LXII.

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~ Draco ~

Draco kam im Slytherin Gemeinschaftsraum an und ließ sich auf das Sofa vor dem leise prasselnden Feuer des Kamines fallen. Es war weit nach Mitternacht und doch war er nicht müde. Als Draya den Turm zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws so weit erklommen hatte, dass sie ihn nicht mehr sehen konnte, hatte er erst einmal einen kleinen stillen Freudentanz aufgeführt. Das hätte er auch niemals vor ihr machen können- war ja schließlich peinlich. Außerdem musste er auch sein Image als coolen Typen aufrecht erhalten- um seinetwillen. Er grinste noch immer wie betrunken und fuhr sich durch die Haare. Nun musste er nur hoffen und beten, dass der See zum Neujahr nicht zugefroren sein würde. Ein leises Krächzen brachte ihn jedoch in die Realität zurück. Sein Uhu saß auf einer Stange am Feuer und starrte ihn an. Es sah fast aus als würde er fragen "aber sonst geht's dir gut, ja?" Draco verdrehte die Augen. "Was denn? Ich beruhige mich ja schon wieder." Unbeeindruckt von seinen Worten hielt ihm der Uhu sein Bein hin. Erst da sah Draco, dass eine Nachricht daran befestigt war. Um das Pergament war ein grünes Band befestigt. Oh shit. Er hatte in seiner Glückseligkeit vergessen, seinem Vater die versprochene Nachricht zu schicken. Er knirschte mit den Zähnen. Das würde Ärger geben. Mit zitternden Händen löste er das Pergament vom Bein des Uhus. Dadurch, dass er sich nicht gleich aus dem Staub machte war Draco klar, dass eine Antwort erwartet wurde. Sofort.

Er schloss kurz die Augen um sich zu sammeln, dann öffnete er den Brief. Merlin sei Dank war es kein Heuler. Aber er wusste aus Erfahrung, dass seinem Vater diese Art der Magie ohnehin zuwider war. Er dachte zurück an den Heuler, den Weaslebee im vergangenen Jahr kassiert hatte und unterdrückte ein Grinsen. Dann las er die Zeilen seines Vaters. Der Brief war nicht sonderlich lang.

D.M.,

Informationen. Jetzt. Du hast jetzt genug Zeit gehabt. Vielleicht auch Spaß, das kann ich nicht einschätzen. Es ist wichtig und dringend. Beeile dich.

L.M.

Draco seufzte frustriert und fuhr sich durch sein platinblondes Haar. Er hatte Gewissensbisse seiner Freundin gegenüber. Er wusste, dass Draya noch immer etwas vor ihm verbarg, was ihn ärgerte. In ihrer Erzählung war allerdings mitgeschwungen, wie viel Angst sie vor den Menschen hatte, die ihr unaussprechliches angetan haben mussten. Kein Wunder also, dass sie nicht darüber reden wollte. Er konnte sich nicht vorstellen wie es sich anfühlen musste, eine solche Last ganz alleine zu tragen. Aber auch das Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber war stark. Und der Drang danach, seinem Vater alles an Informationen zu geben, damit dieser stolz auf ihn war und ihn anerkannte. Es war sehr schwer, dies von seinem Vater zu bekommen. Aber war das wirklich das richtige Weg? Draya hatte auch schreckliche Angst vor seinem Vater. Das war offensichtlich. Sie hatte jedoch auch gesagt, dass sie die Männer, die ihr all das angetan hatten, nicht kannte. War es also sicher, seinem Vater alles zu berichten?
Sein Uhu krächzte ärgerlich und sprang auf seine Schulter, während er mit seinem Kopf einige Male gegen seinen schlug. "Aua sag mal spinnst du??" Der Uhu krächzte erneut und sprang wieder hinüber auf die Stange, wo er Draco mit seinen klugen Augen durchbohrte.

Draco seufzte ergeben. Ihm blieb ja doch keine Wahl. Und mal davon abgesehen... Sein Vater würde ihr schon nichts antun. Er hatte einfach ein Interesse an talentierten Zauberern. Vielleicht wollte er ja auch einfach eine gute Partie für seinen Sohn suchen? Bei dem Gedanken stoben die Schmetterlinge in seinem Bauch auseinander und er hätte sich gerne geohrfeigt. Natürlich. Lucius Malfoy geht auf die Suche um eine Partie für seinen minderjährigen Sohn zu suchen. Sicherlich. Lächerlich.

Er stand auf und ging in Richtung seines Zimmers. Der Uhu kreischte warnend. "Reg dich ab, ich gehe nur Pergament, Feder und Tinte holen", brummte Draco und setzte den Weg fort. Er öffnete die leise knarrende Tür zu seinem Zimmer, aus dem ihm Blaise laut entgegen schnarchte und schnappte sich in völliger Dunkelheit alle Utensilien, die er benötigen würde, um seinen Brief zu schreiben. Er sah vielleicht nicht so aus und wirkte auch nicht so, aber er war sehr ordentlich und wusste stets, wo seine Sachen zu finden waren. Leise schloss er die Tür hinter sich und kehrte zurück in den Gemeinschaftsraum, wo er sich am Kopf der Tafel, die sich in der Mitte des Raumes befand, niederließ. Er tauchte seine Feder in das Fass mit dunkelgrüner Tinte ein, entrollte das Pergament und hielt einen kurzen Moment inne, bevor er schrieb:

Hogwarts - neue Schule, neue Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt