XXXVI.

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~ Draco ~

Hatte.. Granger es gerade gewagt, ihn zu ignorieren und dann auch noch die Augen zu verdrehen? Fassungslos starrte er auf die andere Seite des Raumes hinüber. Hieß das, dass sie nicht mit ihrer Freundin darüber gesprochen hatte, um das er sie gebeten hatte? Dass gar keiner mehr Respekt vor ihm hatte?
Wut flammte in ihm auf, und er zerknüllte das Blatt Pergament auf dem er herumgemalt hatte, ohne es recht zu merken. Was sollte das? Hatte er nicht nett „Bitte" gesagt? Dieses dumme Schlammblut, was bildete sie sich ein? Er konnte sie wirklich von Tag zu Tag weniger ausstehen. Genauso wie ihre dämlichen Freunde. Potter, der sich was wusste er schon darauf einbildete, der „Auserwählte" zu sein, und Weasley, der rothaarige, arme Tropf, der sich verzweifelt an Potters Rockzipfel klammerte, weil er sonst keine Freunde hatte.
Er schnaubte verächtlich auf und knallte seine Feder auf seinen Tisch, was ihm einen fragenden Blick von Blaise einbrachte. „Dieses Gryffindor Schlammblut ist echt zu gar nichts zu gebrauchen", knurrte er ihm als Antwort zu. „Wovon redest du?"

Draco wollte ihm gerade antworten, als Professor McGonagall in den Raum hineinstolzierte und alle Gespräche verstummen ließ. Auch Draco hatte keine große Lust, heute noch mehr Ärger zu bekommen und blieb still.
„So, nun, da wir alle da sind, werden wir mit dem Unterricht beginnen. Miss Granger, würden Sie uns bitte noch einmal den Zauber der letzten Woche vorführen?" Granger, die zusammengefallen und nachdenklich hinter ihrem Pult gesessen hatte, war sofort hellwach und führte - natürlich, was konnte man auch sonst von der Oberstreberin wie ihr erwarten? - den Zauber perfekt aus und - ebenfalls natürlich - erhielt das Haus Gryffindor für den Zirkus auch noch 10 Hauspunkte.
Draco musste schon sagen, Granger konnte ihn verflucht gut auf die Palme bringen. Er musste dringend mit Kallir sprechen, so viel war sicher. Um sich jedoch vorerst abzulenken, dachte er an das morgige Quiddichspiel, bei dem die Gryffindors gegen die Hufflepuffs spielen würden. Er grinste. Im Tagespropheten war furchtbar schlechtes Wetter vorhergesagt worden - es sollte gewittern und schütten wie aus Eimern.

Er entknüllte seine Zeichnung wieder. Es war ein bewegliches Bild, auf dem Potter auf einem Besen sitzend zu sehen war, über dem eine bedrohliche Wolke schwebte, die dem Gryffindor alle paar Sekunden einen Blitz entgegenschleuderte und diesen gut durchröstete. Er sah auf die andere Seite des Raumes und ihm kam eine aberwitzige Idee.
Er faltete das Stück Papier zu einem Flieger, und als die McGonagall sich für einige Sekunden zur Tafel umdrehte, um etwas mit quitschender Kreide auf diese zu zeichnen, schickte er den Papierflieger auf Reisen durch den halben Klassenraum, bis er schließlich vor Potter auf dem Pergament, auf dem dieser eifrig mit seiner Feder herumgekratzt hatte, liegen blieb. Darauf sah er verwundert auf und traf Dracos Blick. Dieser wackelte grinsend mit seinen Augenbrauen und Potters Miene wurde eisig. Er verdrehte entnervt die Augen und entfaltete das Pergament. Als er sah, was darauf zu sehen war, wurde er blass, was Draco fast zum Lachen brachte.
Er grinste, da er sich diebisch darüber freute, seinen Feind eingeschüchtert zu haben, und gleichzeitig fühlte es sich auch wie eine Rache an Granger an, was die Genugtuung nur verstärkte. Leider hielt diese nicht lange. Er sah Blaise fragend an, und dieser wusste sofort, was der Blick zu bedeuten hatte. „Noch 15 Minuten", flüsterte er ihm zu. Draco nickte wiederwillig und wandte sich gelangweilt erneut seinem Stück Pergament zu.
Er nahm die Feder zur Hand, jedoch war sein Kopf wie leer gefegt.
Er konnte sich nicht konzentrieren, stellte er überrascht fest, weil er gestresst war. Und zwar deswegen, weil er noch nicht wieder mit dem Ravenclaw Mädchen geredet hatte.
Beim Gedanken an ihren hasserfüllten Blick, der ihn seiner Meinung nach völlig zu Unrecht getroffen hatte, kränkte es seinen Stolz erneut. Er hatte doch am See so sehr versucht, nett zu ihr zu sein. Eine Wolke aus Stress und Zorn stob in seiner Magengegend auseinander und sorgte dafür, dass er alles nur noch wie durch Watte wahrnahm.
Was aber noch schlimmer war als sein gekränkter Stolz: er wusste, wenn er es nicht schaffen würde sich mit ihr anzufreunden, würde er wieder diesen bodenlos enttäuschten Blick von seinem Vater ernten. Und das wollte er auf gar keinen Fall. Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken dazu zu bringen, sich wieder zu ordnen und hoffte gleichzeitig, dass er damit dieses eklige Gefühl aus Stress und Wut abschütteln konnte, was ihn fast dazu brachte, sich auf der Stelle zu übergeben. Das Gefühl war ihm neu und es gefiel ihm nicht.
Was er brauchte, war erst einmal Ablenkung, und danach einen Plan, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Nur leider hatte er nicht die geringste Ahnung, wie so etwas ging. Um so etwas hatte er sich noch nie Gedanken gemacht, weil es ihn nie geschert hatte, ob er eine Freundschaft zu jemandem aufbaute oder nicht.

Erneut legte er seine Schreibfeder zurück auf sein Pult und, als würde ihm irgendwas in diesem vollgestopften Raum weiterhelfen können, sah er sich in diesem um. Er realisierte, wie viele Zauberutensilien herumstanden, aber auch seltsame samtige Stoffrollen, Teppiche, Behälter mit unidentifizierbarem Inhalt und ausgestopfte Tiere standen und lagen überall in den vollkommen überfüllten Regalen herum. Wer zum Merlin hatte diese seltsame Sammlung nur zu verantworten?
„Mr. Malfoy", tönte eine scharfe Stimme von vorne und er schreckte zu der strengen Professorin herum, die ihn angesprochen hatte. „Wir sprechen uns nach dem Unterricht." Ihre Miene war undurchdringbar und er frage sich, was sie von ihm wollen könnte. Zabini sog scharf die Luft ein. „Du bist sowas von am Arsch, sie hat dich mehrmals aufgerufen", flüsterte sein Freund ihm zu. Verdammt. Und dabei wollte er weiteren Ärger mit den Professoren vermeiden. Und außerdem wollte er Granger nach dieser Stunde abfangen um sie zu fragen, warum sie nicht einfach einmal tun konnte, was man ihr sagte. Als er zu den Gryffindors herübersah sah er, wie sehr sie sich alle das Grinsen verkneifen mussten. Wahrscheinlich waren sie unglaublich schadenfroh über sein Missgeschick.
Er knirschte verärgert mit den Zähnen. Was auch immer sie ihm sagen wollte, es konnte ja wohl nicht so wichtig sein, oder?

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