XLVII.

814 47 8
                                    

~ Draya ~

Cho lief geradewegs auf eine Gruppe von fünf anderen Ravenclaws zu, die allesamt mit Rennbesen bewaffnet waren. "Cho!", wurde sie von einem Jungen mit dunklen, etwas längeren Haaren und ebenso dunklen Augen begrüßt. Sein Haarschnitt erinnerte Draya ein wenig an den Haarschnitt der Beatles. Chos einziger Kommentar, als das Mädchen ihr von ihrer Assoziation erzählte, war jedoch lediglich wer zum Merlin denn nun wieder die Beatles waren.
Der Junge hielt Cho einen zweiten Rennbesen, den er ihr anscheinend mitgebracht hatte, hin. Sie ergriff den Besenstiel und bedankte sich lächelnd.
Draya blieb einige Schritte vor der Gruppe stehen. Plötzlich fühlte sie sich zu schüchtern, um sich einfach dazu zu gesellen.

"Wen hast du denn heute mitgebracht?... Oh warte, ich erinnere mich! Du bist die Austauschschülerin aus Deutschland, oder?" Plötzlich sahen Draya sechs Augenpaare an, und sie begann sich unbehaglich zu fühlen, überspielte das aber mit einem Lächeln. "Ehm... ja. Ich bin Draya. Draya Kallir." Der Junge, der Cho ihren Besen überreicht hatte, lächelte sie freundlich an. "Und ich bin Roger. Roger Davies. Und wir sind die Quidditch-Mannschaft der Ravenclaws. Ich bin Jäger." - "Kate-" "-und Amanda. Wir sind die Treiberinnen des Teams. Mit uns müssen die anderen sich unbedingt gut stellen, sonst kriegen sie - natürlich nur ganz aus Versehen - den einen oder anderen Klatscher ab." Amanda, das Mädchen mit den blonden Locken und den braunen Augen zwinkerte Draya frech grinsend zu. Sie war der Austauschschülerin sofort sympathisch. "Und wie unglaublich hübsch sie ist", schoss es ihr durch den Kopf.
"Jack-" "-Richard. Wir sind ebenfalls Jäger", grinsten die beiden Jungs, die sich eher im Hintergrund zu halten schienen. "Und unsere Sucherin Cho kennst du ja offensichtlich schon", lächelte  Roger. Draya nickte allen höflich zu, wenngleich sie die Hälfte der Namen bereits direkt wieder vergessen hatte. Heimlich verfluchte sie ihr Kurzzeitgedächtnis, das weniger bei sich behalten konnte als ein Sieb. Nur Amandas und Rogers Namen waren ihr nicht direkt wieder entfallen.

"Und unser Hüter Leo... fehlt. Seit Anfang des Schuljahres hat er sich nicht einmal zum Training blicken lassen! Mann - was ist denn nur los mit ihm?!" Die Treiberin, die nicht Amanda war, zuckte nur gleichgültig mit ihren schmalen Schultern. Draya musste ganz ehrlich sagen, dass sie es so einem schmalen Persönchen nicht zugetraut hätte, die garstigen Bälle wegzuschleudern. "Vielleicht hat er ja einfach keine Lust mehr auf Quidditch?", mutmaßte sie halbherzig und ein vorwurfsvoller Blick von Davies traf ihre gleichgültige Miene. Später erklärte Cho, dass Davies ihr Mannschaftskapitän war und folglich die Führung der kleinen Gruppe übernommen hatte.

"Hättest du ihm keine Hoffnungen gemacht, nur um ihm dann einen Korb zu geben, wären wir jetzt gar nicht in der Situation, Kate", schaltete sich Jack ein, der sich ganz offenbar verpflichtet fühlte, seinen Freund zu verteidigen. "Jack", ermahnte Cho den Jungen mit den schwarzen Locken und dem gebräunten Teint zum Verstummen, doch seine Augen zeigten Draya mehr als deutlich, was er dachte. Richard, ein Junge mit kurz geschorenen, blonden Haaren und grünen Augen, die an das Laub eines dichten Waldes erinnerten, legte Jack beruhigend eine Hand auf die Schulter.

"Beruhigt euch alle wieder, bitte Leute. Wir sind eine Mannschaft und wir halten alle zusammen- vergesst das nicht", sagte Davies mit ruhiger Stimme. Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Der Kapitän seufzte und entspannte sich ein wenig. "Willst du Quidditch ausprobieren?", wandte er sich dann neugierig an Draya, wie um das Thema zu wechseln. Die Angesprochene lachte. "Klar gerne - wenn ich es wider Erwarten heute schaffe, mehr Zeit auf als unter dem Besen zu verbringen." Davies sah sie verwundert an. "Du hast noch nie auf einem Besen gesessen", schlussfolgerte er nach einigen Augenblicken aus ihrer Aussage. Draya nickte, ein wenig peinlich berührt. "Wow, ich glaub's ja nicht! Dafür sah dein Ritt auf dem Rücken von Seidenschnabel aber echt gut aus!" Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Draya sah ihn überrascht an. Das war das erste Mal, dass jemand ganz offensichtlich begeistert von Hagrids magischen Tierwesen war. Cho räusperte sich. "Ja - Davies ist echt.. sehr begeistert von Tierwesen aller Art." Davies nickte grinsend, da fiel es Draya wie Schuppen von den Augen. Das war der Junge, den sie während ihrer Stunde Pflege magischer Geschöpfe des öfteren bei Cho gesehen hatte, wenn sie von Seidenschnabels Gehege gekommen war. "Wenn du möchtest, nehme ich dich mal mit zu Seidenschnabel, wenn dir die Flubberwurm-Pflege zu sehr auf die Nerven geht - Hagrid hat bestimmt kein Problem damit", lächelte sie den Jungen etwas schüchtern an. "Was?? Wirklich?! Toll, danke! Sehr gerne!", freute sich Davies. Draya grinste Cho über die Schulter hinweg an und formte mit den Lippen ein: 'Aber ich bin ja leicht zu begeistern' und zwinkerte ihr zu. Cho musste sich das Lachen verkneifen, nickte ihr aber zustimmend zu.

Hogwarts - neue Schule, neue Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt