Kapitel 5: Verzweiflung

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Raquels Sicht:
Verzweiflung. Welch ein einfaches unkompliziertes Wort für diese Grausamkeit die ein Mensch empfinden kann. Dieses Wort klingt einfach und leicht aber die Bedeutung ist so schmerzhaft. Ich dachte ich habe gewusst, was diese drei Silben bedeuten, doch da habe ich mich getäuscht. Noch nie habe ich so etwas empfunden wie jetzt in diesem Moment. Mein Körper ist völlig fertig, mein Geist ausgelaugt. Ich bin mit voller Wucht auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen, doch die Hölle wartete noch auf mich.

Mühsam schlug ich die verhedderte Decke meines Bettes zurück. Schwache Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und tauchten das Zimmer in ein fröhliches, goldenes Licht. Normalerweise würde ich mit vollem Elan aus diesem verdammten Bett springen und versuchen diesen Tag mit Erfolg zu meistern. Seit ich klein war, strebte ich danach immer das Richtige zu tun, die Bösen zu besiegen. Der Ehrgeiz trieb mich voran und verhalf mir zu einer steilen Karriere. Doch meine Familie leidete darunter, mein Ex fing an mich zu schlagen und ich verlor den Kontakt zu sämtlichen Freunden und Bekannten. An diesem Tag wurde mir der Verlauf meines verkorksten Lebens zum ersten Mal bewusst. Ich hatte den Punkt überschritten an dem ich noch an mich selbst glauben konnte und mich der Ehrgeiz trieb. Ich kam mir furchtbar egoistisch vor, ich wollte doch immer nur eine der guten sein und die Heldin spielen. »Nur leider musste man dazu wissen wer die Guten waren« dachte ich und schnaubte verächtlich. Voller Selbsthass schlurfte ich in den Flur. Im kompletten Haus war es still. Eine erdrückende Stille. Ich blicke auf die Uhr die auf einer Kommode stand. 5:30 Uhr. Kein Wunder warum niemand wach war. Meine Mutter weckte Paula erst gegen 6:15 Uhr. Meine arme Paula, wie sehr hatte ich sie in den letzten Wochen vernachlässigt. Ich war eine verdammt schlechte Mutter, ich schaffte es nicht einmal meine Tochter zu wecken und zur Schule zu fahren. Leise öffnete ich die braune Holztür des Badezimmers und schloss sie hinter mir. Mein trüber Blick fiel auf mein Spiegelbild. Was zum Teufel ist mit mir passiert? Tiefe Augenringe zogen sich über meine Wangen. Ich sah aus als hätte man mich verprügelt. Schön das ich mich auch genauso fühlte. Meine blonden Haare waren zerzaust und hingen mir verfitzt in das Gesicht und während ich näher an das Waschbecken und dem darüber hängendem Spiegel herantrat, fielen mir auch meine geschwollenen Augen auf, unter denen sich Tränensäcke gebildet hatten. Habe ich geweint? Ich versuchte die Antwort auf meine Frage zu finden, zog ich mich langsam aus und stieg in die Dusche. Mein Körper machte alles von allein, während ich in meinem Kopf weiter nach Antworten suchte. Doch da war nichts, nur eine dunkle, erschreckende Leere. Ich kannte dieses Gefühl, jedoch habe ich damals etwas wie Angst empfunden. Jetzt gerade spürte ich nichts. Selbst das eiskalte Wasser, welches auf mich nieder prasselte, löste keinerlei Reaktion aus. Ich stellte das Wasser aus und griff mechanisch zu dem Shampoo um meine verschwitzten und zerzausten Haare wieder in Ordnung zu bringen. Nachdem ich sie und meinen Körper komplett eingeschäumt hatte, stellte ich das Wasser wieder an. Schnell prasselten die Wassertropfen auf mich hinab und spülten mir die Seife vom Körper. Das Rauschen löste eine Erinnerung in mir und vor meinen Augen konnte ich wieder die Szenen sehen die mich in meinem Traum verfolgt hatten. Ich verfiel in eine Starre und ließ die Bilder zu, die auf mich einströmten. Ich weiß nicht wie lange ich so dastand, jedoch holte mich das Klopfen der Badtür zurück in die Wirklichkeit. „Mama, bist du da drin?" rief Paula, ihre Stimme klang dumpf durch Rauschen des Wassers, welches auf mich niederprasselte. Schnell und ruckartig drehte ich es ab. „Ja, du kannst reinkommen Schatz" rief ich und meine Kleine kam mit tapsigen Schritten in das geräumige Badezimmer. Ich öffnete den Duschvorhang und trat aus der Dusche, nahm zwei große Handtücher und wickelte eines um meinen Körper und das andere drehte ich zu einem Tohrbahn um meinen Kopf. Paula beäugte mich neugierig. „Wie geht es dir Schatz, hast du gut geschlafen?" fragte ich sie und strich ihr über die weichen Haare. „Ich habe sehr gut geschlafen aber Oma musste mich ja unbedingt wecken" antwortete sie und verdrehte mit einem Grinsen im Gesicht ihre strahlend blauen Augen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und mir wurde klar, das sie die einzige war, um die ich mich jetzt sorgen sollte und um die ich mich kümmern musste. „Was machst du eigentlich hier Mama? Bleibst du heute zuhause?" fragte sie mich hoffnungsvoll. Ich hockte mich vor ihr hin. „Ja Maus, ich bleibe heute hier, da meine Arbeit fertig ist. Was hältst du davon wenn ich dich heute zur Schule fahre und wir nach der Schule etwas schönes zu zweit machen?" Das kleine blonde Mädchen nickte eifrig und strahlte. „Ja unbedingt Mama" antwortete sie und umarmte mich. „Okay, dann wird es aber höchste Zeit das du dich  fertig machst" sagte ich, stand auf und hielt mein Handtuch fest, welches fast hinunter rutschte. Paula nickte eifrig und ich verließ lächelnd das Bad, nachdem ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. Ich musste mein Leben so schnell wie möglich wieder in die richtige Bahn lenken, für Paula und meine Mutter. Ich hatte keine Zeit mich mit meinen Gefühlen herum zuschlagen. Ich bin Raquel Murillo und diese gibt sich nicht so einfach geschlagen!! Nicht so.

Doch leider war dies nicht so einfach wie ich dachte.

Vielen Dank für über 130 Reads!! Ich hätte niemals gedacht, dass auch nur 3 Leute meine Story lesen, ich danke euch 🙏❤️

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