5.: Shit happens

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Ich ging langsam über die Straßen meiner Stadt, auf der Suche nach Alkohol.

Auf einmal sah ich einen offenen Kiosk und hielt darauf zu.

"Zwei Flaschen Vodka und 'ne Packung Zigaretten, bitte.", sagte ich zu der Frau hinter dem Verkaufstisch.

"Macht 10 Euro.", meinte sie und gab mir beides.

Gut, dass ich älter aussehe als ich eigentlich bin.

Ich kramte aus meinem Portmonee das Geld heraus, bezahlte und sah, dass ich nach diesem Einkauf nur noch 5 Euro übrig haben würde. Fuck.

Ich verabschiedete mich mit dem Gedanken, woher ich Geld kriegen würde.

Ich könnte etwas klauen. Nein.

Tiefer Schluck aus der Vodkaflasche.

Vielleicht. Man würde mich eh nie erwischen.

Weiterer Schluck.

Nein. Man würde mich erwischen.

Noch ein Schluck.

Ich könnte Adam anrufen. Er könnte mir helfen.

Wieder ein Schluck.

Er würde mir nicht helfen. Oder doch?

Ich trank die Flasche aus.

Schaute auf den Zettel, auf dem seine Nummer in ordentlicher Schrift stand.

Holte mein Handy heraus und speicherte mit zitternden Händen die Nummer ein.

Ob er wohl schon bei der Arbeit war?

Ich könnte ja nachschauen gehen.

Schon öffnete ich die nächste Flasche Vodka und trank.

Mit torkelnden Schritten suchte ich die Bar, in der Adam arbeitete.

Die Sicht verschwamm.

Ich blieb stehen und kotzte mitten auf die Straße.

Bah. Dieser Geschmack im Mund.

Ein weiterer Schluck Vodka.

Der eklige Geschmack nach Erbrochenem wurde durch einen scharfen, bitteren ersetzt.

Jetzt noch eine Zigarette und alles wäre perfekt.

Schnell zündete ich mir eine an - besser gesagt ich versuchte es.

Meine Hand zittere zu sehr, um der Zigarette Zeit geben zu können, Feuer zu fangen.

"Scheiße!", brüllte ich. "Scheiße!"

Ich warf die Zigarette auf den Boden und trampelte darauf herum.

Dann holte ich mein Handy hervor und rief Adam an.

"Hey", sagte er. Im Hintergrund war Stimmengewirr zu hören. Dann war er wohl auf der Arbeit.

"Ey. Ich b-brauche Hilfe.", lallte ich.

"Was ist los? Wo bist du?", fragte er besorgt.

"Keine A-Ahnung."

"Guck auf das Straßenschild."

Ich tat, was er sagte. Also...ich probierte es.

"Königsstraße. G-glaub ich zumindest."

"Ich komme, sobald ich mit meiner Schicht fertig bin. Warte dort."

"Danke."

Ich legte auf und setzte mich auf die nächste Mülltonne.

Der eklige Gestank drang in meine Nase, doch ich schlief ein.



"Jo? Jo!", rief jemand und gab mir eine Ohrfeige.

Ich schlug die Augen auf und sah Adam vor mir.

"Wie lange liegst du hier schon auf dem kalten Boden?"

Stimmt. Ich lag ja auf dem Boden. Huch. Dann war ich wohl im Schlaf gefallen. Shit happens.

"Keine Ahnung. Wieviel Uhr ist es denn?", fragte ich, noch leicht angetrunken.

"20 Uhr."

"Oh."

"Ja, oh! Weißt du wie ich mir Sorgen gemacht habe?! Scheiße, man.", sagte er mit zittriger Stimme.

"Du kennst mich kaum."

Er gab keine Antwort und zog mich hoch.

"Wir fahren jetzt nach Hause. Und dann erzählst du mir alles."

Da kam ich jetzt wohl nicht drum herum.

"Boah, ok. Wenns sein muss."

Ich steckte mir eine Zigarette an.

"Echt jetzt?!", fragte er mich wütend, nahm mir die Zigarette, warf sie auf den Boden und trat sie aus.

Ich quengelte wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. "Lass das!"

"Du machst dich komplett kaputt. Kümmerst du dich nicht um dich selbst?", fragte er.

"Ich bins nicht gewohnt, dass sich jemand um mich kümmert. Also tu' ichs auch nicht.", antwortete ich.

Kopfschüttelnd sagte er:" Dann gewöhn' dich mal dran."

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Narben { pausiert }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt