II.

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Frustriert ließ Draya sich im Gang des Zuges fallen. Jedes Abteil schien besetzt und niemand wirkte auf sie, als wäre sie willkommen. Nun gut, sie konnte auch gut alleine sein. Sie griff in ihre Hosentasche und zog ein Handy und Kopfhörer hervor. Wenn keiner mit ihr reden wollte, dann würde sie sich eben mit sich selbst beschäftigen. Das konnte sie mittlerweile unglaublich gut. Sie steckte die Kopfhörer in ihre Ohren und drückte auf Play. Sofort begann die Musik zu spielen und sie wurde schlagartig ruhig und entspannt. Diese Wirkung hatte nichts sonst auf dieser Welt auf das Mädchen. Gedankenverloren stand Draya wieder auf und ging leise summend durch den Zug. Dabei sah sie aus dem Fenster und achtete nicht so sehr auf den Weg, außer wenn sie entgegenkommenden Personen ausweichen musste. Nach etwa einer Stunde - sie hatte nicht einmal die halbe Playlist ihrer Lieblingssongs durchgehört - tippte ihr plötzlich jemand auf die Schulter. Sie nahm den rechten Kopfhörer aus ihrem Ohr und drehte sich zu der Person um. Es war wieder ein Junge, etwa einen Kopf größer als sie, mit rabenschwarzen Haaren und grünen Augen, der sie freundlich ansah. "Hallo.. Wir haben dich an unserem Abteil nun schon zum 4. Mal vorbeilaufen sehen.. Ist alles in Ordnung?" Draya lächelte leicht verlegen. >>Wie peinlich<< dachte sie. "Nun ja ich... Um die Wahrheit zu sagen, ich wusste nicht wo ich hin sollte, weil alle Abteile besetzt waren. Nun laufe ich eben durch den Zug, um irgendetwas zu tun zu haben", murmelte sie und senkte den Blick. Der Junge nickte verständnisvoll. "Du bist die Austauschschülerin von der alle reden, nicht wahr? Hey, du brauchst dir echt keine Gedanken zu machen. Die meisten Schüler sind wirklich nett.. Du hättest dich ruhig irgendwo dazusetzen können. In unserem Abteil sind noch einige Plätze frei, du kannst dich ruhig zu uns setzen." Dankbar nahm das Mädchen das Angebot an und folgte dem Jungen, der sich selbst als Harry vorgestellt hatte, mit gesenktem Blick. Dieser blieb nach einigen Abteilungen stehen und schob eine Tür auf. Drinnen saßen ein Mädchen mit braunen Locken, braunen Augen und einem wunderschönen Lächeln, das sich als Hermine vorstellte, und ein großer Junge mit feuerrotem Haar, der von seinen Freunden Ron genannt wurde. Auf Nachfrage erklärte er ihr, dass dies die Abkürzung für Ronald war. Für Draya, die ja aus Deutschland stammte, waren es recht ungewöhnliche Namen, aber sie gab ihr Bestes, sich die Namen ihrer quasi Retter zu merken.
Die Drei fragten sie allerhand Sachen und so kamem sie schnell in ein Gespräch. Draya musste grade die Essgewohnheiten der Deutschen erklären, als plötzlich die Abteilungstür aufgerissen wurde und - Draya wurde kreidebleich - Malfoy in der Tür stand. Er selbst bedachte sie eines flüchtigen Blickes aus dem Augenwinkel, der bewirkte, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten, dann widmete er sich seinem anscheinend eigentlichen Ziel. "Potter", höhnte Malfoy und verschränkte die Arme. Draya zog eine Augenbraue hoch und sah Harry an. Das war der Harry Potter? Verwirrung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sie saß grade wirklich mit dem berühmten Potter in einem Abteil. Sie wiederholte dies in ihren Gedanken, aber so wirklich glauben konnte sie es nicht. "Malfoy.", hörte sie Harry sagen, da schon sich Hermine dazwischen. "Was willst du hier? Kannst du uns nicht wenigstens bis wir in der Schule sind in Ruhe lassen? Wie du siehst haben wir Draya, unsere deutsche Austauschschülerin hier. Bitte tu uns einmal den Gefallen und blamiere uns nicht international." Hochnäsig blickte Hermine Malfoy an. "Du wertloses Schlammblut wagst es...!-" Ron und Harry sprangen wortlos und vor Wut geröteten Gesichtern auf. Malfoy, der alleine war, verstummte. "Wo hast du denn deine Anhängsel Crabbe und Goyle gelassen?", höhnte Ron. Malfoy starrte ihn wütend an. "Ich bin nur hergekommen, um euch zu sagen, dass keiner auch nur annähernd von euren angeblichen "Heldentaten" in Hogwarts beeindruckt war. Also bildet euch gefälligst nichts ein. Und ich hoffe doch sehr, dass ihr die Schule dieses Jahr nicht wieder ins Chaos stürzt!" Mit diesen Worten drehte er sich mit Schwung um und verschwand, wobei er die Tür des Abteils hinter sich zuknallen ließ. Draya starrte ihm nach, erleichtert, weil er nun endlich weg war, aber dennoch verwirrt, weil sie kein Wort von den Anschuldigungen beider Seiten verstanden hatte. Harry bemerkte ihren Blick, seufzte und holte sie damit zurück in die Wirklichkeit. "Malfoy und ich.. Nun ja. Verstehen uns nicht besonders gut, wie man vielleicht bemerkt hat." Ron ließ ein verächtliches Schnauben hören. "Wir können uns seit unserer ersten Begegnung nicht leiden und ich bezweifle, dass sich das jemals ändern wird. Wenn ich dir einen Rat geben darf - halte dich lieber fern von ihm. Sein Vater ist...-" "... Ein Todesser. Ja, ich weiß", murmelte Draya leise und mit gesenktem Blick. Sie musste all ihre Willenskraft aufwenden, um ihre Stimme ruhig zu halten. Verwundert sahen die Drei sich an. "Woher weisst du, dass Lucius Malfoy ein Todesser ist?", wollte Hermine dann von ihr wissen. "Nun ja.. Einige Dinge machen auch in der Welt ihre Runde", wich Draya der Frage aus. Verwirrte Blicke lagen auf ihr, doch da ertönte ein seltsames Geräusch aus Hermines Umhang. Es klang wie eine Mischung aus dem Schrei einer Eule und dem Schnurren einer Katze. Das Gryffindor Mädchen seufzte und holte eine kleine, golden schimmernde Kugel hervor und betätigte einen Mechanismus. Sofort erstarb das merkwürdige Geräusch. "Wir sind fast da.. Wir sollten uns umziehen", wechselte Hermine das Thema für die Austauschschülerin. Dankbar lächelte Draya Hermine an, die das Lächeln erwiderte, und dem Mädchen wurde warm ums Herz. Vielleicht war der Start nicht so ganz optimal gewesen, aber nun war sie sich fast sicher - es würde ein schönes Jahr werden.

Hogwarts - neue Schule, neue Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt