Kapitel 10 - Mädchen oder Junge?

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3 Monate später

Tini

Wir haben uns dann doch geeinigt, dass wir uns für das Kind zusammenraufen und wir uns während der Schwangerschaft vertragen, damit ich mich nicht aufregen muss. Ist alles nur für das Kind. Jorge hat auch nur ans Kind gedacht. Er liebte mich nicht mehr. Und ich hatte ihm eh noch nicht verziehen. Ich weiß auch nicht, ob ich ihm je verzeihen kann. Er war sowieso nur jedes Wochenende bei mir in Buenos Aires.

Offiziell steckten wir nur in der Krise, aber eigentlich waren wir gar nicht zusammen. Wir waren uns noch nie so fremd gewesen wie jetzt. Aber trotzdem war er für mich da. Nur verband uns außer unserem gemeinsamen Kind absolut nichts mehr. Keine Ahnung, was meine Mutter meinte, aber ich hatte das Gefühl, wir hätten nichts mehr gemeinsam.

Wegen dem Mutterschutz habe ich aufgehört mit dem Singen und irgendwie machte mich das noch depressiver. Das Singen strengte mich zwar an, aber ohne das Singen fühlte ich mich leer. Deswegen sang ich nur noch privat, was aber aufs Gleiche herauskam. Aber leider konnte ich nur noch meine Dusche begeistern, nicht tausende von Menschen.

Heute war der Termin, um endlich zu erfahren, ob mein – also UNSER Kind – männlich oder weiblich wird. Jorge wollte unbedingt einen Sohn, mir war es ziemlich egal, was es wurde, weswegen ich bisher auch keinen Gedanken daran verschwendet habe, wie ich sie oder ihn in Zukunft nennen würde. Cristiana, meine Mutter, ja sogar Mechi hatten sich sogar schon Namen überlegt. Aber ich würde mich frühestens festlegen, wenn ich erfahren hätte, was es würde.

Jorge

Nach dem Dreh rief ich Tini an, da sie vorhatte, zum Ultraschall zu gehen, um zu sehen, welches Geschlecht das Kind hat. „Versprich mir so bald wie möglich anzurufen, wenn du es weißt, okay?“ „Klar, mach ich. Aber heul mir bitte nicht die Ohren voll, wenn es ein Mädchen wird, okay?“ lachte sie. „Keine Sorge. Ein Mädchen wäre auch schön, aber ich denke mir nur, ein Junge wär cool. Mit dem könnte ich dann mit Autos spielen oder so.“ sagte ich grinsend. „Anfangs wird er – oder sie - von Autos sowieso nicht begeistert sein, also ist es die erste Zeit eh egal.“ „Aber dann alles rosa mit Glitzer und Herzchen….Igitt!“ Ich schauderte übertrieben. „Das müssen wir ja nicht machen. Ist alles Erziehungssache. Wir können das Zimmer ja auch lila oder orange streichen. Oder gelb. Du, ich muss Schluss machen, die Schwester schaut mich schon ganz böse an.“ Sie lachte und brachte mich dabei zum Schmunzeln. „Okay, dann bis später! Bye!“ verabschiedete ich mich und legte auf.

Tini

Bye…

Jorge war schon viel zu sehr Amerikanisch. Irgendwie gefiel mir das ganz und gar nicht. Zwar klang sein Akzent im Englisch ziemlich heiß, aber trotzdem mochte ich es lieber, wenn er spanisch redete. Ich vergötterte seinen mexikanischen Akzent und liebte es – nach wie vor - wenn er mich mi amor nannte. Was allerdings schon sehr lange nicht mehr vorgekommen ist. Dafür nannte er mich Darling, Honey oder manchmal sogar Babe. Das fand ich total seltsam, obwohl ich wusste, dass es für ihn nach der Gewohnheit geht. (In den Filmen spricht er natürlich nur englisch und redet seine Freundin anscheinend immer mit diesen Kosenamen an.)

„Martina Stoessel!“ rief die Schwester und ich stand auf. Ich folgte ihr in das Zimmer und legte mich auf die Behandlungscouch, -bank oder wie auch immer man das Teil nannte. Der Arzt kam, der mich bat, mein Shirt etwas hochzuziehen, damit er mit dem Ultraschall beginnen könne. Ich tat was er wollte und legte anschließend meine Hand auf meinen nackten Bauch. Der war noch keine Kugel, aber man konnte schon eine starke Wölbung erkennen. „Soooo, haben sie irgendwelche Probleme, oder wie läuft es?“ fragte er mich, als er sich mit Schwung auf seinen Stuhl schmiss. „Also die Übelkeit ist besser geworden und ich fühle mich insgesamt gesünder. Aber Probleme habe ich keine. Abgesehen mal davon, dass ich in keine Jeans mehr reinpasse.“ Sagte ich mit einem Lächeln und der Arzt lachte. „Jaja, das wird auch nicht besser.“ Verriet er mir, worauf ich nickte. War ja logisch.

„Also, da ist der Kopf…da sind die Beine, da die Arme…“ zeigte er mir auf dem Bildschirm und ich war überwältigt. Es war seltsam, zu sehen, was in mir drin war, und das noch so groß und genau. „Ist das, was ich denke, was es ist?“ fragte ich und zeigte auf den Bildschirm. Er nickte. „Also ist es ein Junge?“ „Oder ein Zwitter, aber das ist eher unwahrscheinlich.“ Schließlich druckte er das Ultraschallbild aus und drückte es mir in die Hand.

Die ganze Zeit musste ich das Bild anstarren. Auch, als ich schon längst aus dem Krankenhaus draußen war. Dann aber fiel mir ein, dass ich Jorge anrufen musste und holte gleich darauf mein Handy aus der Tasche. Erst schickte ich ihm das Ultraschallbild, dann rief ich ihn an. „Hi, Tini! Und, wie sieht’s aus?“ fragte er sofort, ohne, dass ich auch nur ein Wort gesagt habe. „Ein Junge. Wie du es voraus gesagt hast.“ Jorge jubelte und ich musste lächeln.

Jorge

„Und, was ist es?“ fragte Marcus neben mir und ich flüsterte ihm zu, dass es ein Junge wäre. „Ich habe dir das Ultraschallbild geschickt. Wenn du dir ganz sicher sein willst.“ Sie lachte leise. „Ich vertraue dir. Und dem Arzt auch. Ich gehe mal davon aus, dass er sein Fach versteht.“ „Ja, und wie. Er versteht es wirklich, Frauen zu befriedigen.“ Erwiderte sie. „Was?“ Sie lachte. „Nee, Scherz. Ich bin gerade echt voll gut drauf.“ Sie kicherte. „Das höre ich.“ Meinte ich und verdrehte lächelnd die Augen. „Ja, ich…“ hörte ich noch, dann war es still. Ein quietschen, ein Schrei, dann ein Knall. Und die Verbindung war unterbrochen.

Just Another Jortini Story - Life goes on ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt