XXII.

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                                ~ Draya ~

Hermines Hand schoss so schnell in die Höhe, dass Draya neben ihr heftig zusammenzuckte. Harry und Ron hingegen zuckten nicht einmal mit der Wimper. Wie es schien, waren sie dies von ihrer Freundin schon gewohnt. Lupin nahm das Gryffindormädchen dran, indem er ihr freundlich zunickte und sie ratterte, als hätte man bei einem Rekorder auf Play gedrückt, einen Lehrbuchvermerk hinunter.
„Ein „Irrwicht“ ist ein Schreckgespenst, das jedem anders erscheint. Er lauert in einer Truhe oder einem Schrank, wie diesem hier, um nicht gesehen zu werden. Wenn er von einer einzelnen Person befreit wird, dann nimmt er die Gestalt an, die am Meisten von seinem Befreier gefürchtet wird. Bei Personengruppen weiß er jedoch meistens nicht, welche Gestalt angenommen werden soll. Ein Irrwicht kann mit Hilfe des Zauberspruches Ridikkulus unschädlich gemacht werden.“
Lupin lächelte zufrieden. „Sehr gut wie immer, Miss Granger. Noch einmal 5 Punkte für Gryffindor! Wissen Sie auch, wie der Ridikkulus-Zauberspruch angewendet wird?“

Hermines Ohren wurden rot und sie verneinte. „Nun gut, dann werde ich ihnen gerne mitteilen, dass wir uns in dieser Stunde ganz darauf konzentrieren werden, diesen Zauberspruch zu erlernen. Und zwar schwingt man den Zauberstab folgendermaßen“, er machte die Bewegung vor, „und die Aussprache ist Ridieekulus. Bitte sprechen Sie mir nach.“ Die Klasse wiederholte die Aussprache und, nach erneuter Aufforderung, ebenfalls die Handbewegung, die Lupin ihnen vorgemacht hatte. Dann begann Lupin zu erklären: „Ihr müsst schon vorher wissen, welche Gestalt der Irrwicht vermutlich annehmen wird. Ihr müsst euch versuchen, das „Schreckgespenst“ in einer solchen Form vorzustellen, dass es euch zum Lachen bringt. Durch Gelächter zerplatzt der Irrwicht. Versteht ihr?“

Die Schüler nickten, jedoch alle etwas nachdenklich, weil sie versuchten sich vorzustellen, wovor sie wohl am Meisten Angst hatten.
Auch Draya überlegte. Sie hatte mehrere Ängste, daher wusste sie nicht, welche wohl ihre Größte darstellte, jedoch hoffte sie, dass es schon alles gut werden würde.
Die Schüler stellten sich in einer Reihe auf, und der arme Neville, der am Ängstlichsten von allen aussah, wurde durch die aufgeregt schnatternde Schülermenge nach vorne gedrängt, bis er als erster vor dem großen Holzschrank stand.
Sein bleich gewordenes Gesicht spiegelte sich in dem Frontspiegel und Draya sah, wie sehr seine Hände zitterten, die sich nun fest um den Zauberstab klammerten.

„Sehr gut, Neville, ich freue mich über deinen Mut“, strahlte Lupin den Jungen an. Oh Professor Lupin, Sie missverstehen da etwas grundsätzlich falsch, dachte Draya betrübt. Neville antwortete Lupin nicht, sondern starrte entsetzt den Schrank an. „Und? Wovor hast du am meisten Angst, Neville?“, fragte der Professor freundlich. Neville druckste herum. „Nun?“ – „Vor.. Professor Snape“, antwortete Neville peinlich berührt. Die Klasse lachte, Lupin brachte sie jedoch mit einer Handbewegung zum Schweigen.
Auch Draya lachte nicht. Snape also… gute Wahl, Neville, dachte sie bitter.

„Professor Snape also.. gute Wahl Neville“, sagte Lupin, als hätte er Drayas Gedanken gehört. Dann grinste er. „Und was wirst du also tun?“ – „ich weiss es nicht, Sir“ – „Neville, du hast doch eine Oma, oder?“ – „Ja, aber der Irrwicht soll bitte auch nicht aussehen wie sie…“ Die Klasse lachte wieder, und dieses Mal konnte auch Draya sich ein Grinsen nicht verkneifen. Armer Neville, er tat ihr gerade richtig leid.
„Und deine Oma, Neville, was trägt die so? Wie wäre es, wenn…“ und Lupin flüsterte seinem Schüler etwas ins Ohr. Draya konnte in seinem Spiegelbild Überraschung, dann ein kleines Lächeln sehen. „Okay, bereit?“ Neville nickte mit etwas Selbstbewusstsein, das ihm wirklich sehr gut stand, und Lupin machte wiederum mit seinem Zauberstab eine lässige Bewegung Richtung Holzschrank. Alle Riegel, die den Irrwicht eingesperrt hatten, flogen gleichzeitig zurück.
Langsam und bedrohlich öffneten sich die Schranktüren und gaben die Sicht auf seinen komplett schwarzen Inhalt frei. Dann, ganz plötzlich, erschien wie aus dem nichts eine Hand an der offenen Tür, sodass alle Schüler erschrocken zurückwichen. Dann schob sich eine Gestalt heraus und Neville wurde blass wie ein Vampir.

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Und? Was oder wen, glaubt ihr, wird Draya wohl sehen? :)

Hogwarts - neue Schule, neue Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt