XXXVII.

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~ Hermine ~

Hermine beobachtete, wie Harry den Papierflieger des Slytherins, der vom anderen Ende des Raumes gekommen war, auseinanderfaltete und sie erkannten das geschmacklose Bild darauf. Sie sah, wie Harry blass wurde. Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, nahm ihm die Zeichnung aus den Händen und zerriss das Blatt genüsslich. Die Schnipsel ließ sie mit einem leise gemurmelten Zauber in den im Gegensatz zu dem Raum schon fast schrecklich normal aussehenden Papierkorb an der Tür fliegen. Dieser erwachte zum Leben und begann, die Papierreste genüsslich zu zerkauen. Ja – auch der Papierkorb war ein magisches Objekt, auch wenn es tatsächlich nicht danach aussah.
Nachdem dieses schreckliche Papier komplett zerkaut worden war, warf sie Draco Malfoy einen eisigen Blick zu, der sich jedoch schon wieder abgewandt hatte und in der Gegend herumstarrte. Wie konnte man nur so sein wie… dieser Mensch? War er überhaupt ein Mensch?!
Nun war es Ron, der Hermine beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. Als sie ihn fragend ansah, fing sie seinen besorgten und fragenden Blick auf. „Es ist Malfoy, kein Grund sich aufzuregen und ihn mit Blicken zu erdolchen, der ist doch immer so bescheuert. Ändern können wir ihn ja eh nicht“, murmelte Ron ihr zu und sie nickte zustimmend. Er hatte absolut Recht und es war in der Art ja auch genau das, was sie Cho hatte begreiflich machen wollen. Warum also regte sie sich jetzt auf?
Sie versuchte sich wieder auf ihre Aufzeichnungen zu konzentrieren, wie es sich für „die schlauste Hexe ihres Jahrganges“ gehörte. So wurde sie zumindest von ihren Klassenkameraden genannt, konnte darüber jedoch nur den Kopf schütteln. Sie fand die Lektüre der Unterrichtsstunden nun einmal wahnsinnig interessant und hatte in Draya und Cho Freunde gefunden, die ihre Interessen teilten. Gerade deswegen wollte sie die beiden um jeden Preis von so scheußlichen Personen wie Malfoy fernhalten, um sie zu schützen. Allgemein von „reinblütigen“ Zauberern, die sich weiß Gott was darauf einbildeten.
Ihre Gedanken begannen wieder um das Gespräch mit Draya in der Mädchentoilette zu kreisen und sie erschauderte. Wie schrecklich es für sie gewesen sein musste, ihren Eltern dabei zusehen zu müssen, so langsam und qualvoll zu sterben. Sie dachte darüber nach.
Wenn es ihre Eltern gewesen wären – sie wäre niemals darüber hinweg gekommen. Und sie hätte alles daran gesetzt, die Mörder ihrer Eltern brennen zu sehen, oder sie zumindest für diesen Mord vor Gericht zu bringen. Dabei wäre es ihr vollkommen egal gewesen, ob die Täter bereits in Askaban gefangen waren oder nicht. Sie hätte sich minimal mit einem Kuss durch die Dementoren zufrieden gegeben. Wenn wir uns doch so ähnlich sind - warum du nicht, Draya? Warum willst du diese Leute nicht brennen sehen?
Sie spürte instinktiv, dass an der Geschichte irgendetwas faul sein musste, wenngleich sie nicht definieren konnte, was. Sie würde sie desbezüglich definitiv fragen – zumindest irgendwann.
Als ihre Professorin Malfoy mehrmals aufrief und ihm dann verärgert mitteilte, sie wolle ihn nach dem Unterricht sprechen, war Hermine zwar zunächst schadenfroh, genau wie ihre beiden Freunde, und gemeinsam beschlossen sie zu belauschen, was ihm aufgedrückt werden würde. Allerdings wusste sie, dass auch sie selbst sehr unaufmerksam gewesen war.
Mit grimmiger Entschlossenheit wandte sie sich wieder ihren Mitschriften zu, um diese zu vervollständigen, ihre Konzentration konnte sie trotzdem nicht hundertprozentig wiederherstellen.
Demnach war sie wohl zum ersten Mal in ihrem Leben erleichtert, als Professor McGonagall schließlich den Unterricht beendete. Schnell fegte sie alles von ihrem Tisch in ihre Tasche, schloss diese und verließ den Raum schon beinahe rennend, in Gedanken bereits beim Abendessen, da ihr Magen sich in den letzten Minuten vermehrt gemeldet hatte.
Sie hatte nun frei und keinen Unterricht mehr, genau wie alle anderen Schüler der dritten Klassen.
„Hermine, warte!“ Sie bremste sofort und stand schon fast am Ende des Korridores. Ron und Harry waren ihr schnaufend hinterhergelaufen. „Malfoy wurde doch gerade noch zu Professor McGonagall beordert. Wir wollten lauschen, schon vergessen?“ Hermine schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Und wieso zum Geier seid ihr mir hinterhergelaufen, um mir das zu sagen? Wer hat jetzt gelauscht?“ Die Jungs warfen sich einen entsetzten Blick zu und Hermine hatte das Bedürfnis, ihre Stirn gegen die nächstbeste Säule zu rammen. Manchmal fragte sie sich ernsthaft, ob die beiden sich eine Gehirnzelle teilten. „Schnell zurück!“, rief sie und sprintete los, ihre Freunde im Schlepptau.

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