Der Song

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Lillys p.o.v.

Ja, ich war egoistisch. Sehr egoistisch sogar. Das weiß ich. Und doch konnte ich meinen Egoismus einfach nicht bezähmen.
Das war der Grund für diesen neuen schwarzen Koffer unter meinem, bzw. Bens und meinem Bett.
Es war auch der Grund für den Inhalt dieses Koffers.

Ich hatte gewusst, dass Ben sich aus der Liste austragen würde. Obwohl ich es nicht für eine gute Idee hielt, hatte ich den Mund gehalten.
Ich meine, was hatte ich schon zu reden? Er hatte mich schließlich auch nie bedrängt. Also würde ich das bei ihm auch nicht tun.

Und doch...ich hielt es immer noch nicht für eine gute Idee.
Und wenn er sich schon aus der Liste austrug, nun, dann brauchte er eben etwas anderes.
Nämlich den Inhalt dieses Koffers.
Macella war sehr überrascht gewesen, als ich sie gefragt hatte, ob sie mir einen Gefallen tun könnte.
Warum auch nicht? In all den Monaten, die ich schon in diesem Rudel war, hatte ich sie nie um etwas gebeten.

Aber als ich ihr dann diese Sache erklärt hatte...da waren ihr tatsächlich die Augen feucht geworden.
Wie selbstlos und freundlich ich sei, hatte sie gemeint.
Dabei war ich das gar nicht. Ich hatte diesen Koffer samt Inhalt zwar für Ben gekauft, aber doch nur, weil es nicht fair war, dass ich ihm das Leben schwer machte. Ich schuldete ihm was.
Mehr als ich je zurückgeben könnte.

Tja. Während wir also mal wieder mit Damien in diesem Café saßen, konnte ich an nichts anderes denken als an diesen Koffer.
Und daran, wie Ben wohl darauf reagieren würde.
Eins war klar. Wenn er auf diesen Musikwettbewerb so negativ reagiert hatte, würde das bei meinem Geschenk wohl kaum anders sein.
Aber ich war zuversichtlich, ihn überzeugen zu können, dass es das Beste war.
Und wenn nicht....nun, irgendjemand vom Rudel würde sein Geschenk bestimmt gerne nutzen, bis er selbst den Mut dazu fand.

"Du bist so schweigsam" meinte da Damien.
"Hat dir mein sexy Anblick etwa die Sprache geraubt? Oder überlegst du gerade, wie du Ben am besten sagst, dass du mich mehr magst als ihn?"

Und wieder ging es los. Ben knurrte wütend und ich verdrehte die Augen.
"Stell dir vor, aber nicht alles dreht sich nur um dich", erwiderte ich kühl.

Doch Damien schnaubte nur amüsiert.
"Schätzchen, natürlich dreht sich alles nur um mich. Zumindest in meinem näheren Umfeld."

So langsam war das ja nicht mehr zum Aushalten mit ihm.
Und da mir nichts Besseres einfiel...
"Du nervst", entgegnete ich.

Damien zuckte nonchalant mit den Schultern.
"Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich nervig sein muss, die ganze Zeit reine Perfektion vor der Nase zu haben. Das zeigt einem selbst bestimmt nur überdeutlich all seine Mängel auf."

Wieder verdrehte ich die Augen, während Ben sich gespielt suchend umsah.
"Welche reine Perfektion meinst du denn?", fragte er.
Dann fiel sein Blick auf mich und er lächelte strahlend.
"Ah, hab sie gefunden! Und wie perfekt sie doch ist", meinte er und küsste mich sanft auf den lächelnden Mund.
Ben war ja echt ein Süßer. Auch wenn es ziemlich naiv war, zu denken, ich wäre wirklich perfekt.
Allerdings nahm ich an, er sagte das nur wegen Damiens dummen Spruch.

Dieser verdrehte die Augen, sehr genervt.
"Gott, wenn ich jemals so werden sollte, erschieß mich bitte einer."

"Sehr gerne", erwiderte Ben sofort grinsend.
Damien schnaubte.
"Ich meinte damit eigentlich jemanden, der auch dazu in der Lage wäre."

Und wieder eine Spitze gegen Ben. Die umso mehr ärgerte, da sie wahrscheinlich ziemlich wahr war....
Aber das konnte ich Ben ja nicht ins Gesicht sagen.
Also wechselte ich das Thema. Wie so oft bei diesen Treffen...
"Vielleicht können wir nächstes Mal Eis essen gehen, wo es doch so schön draußen ist."

I wanna be free, MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt