Kapitel 16 - Wiedersehen

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Jorge

Allmählich habe ich mich doch dazu gebracht, mit dem Zug nach Buenos Aires zu fahren. Schließlich hatte ich keine andere Wahl. Nach der Reise war ich dann so geschafft, dass ich mich in meinem Hotelzimmer aufs Bett schmiss und noch vollständig angezogen einschlief. Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf und hatte nichts zu tun, weshalb ich schon mal zum Set fuhr.

Jedoch merkte ich bald, dass meine Uhr nicht nach Argentinier Zeitzone ging und ich folglich zwei Stunden zu früh da war. Na toll. Jetzt noch ins Hotel zu fahren ist auch unsinnig, deswegen suchte ich mir irgendeinen Raum mit Instrumenten, setzte mich hin und fing an, zu spielen.

Tini

Drei Tage waren vergangen und die ersten Proben begangen. Ich war schon ziemlich früh da, weil ich Unpünktlichkeit hasste, aber außer mir war noch keiner da. Okay, ich gab es zu, ich bin zwanghaft überpünktlich, denn ich bin eine halbe Stunde früher als ausgemacht da. Also legte ich meine Jacke auf einen Stuhl in einem riesigen Raum und lehnte mich gegen die Wand, den Blick auf mein Handy gerichtet.

Keine Ahnung, wo ich hier war, wahrscheinlich werden hier die Tänze geprobt, auf jeden Fall simste ich mit Cristiana. Bis ich auf einmal eine wunderschöne Melodie hörte. Zuerst dachte ich, das wäre Einbildung, aber irgendwoher kam tatsächlich diese schöne Musik. „Warte mal kurz. Ich höre gerade eine fantastische Melodie, melde mich später wieder." Schrieb ich ihr und sperrte mein Handy. Ich musste wissen, woher das kommt.

Vorsichtig schlich ich mich dahin, wo ich die Musik vermutete. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil es ja schließlich kein Verbrechen war, wissen zu wollen, wer diese Musik spielte, also ging ich normal. Ich kam den Tönen immer näher...

Endlich stand ich im Türrahmen zu dem Raum, aus dem die Melodie klang. Mitten drin saß ein Mann mit einer Gitarre, das Gesicht weggewandt und eine Cap auf dem Kopf. Konzentriert zupfte er die Saiten und nickte den Takt dazu. Noch immer war ich wie verzaubert von dem Lied. Vor allem, als er anfing zu singen. Warte! Die Stimme kannte ich doch...

Unverkennbar war das Jorge, der da sang. Seine Stimme würde ich immer erkennen. Nur, was machte er hier? Langsam schritt ich in das kleine Zimmer, während meine Absätze klapperten. Das hörte Jorge und drehte sich um.

„Tini? Was machst du hier?" Ich lachte leise. „Was ich hier mache? Zufällig wohne ich in Buenos Aires und arbeite hier ab heute. Was machst DU hier?" Er stand auf und legte die Gitarre beiseite. „Ich wusste gar nicht, dass du wieder schauspielerst." Sagte er nur. „Du bist die männliche Hauptrolle, nicht?" riet ich und er nickte. „Von wem ist der Song?" fragte ich und wollte nicht allzu interessiert klingen. Schließlich war ich ja immer noch auf ihn sauer - offiziell zumindest. Nachtragend war ich eigentlich noch nie. „Der ist von mir. Ich habe ihn selbst geschrieben." „Echt? Jorge, das ist unglaublich. In dir schlummern ja verborgene Talente." Da fiel mir etwas ein. „Bist du derjenige Songwriter, der ein paar Songs für den Film geschrieben hat?" Wieder nickte er. „Sehr gesprächig bist du ja heute nicht." Meinte ich und er fuhr sich verlegen durchs Haar. „Ja, ich habe gestern nicht viel geschlafen." Meinte er, aber ich glaubte ihm nicht. „Komm schon! Was ist los?"

Jorge setzte sich wieder und senkte den Blick. Oje, hoffentlich war nichts Schlimmes passiert. „Wo stehen wir jetzt? Ich meine, wie sieht es jetzt zwischen uns aus?" fragte er dann und sah mir dabei tief in die Augen. Darauf war ich nicht gefasst und bekam ganz weiche Knie. Wieso musste sich das alles wiederholen? Ich setzte mich zu ihm. „Keine Ahnung."

„Es ist nur so...Ich würde echt gerne wieder von vorne anfangen, aber ich weiß, dass du das nicht willst." „Jorge, ich..." wollte ich ihm wiedersprechen, aber er ließ mich nicht aussprechen. Ich wollte ihm sagen, dass ich auch nochmal von vorne anfangen wollte und ihm schon längst verziehen hatte. „Nein, ist okay. Ich verstehe dich, ehrlich. Und es ist besser so. das mit uns ist einmal schief gegangen und das war Beweis genug. Aber es wäre trotzdem schön, wenn wir uns gut verstehen könnten, erst recht, weil wir jetzt zusammen den Film drehen." Ich nickte und musste mir die Tränen verkneifen.

Er wollte nicht mehr mit mir zusammen sein. „Klar. Es ist schön, dass du mich verstehst." Meinte ich und ging wieder aus dem Raum. Nein, ich flüchtete. Als ich außer Sichtweite war, lief ich schnell weg, zu dem Zimmer, in dem ich mein Zeug hatte. Sobald ich saß, ließ ich meinen Tränen ihren Lauf und vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich hatte alles versaut und jetzt war es endgültig vorbei!

Jorge

Ich konnte es kaum fassen, als plötzlich Tini vor mir stand. Sie war immer noch genauso schön und zuckersüß, wie als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Mir hat es fast das Herz gebrochen, als ich sie wieder sah, ich habe fast den Verstand verloren. Eigentlich wollte ich ja um sie kämpfen, aber ich konnte es nicht. Nicht so.

Ich wollte irgendetwas planen, sie zurückerobern und nicht so unerwartet. Aber da merkte ich, dass das was ich dachte ein totaler Unsinn war und ich sie so oder so zurückhaben wollte und dass ich meinen Kopf aus meinem Arsch ziehen sollte. Tini war die Liebe meines Lebens und wenn ich mich nicht schleunigst zusammenriss, dann würde ich das mit ihr für immer vergessen können.

Allmählich trudelten auch die anderen vom Set ein und Sam wollte unbedingt mit mir sprechen und mir die anderen vorstellen, da ich letztes Mal nicht da war. „Das war doch sicher deine Idee, oder? Tini und ich in einem Film?" Er nickte zufrieden. „Aber ich habe euch nicht nur aus diesem Grund ausgesucht. Ihr zwei seid die besten Sänger, die ich kenne, also die Spanisch können, und ihr habt diese Chemie untereinander, die man sofort sieht und mit hinein gezogen werden will. Das nutze ich natürlich für diesen Film." „Wie meinst du das?" „Tini und du, ihr spielt die beiden Hauptrollen!" Mit diesen Worten ging er in die „Empfangshalle". Na toll. Sie durfte die ganze Zeit vor mir stehen und so nah und mich küssen und ich musste mich zurückhalten, damit ich nicht über sie herfiel. Andererseits....konnte ich durch diese Gelegenheit meine zweite Chance bekommen.

Tini

Als alle versammelt waren, stellte Samuel Jorge allen Leuten vor, obwohl IHN ja eigentlich alle kannten. Zu jedem Namen sagte er die Rolle dazu und als er sagte: „Tini, die andere Hauptrolle kennst du ja bereits.", lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Das konnte ich nicht. SO zu tun, als wäre zwischen uns alles okay. Das hatte ich schon einmal hinter mir, beim Dreh von Violetta, das würde ich nicht noch einmal durchstehen. Das war Folter.

Just Another Jortini Story - Life goes on ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt