Kapitel 10.

893 28 5
                                    

,,Ich habe meine Mutter verpasst."

Ich spürte, wie mein schwerer Atem ein gewaltiges Gewicht auf meine Brust legte, was mir das Atmen nur noch mehr erschwerte.

Vorsichtig stand ich von meinem Bett auf und lief langsam zur Balkontür, um sie zu öffnen.

,,Meghan."

Seine Stimme hallte aus den Lautsprechern meines Telefon's, welches ich von meinem Bett nahm und damit auf den Balkon an die frische Luft ging.

,,Führ dich nicht so auf. Es ist alles okay."

Fassungslos sah ich auf mein Handy. ,,Wie kannst du sowas sagen? Es ist überhaupt nichts okay! Meine Mutter war hier und hat wahrscheinlich stundenlang auf mich gewartet und denkt ich wäre nicht gekommen, weil ich nicht mit ihr reden will. Dabei hatte ich keine Ahnung, dass sie da war, weil ich ihre Stimme nicht erkannt habe. Welche Tochter erkennt die Stimme ihrer eigenen Mutter nicht?! Ich kann doch nicht-"

,,Meghan! Hör auf! Atme."

Ich stockte, sah auf die weiße Sitzbank auf der anderen Straßenseite, die von einer Straßenlaterne beleuchtet wurde.

Ich hörte auf ihn, schloss die Augen und atmete tief durch.

Mich aufzuregen würde es nicht besser machen.

Ich lehnte mich ans kühle Geländer des Balkons und öffnete die Augen wieder.

,,Tut mir leid.", sagte ich. ,,Ich fühle mich einfach so schlecht deswegen. Gott weiß, was sie von mir denkt."

Ich war totmüde. Es war kurz nach Mitternacht und auch wenn mein Tag außergewöhnlich entspannt war, war mein Tag hiermit erledigt.

Es waren vielleicht 20 Grad, doch es kam mir eiskalt vor. Ich zitterte am ganzen Körper. Wegen der gewaltigen Kälte, die meine Haut umhüllte, als auch wegen der tiefen Schuldgefühle, die in mir tobten.

,,Das solltest du auch. Sie ist den langen Weg hierher gefahren, nur um dich zu sehen." , sagte Marcus, während meine Augen noch immer die Bank musterten. Der Tonfall war ruhig, als würde er damit erreichen wollen, dass seine Aussage weniger schuldzuweisend klang.

Aber er hatte Recht. Die Schuldgefühle in mir waren berechtigt.

,,Ruf sie an und entschuldige dich bei ihr. Deine Mutter ist eine wundervolle Dame. Ich habe all die Jahre nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass du dich schlecht fühlst,"

Das war nicht ganz wahr. Marcus hatte in den Jahren, die ich keinen Kontakt zu meiner Familie hatte, immer wieder kleine Anmerkungen darüber gemacht, wie ,,mutig" ich sei meiner ach so lieben Familie den Rücken zuzukehren.

Meistens hatten Savannah und Oliver mich dann in Schutz genommen, doch ich hatte immer eine Ausrede, dass er Recht hätte oder es nicht wirklich so meine.

Obwohl ich wusste, Marcus hatte Recht mit dem was er sagte, hatte ich mich trotzdem unmöglich bei meiner Familie melden können. Sie waren toxisch.

,,Aber jetzt reicht es, Meghan. Ich habe vor zwei Wochen mit ihr gesprochen und sie vermisst dich. Ist aber auch verständlich. Du bist sechs Jahre lang einfach verschwunden."

Schockiert sah ich auf den Bildschirm meines Handy's. Er hatte mit meiner Mutter gesprochen?

,,Was hast du eben gesagt?''

,,Ich hab gesagt, dass sie dich vermisst."

Perplex schüttelte ich den Kopf. ,,Du hast mit meiner Mutter gesprochen?"

Ferris - I'll Marry You, Believe Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt