Kapitel 12: Vergebung

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Sergios Sicht:
Fröhliche und lachende Gesichter zogen an mir vorüber während ich noch immer hier stand. Auf einem kleinen Platz der umgeben war mit engen Gassen und Marktständen. Ich war nicht fähig mich zu bewegen. Alles Leben war aus meinem Körper gewichen und ich fühlte nichts außer Schmerz. Ich badete in Selbstmittleid und konnte mir selbst nicht helfen. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, fragte mich, wohin ich jetzt gehen sollte. Mit kleinen Schritten irrte ich durch die Gassen und fand meine Unterkunft. Anders konnte ich das große Haus vor mir nicht nennen. Mit langsamen Schritten ging ich zur Tür, kramte meinen Schlüssel hervor und brauchte 3 Versuche, um mit meinen tauben Fingern die Tür aufzuschließen. Ich schlug sie hinter mir zu, schmiss den Schüssel auf die kahle Kommode und rutschte an der Tür zu Boden. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht um die vorquellenden Tränen zu verdecken, obwohl niemand hier war. Ich versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken, doch es half nichts. Die Laute brachen aus mir hervor und ich schrie. Wem sollte ich etwas vormachen? Mein ganzen Leben war ein verdammter Witz und ich habe mich versucht hinter Büchern und einer komplexen Planung zu verstecken. Ich habe versucht, die unberechenbare, kalte Person zu sein, die alles und jeden unter Kontrolle hat. Selbst jetzt versuchte ich meine Verzweiflung zu verstecken und der kluge Professor zu sein. Doch schaffe ich es? Nein. Mein Selbsthass trieb mich dazu, aufzustehen und mich gerade hinzustellen. Ich wollte, dass der Schmerz mich noch mehr verletzt als er es schon getan hatte. Ich steckte jeden Messerstich weg, den er mir verpasste und stützte mich an der Kommode ab. Meine Tränen versiegten nicht. Sie flossen wie ein Wasserfall mein Gesicht hinab. Ich versuchte sie grob wegzuwischen, doch es half nichts. Wütend ging ich in die Küche und fegte alle Gegenstände mit einer Handbewegung zu Boden. Porzellan und Glas klirrte und zersprang auf dem teuren Fliesenboden. Die Scherben zeigten so gut, wer ich bin.

Ich könnte versuchen, das Geschirr wieder zusammenzusetzen und es in ihre alte Form zu bringen, doch würde das niemals funktionieren. Denn es fehlt immer ein kleiner Teil, der unter Schänken oder Regalen verschwindet. Ich konnte es wieder aufsammeln und zusammenkleben, jedoch wird es niemals wieder so aussehen wie früher. Es wird Risse haben und es werden Teile fehlen. Wichtige Teile, die es zu dem machen was sie sind. Die Teile die in Wut und Hass verloren gehen und nie wieder gefunden werden können, weil sie so weit von dir entfernt sind. Ich habe die wichtigsten Teile in meinem Leben verloren, warum sollte ich den wenigen Rest also noch aufsammeln? Ich könnte ihn genauso wie die Scherben in eine Tüte packen und in den Müll schmeißen. Ihn voller Wut gegen neue Teile ersetzten. Doch die Scherben waren so zerstört und niemand auf dieser verdammten Welt könnte sie gegen neue eintauschen.

Da stand ich nun. In der geräumigen Küche, auf dessen Boden das Chaos herrschte, das ich nur mit Mühe beseitigen konnte. Ich blickte aus dem großen Fenster rechts von mir und starrte die untergehende Sonne an. Sie strahlte Friedlichkeit aus, die ich in meinem Inneren so vermisste.

Das feste Klopfen an der hölzernen Haustür sorgte dafür, dass ich zusammenfuhr und einen erschrockenen Laut ausstieß. Sergio?! Sergio!" Tatjanas laute Stimme hallte stumpf zu mir. Langsam setze ich mich in Bewegung und öffnete ihr verwundert die Tür. Ihr Blick fiel sofort auf mich und entsetzt schnappte sie nach Luft. Erst da wurde mir bewusst, wie ich wahrscheinlich aussehen musste.
Was ist denn mit dir passiert?" fragte sie mich unerwartet sanft. Sie suchte meinen Blick und erwartete eine Antwort, doch ich trat nur stumm einen Schritt zurück und bat sie damit herein. Langsam trat sie in den großen Flur und ließ ihren Blick über das kahle Mobiliar wandern. Unschlüssig standen wir in dem Raum herum, denn ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte oder warum sie hierher gekommen war, obwohl sie mich nie wiedersehen wollte. „Sergio ich wollte mich bei dir entschuldigen, ich hab einfach überreagiert", flüsterte Tatjana und legte mir eine Hand auf den Arm. „Alles Okay, jeder hätte so reagiert", antwortete ich wackelig und versuchte so sachlich wie möglich zu bleiben, damit sie das Ausmaß meines Zusammenbruches nicht weiter mitbekam. Ihr Blick lag noch immer auf mir, doch sie sagte nichts. „Möchtest du etwas trinken? " presste ich hervor und versuchte die unangenehme Stimmung zu vertreiben. „Nein Danke Sergio, ich möchte aber mit dir sprechen" antwortete sie und lief den Gang entlang. Langsam folgte ich ihr und wusste nicht, was sie von mir wissen wollte. Mit mulmigen Gefühl schob ich die Küchentür leise zu, bevor ich ihr in den großen Aufenthaltsraum, in welchen der Flur mündete, folgte. Als wir uns auf die kleine Couch gesetzt hatten, welche in der Mitte des Raumes stand, entschuldigte sich Tatjana für ihren gewalttätigen Ausbruch und machte mich darauf aufmerksam, das ihr sehr wohl aufgefallen war, wie schlecht es mir ging.

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La Vida es un juego - Haus des GeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt