnehmen", sagte er leise.
Ich trat ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein und er erstarrte. Er war zwar Vampir, aber ich im Moment auch.
Seine kurze Regungslosigkeit nutzte ich und rammte ihm mein Knie in den Bauch.
Er knurrte und ich riss mich los. Er wollte mich schnappen, doch ich wich seiner Hand aus und schlug sie weg. Dann rannte ich davon, jedoch kam Stephen hinterher. Ich ballt alle meine Kräfte zusammen und stürmte vor. Stephen war trotzdem schneller.
Er packte mich an der Jacke und zog mich mit einem Ruck zurück.
Mir blieb die Luft weg.
Er hob mich mit Leichtigkeit hoch und ich zappelte und strampelte.
Ich traf seinen Arm und er ließ los, um mir jedoch gleich darauf den Arm auf den Rücken zu drehen.
Schmerz explodiert vor meinen Augen und einen Moment lang sah ich nur schwarz.
Ich kreischte auf und riss an meinem Arm, doch er gab nicht nach.
"Hab ich dich", flüsterte er mir ins Ohr. "Mal schauen, ob dich der kleine Dave vermissen wird."
Ich zischte. "Dazu wir es gar nicht kommen!"
Er lachte nur auf.
Er packte meine beiden Arme und schob mich vor sich her. Ich wehrte mich gegen seinen Griff, doch er hielt stand.
Jetzt sah ich auch, dass er hellblonde Haare hatte und ein hartes Gesicht.
Ich trat ihm auf den Fuß und knurrte und drückte meinen Arm so fest, dass das Blut nicht weiter fließen konnte.
Dann brach eine große Gestalt durch das Gebüsch und sprang Stephen auf den Rücken. Er schlug mit der Faust auf ihn ein und jetzt sah ich auch, wer es war. Dave. Mein Retter.
Ich schrie auf, als Stephen Dave gegen den nächsten Baum schleuderte und er zusammensackte.
Doch er stand wieder auf und trat Stephen die Beine weg. Er gab ihm einen Tritt in den Bauch und Stephen krümmte sich.
"Hau ab!", zischte Dave.
Stephen knurrte, aber richtete sich auf und rannte davon.
"Alles okay?", fragte Dave und kam auf mich zu.
Ich nickte stumm.
"Hast mir ganz schön Angst eingejagt", sagte er leise und strich mir über die Wange.
"Danke", flüsterte ich.
Er küsste mich sanft, doch dann löste er sich auch schon wieder von mir.
"Wir müssen die anderen suchen, es wird bald morgen", sagte er und ging auf die nächste Baumgruppe zu.
Ich folgte ihm. "Weißt du, wo wir lang müssen?", fragte ich ihn neugierig.
Er nickte knapp und die nächsten paar Minuten rannte ich schweigend neben ihm her.
Ich war sehr erschöpft, als wir schließlich am Auto ankamen.
Lucian, Diana und Sam waren auch schon da.
Ich konnte den traurigen Blick in Sam's Augen fast nicht ertragen, doch ich ging zu ihr.
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie senkte kraftlos den Kopf.
Eine Weile blieben wir so stehen, dann dämmerte auch endlich der morgen.
Nach einer halben Stunde ging der Mond unter und mir wurde erst heiß und dann atmete ich auf.
Mir war schwindelig, so schwach war ich und ich lehnte mich kraftlos an Dave. Wir fuhren zurück und Dave berichtete Lucian alles, was in der Zwischenzeit passiert war. Ich dämmerte vor mich hin und Sam schaute die ganze Zeit mit versteinertem Gesicht aus dem Fenster.
Wir fuhren am Haus von Lucian und Diana vor und Dave fuhr mich und Sam zurück.
Dave brachte mich noch vor die Haustüre und in meinem Zimmer fiel ich sofort auf mein Bett und in einen tiefen Schlaf.
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Bloodmoon (pausiert)
VampiroJennifer zieht nach Hamburg um. Da sie vorher auf dem Land lebte, ist das neue Leben in der Großstadt für sie sehr anstrengend. Doch sie findet neue Freunde und wird besonders auf Dave aufmerksam, der mysteriöse Junge verhält sich eigenartig. Mit se...