Exchange Student [{NamJin}]

~36~

Ich liebte die Zeit bei Taehyung wirklich sehr. Er fuhr täglich mit mir ins Fitnesscenter, obwohl er es hasste. Nein, er hasste es nicht, er verachtete es, wenn nicht sogar mehr. Und auch heute, an meinem letzten Tag hier, musste er mit mir hier hin.

"Namjoon!", jammerte er erneut. "Wieso mussten wir heute schon um sechs Uhr hier hin, huh?!" "Tae", grinste ich, während ich weiter auf dem Laufband joggte. Taehyung lag schon fertig auf dem Boden daneben und jammerte vor sich her, während ich über ihn nur lachen konnte. Durch mich war er zum ersten Mal in seinem Leben in ein Fitnesscenter gegangen und ich glaube er hasste mich deshalb. Er würde schon drüber hinwegkommen.

"Ich werde um zehn Uhr zurück nach Seoul gebracht. Und ich wollte halt heute noch ein wenig Bewegung bekommen", sagte ich, während ich die Geschwindigkeit auf dem Laufband ein wenig erhöhte und somit fast spurtete.

"Ist das denn mein Problem?! Musst du mich so sehr foltern?!" "Tae", seufzte ich und stellte das Laufband langsam aus. "Du wolltest freiwillig mitkommen. Immerhin wolltest du doch Muskeln für die Ladys, genau deine Worte." "Halt doch die Fresse", grinste er und schleuderte mir sein Handtuch ins Gesicht. Dankbar nahm ich dieses an und wischte mir damit meinen Schweiß von der Stirn.

"Bah, du Fettsack!", beschwerte sich Taehyung mal wieder über mich. "Nimm gefälligst dein Handtuch oder-" "Oder was?", provozierte ich ihn ein wenig. Tae liebt es nämlich leere Drohungen auszusprechen und nicht umzusetzen, da er entweder zu schwach oder zu faul dafür war.

"Ich gebe dir eine frische Wichssocke mit!"

Und damit brachen wir beide in schallendes Gelächter aus. Irgendwie wurde diese Socke eine Art Insider von uns, der uns nur noch mehr verband als schon davor. Wir schnappten uns unsere Sachen und liefen dann weiter zur Klimmzugsstange, da ich meine Arme und meinen Rücken heute auch noch ein wenig trainieren wollte. Tae setzte sich entspannt in den Schneidersitz neben mich und nuckelte an seiner Wasserflasche.

Während ich also meine Klimmzüge machte, saß er da und machte rein gar nichts. Das repräsentierte unsere Beziehung eigentlich sehr gut. Und dafür liebte ich meinen Cousin einfach, da er so war wie er halt war. Liebenswürdig auf seine Art und Weise.

"Bist du bald fertig?", nörgelte er mal wieder, während er am Handy spielte. Ihm konnte man heute auch rein gar nichts recht machen. Kleine Pissnelke.

"Wie viel Uhr ist es denn?", keuchte ich angestrengt als Antwort, während ich weiterhin meine Klimmzüge machte. "Gleich halb neun", murmelte Tae. "Schon so spät?!", kam es von mir, während ich mich auf den Boden fallen ließ und nach meiner Wasserflasche griff. "Ja, deshalb will ich ja seit einer Stunde nach Hause!" "Ach Tae", lachte ich und wir nahmen erneut unsere Sachen, um in die Duschen zu kommen. Immerhin gab es gleich noch ein gemeinsames Frühstück, danach würde ich nach 'Hause' fahren. Und in einer Woche wäre ich dann auch endlich bei den Jeons in der Familie. Weg von Seokjin.

"Was ist los?", riss mich Taehyung aus meinen Gedanken, während ich in meiner Boxershorts unter einer Dusche in der Gemeinschaftsdusche stand. Wir wollten uns eigentlich beeilen, da ich um Punkt zehn Uhr zurück fahren wollte. Immerhin sollte heute viel Verkehr sein, da Samstag war und Morgen der letzte Tag vor Schulbeginn war. Außerdem wollte ich schon früher los, da Jimin und ich noch ein wenig Zeit miteinander verbringen wollten.

"Nur in Gedanken, sorry", murmelte ich. "Merkt man", lachte Tae, während er sich sein Handtuch um die Hüften wickelte. "Du sprichst schon wieder Englisch." "Stimmt", fiel mir lachend auf, ehe ich ebenfalls unter der Dusche wegging und mir mein Handtuch um die Hüften band. Taehyung zog mich danach förmlich aus der Dusche, man merkte ihm an, dass er so schnell es ging nach Hause wollte.

Nachdem wir uns umgezogen hatten, verließen wir beide das Fitnesscenter und liefen zu der Bushaltestelle, die direkt hier an der Straße lag. Mit dem Bus war der Weg nämlich deutlich kürzer, zu Fuß müssten wir länger als eine halbe Stunde laufen. Und da hatte ich jetzt auch keine Lust mehr drauf.