XLIX.

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~ Draco ~

An diesem Morgen hatte Draco unfassbar schlechte Laune. Er hatte kaum - eher gesagt gar nicht - geschlafen. Er hatte sich die ganze Nacht über den Kopf darüber zerbrochen, was und vor allen Dingen wann sein Vater ihm eine Antwort auf all seine Fragen zukommen lassen würde.
Gelangweilt saß er am Gemeinschaftstisch der Slytherins in der großen Halle und stocherte in seinem Frühstück herum, das an diesem Morgen aus ein wenig Rührei und zwei Scheiben Toasts mit Bohnen bestand.

"Draco, was hast du schon wieder?", wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Zabini hatte sich auf den freien Platz links neben ihm fallen lassen, gähnte einmal herzlich und begann, sich den Teller mit den verschiedensten Leckereien zu beladen. Manchmal Frage ich mich ja schon, wo er das alles hinfrisst. "Nichts habe ich. Das Warten auf die Post macht mich nur wahnsinnig", knurrte er seinen eigentlich besten Freund an und widmete sich wieder seinem Teller. Ich sollte wirklich versuchen, zumindest eine Kleinigkeit zu essen. Er führte eine Gabel voll Rührei zum Mund und begann lustlos darauf herum zu kauen. Es schmeckte wie jeden Morgen gut, aber Draco genoss es nicht so sehr wie sonst, da seine Gedanken und sein gesamter Zustand immer weiter abzudriften drohte.

"Denkst du an sie?", fragte Zabini wie nebenbei und biss ein Stück von seinem Bacon ab. Die Frage überraschte Draco so sehr, dass er sich an dem Bissen, den er gerade hinunterwürgen wollte, verschluckte und so heftig husten musste, dass ihm die Tränen kamen.

Blaise musterte ihn unbeeindruckt und aß langsam seinen Bacon weiter. "Das nehme ich als ein ja", kommentierte er trocken, als Draco aufgehört hatte zu husten und schob ihm einen Becher Kürbissaft hinüber, das er ganz nebenbei für ihn eingeschenkt hatte. Gierig stürzte Draco den Inhalt des Bechers hinunter und schnaufte tief durch. Crabbe und Goyle sahen unsicher von der anderen Seite des Tisches zu den beiden hinüber. Auch Pansy beobachtete das Geschehen, aber seitdem Draco ihr die Meinung gesagt hatte, war ihr wohl klar geworden, dass er sie nicht besonders gut leiden konnte und hielt sich meist im Hintergrund, wie auch heute. Darüber war der platinblonde Slytherin nicht undankbar, musste er zugeben.

"Blaise, was redest du für einen Unsinn", knurrte er, noch immer mit leiser, belegter Stimme, um nicht den nächsten Hustenanfall auszulösen. "Ist es etwa nicht wahr? Dann sag doch, worüber du seit Tagen so intensiv nachdenkst. Denkst du echt, wir merken das nicht?" Falsch Blaise- du bist der Einzige, der das merkt. Draco räusperte sich. "Der Brief meines Vaters. Er hat mir vor kurzer Zeit noch einen weiteren zukommen lassen. Gestern habe ich geantwortet und einige Fragen gestellt. Heute wird - mit ein bisschen Glück - seine Antwort kommen", sagte er leise und beschwörerisch zu Blaise. Er hoffte und betete, dass dessen Neugier damit gestillt sein würde und er nicht noch mehr Fragen stellen würde. Aber natürlich fragte Blaise weiter. "Und worum geht es in eurem Briefen? Doch nicht etwa um Kallir?" Draco hatte gemerkt, dass ihm für einen Moment die Gesichtszüge entglitten waren. Blaise wissendes Grinsen ließ ihn erkennen, dass auch seinem Gesprächspartner dies nicht entgangen war. "Aha - wie der Vater, so der Sohn also. Das ist ja schon fast pervers", grinste Blaise ihn anzüglich an. Eine Wärme breitete sich über Dracos Gesicht aus, die er noch nie zuvor gespürt hatte und er erschrak. Wurde er etwa krank? Er fasste sich an die Wangen. Tatsächlich - sein Gesicht war wirklich total warm geworden. Ebenso erschrocken starrte ihn jetzt auch Zabini an, bevor er in laut schallendes Gelächter ausbrach. Dies brachte ihnen einige genervte wie neugierige Blicke ihrer Mitschüler ein. "Blaise was ist jetzt schon wieder dein Problem?", schimpfte Draco. So langsam verlor er die Geduld.

"Draco - warum wirst du denn rot?"

Draco's Augen weiteten sich vor Schreck. "Ich... Ich werde doch nicht rot, was war in deinem Frühstück? Bist du einfach nur bescheuert?! Oder hast du Halluzinationen?!", meckerte er lautstark, als er sich wieder gefangen hatte. Blaise kicherte wie ein Mädchen aus dem ersten Schuljahr. "Ich glaub's ja nicht, dass ich das nochmal erleben durfte. Du wirst rot? Wegen eines Mädchens?", vergewisserte sich Zabini, noch immer mit diesem anzüglichen, wissenden Grinsen auf den Lippen. Am Liebsten würde Draco Malfoy seinen Hinterkopf nehmen und seinen Kopf in den Krug mit Kürbissaft stecken.
Er riss sich jedoch zusammen und bemühte sich, wieder seine kalte Maske aufzusetzen, wenngleich Blaise ihn ganz schön aus dem Konzept geworfen hatte. Dabei wusste er nicht einmal genau, warum ihn dieses Thema so sehr verwirrte.

Hogwarts - neue Schule, neue Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt