ᴠᴇɪɴᴛɪsɪᴇᴛᴇ

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PoV. Minho

„Hoffentlich schmeckt euch beiden mein Rührei." gibt meine Mutter von sich, die Changbin sanft anlächelt. Changbin nickt schnell und teilt mit: „Es schmeckt wirklich gut, Frau Lee."
„Ah nenn mich doch Sowon." meint sie zu ihm und ich frage mich einfach die ganze Zeit, wieso sie die ganze Zeit so nett zu Changbin ist? So ist sie noch nie gewesen.
„Okay.. danke Sowon." nochmal von Changbin, ehe er noch etwas vom Rührei zu sich nimmt.

„Hast du heute lange Schule, Minho?" fragt sie mich und im Moment tut sie auf eine normale Mutter. Kann sie bitte immer so sein, anstatt jeden Abend einfach zu heulen?
„Wieso?" will ich wissen. Dabei trinke ich ein wenig von meinem schwarzen Tee, weil meine Mutter nicht möchte, dass ich so viele Energies zu mir nehme. Mir egal, dann trinke ich eben in der Schule einen.

„Keine Ahnung... vielleicht kann man ja Zeit zusammen verbringen. So, Mutter und Sohn, wenn du nichts vor hast." schlägt sie vor. Wie ekelhaft.
„Tut mir Leid... ich habe schon etwas mit Changbin vor."
„Okay verstehe." von ihr, die ein wenig traurig auf mich wirkt. Ich weiß absolut nicht, was es ihr bringt, Zeit mit ihr zu verbringen. Wieso fragt sie mich das überhaupt?

Changbin hält sich komplett aus unserem Gespräch heraus und genießt das selbstgemachte Rührei meiner Mutter. Langsam lässt meine Mutter ihren Blick senken, doch langsam interessiert es mich nicht mehr, wie es anderen geht, weil sich auch keiner für meine Gefühle interessiert. Es kann auch sein, dass Changbin gestern gelogen hat. Man kann so etwas niemals wissen.

Nach dem Essen eilen wir uns so ziemlich und wir verlassen dabei das Haus, ohne meiner Mutter Tschüss zu sagen. Dabei hat Changbin zwei Helme mitgenommen, wobei er dann einen mir gegeben hat. Als ich dann sehe, was für ein cooles Motorrad er hat, gerate ich in Staunen. Ich habe erstmal gedacht, dass Changbin ein altmodisches Motorrad hätte, doch es sieht wie nagelneu aus. Außerdem könnte ich behaupten, dass das Motorrad sehr teuer gewesen ist. Ob Changbins Familie reich ist?

„Dein Motorrad sieht echt cool aus, Kleiner."
„Danke Minho." von ihm. Nun setzt er sich seinen Helm auf, ehe Changbin sich auf sein Motorrad setzt. Ich tue dasselbe und nachdem ich mich hinter ihm gesetzt habe, schlinge ich meine Arme um ihn, damit ich mich festen Halt habe.
„Können wir los?" von Changbin. Ich nicke einfach leicht, während ich mich etwas fester an ihm kralle, weil ich um ehrlich zu sein noch nie mit einem Motorrad gefahren bin, obwohl ich nur hinten sitze. Nun fährt Changbin los und meine Angst steigt mir an. Die Angst, ihn loszulassen, wodurch ich vom Motorrad abrutschen könnte. Ich bin schon ein ziemlich komischer Mensch, aber es ist eben sehr gewöhnungsbedürftig.

Ich kuschele mich an Changbin, der wahrscheinlich sehr auf das Verkehr konzentriert ist. Ich schließe einfach meine Augen, damit ich mich ein wenig beruhigen kann. Irgendwie habe ich das Bedürfnis, mit Changbin ein Gespräch anzufangen. Ich weiß nicht wieso. Ich überlege schon seit einer Weile, auf was ich ihn ansprechen könnte, doch dann ist mir eine sehr interessante Frage eingefallen.

„Was war dein erster Eindruck von mir? Also... als du mich zum ersten Mal gesehen hast oder mich zum ersten Mal im Unterricht erlebt hast?" frage ich nuschelnd, wobei ich meine Augen weiterhin geschlossen habe. Erstmal ist es sehr ruhig gewesen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat? Hat es daran gelegen, dass Changbin sich konzentrieren muss? Denkt er über die Frage nach? Oder hat er einfach keine Lust, mit mir ein wenig zu reden? Mir hat es gefehlt, mit Menschen vernünftig zu reden.

Plötzlich fängt Changbin an, mit mir zu reden, was mich wirklich erleichtert. Der Kleine teilt mir mit: „Erster Eindruck generell.. Energy-Junkie!" Kichernd haue ich gegen seine Hüften und schmolle leicht.
„Wieso denkt das jeder?" frage ich nuschelnd, während ich mich wieder fester an ihm kralle.
„Man sieht dich immer nur mit Energy. Wie viele Dosen trinkst du eigentlich am Tag?"
„4 glaube ich, aber ich zähle das natürlich nicht."
„Nur 4? Ich hätte dir wirklich 10 zugetraut."
„Weißt du eigentlich, wie teuer Energie ist? Wenn man auch eine Mutter hat, die nicht arbeitet, dann ist es auch schwer, sich 10 Stück am Tag zu holen. Aber ich denke, dass ich es sogar schaffen würde, 10 von denen zu trinken." stelle ich fest und fange an zu kichern. Dabei stelle ich fest, dass wir in der Schule angekommen sind.

So steigen wir beide vom Motorrad ab und betreten vorsichtig das Schulgelände. Wir gehen dabei dich beieinander, wobei ich wieder feststelle, dass sich alle Blicke auf uns gerichtet haben, als wären wir was wirklich besonderes. Und nun höre ich, wie die Menschen meinen neuen Spitznamen verwenden: ,Mean Hoe'
Wenn sie wüssten, wie sehr ich diesen Namen hasse. Dieses ganze Gequatsche ist außerdem unnormal nervig und ich muss ehrlich sein: nach dem ganzen Tagen kann ich es einfach nicht mehr hören, weil es eben zu meinem Alltag geworden ist. Bestimmt fragt sich jeder einzelner von denen, wieso sich Changbin mit mir blicken lässt.

Jetzt befinden wir uns schon im Flur und dabei schaue ich mich ein wenig um. Plötzlich sehe ich, wie am Ende des Flures Felix steht. Er steht sogar absolut niedergeschlagen aus. Ob er über die Trennung mit Changbin nicht mehr hinweg kommt?

Plötzlich greift Changbin nach meiner Hand, die er sofort mit meinen Fingern verschränkt. Hat er das gemacht, weil er Felix wahrgenommen hat? Will er es ihm wirklich zeigen? Dabei realisiere ich immer wieder, dass er mich eigentlich nur ausnutzen möchte? Er möchte nichts von mir. Sehr wahrscheinlich interessiert er sich nicht für mich. Ich habe wegen meinem Vater aufgehört, anderen Menschen zu vertrauen. Es ist einfach viel zu viel passiert.

Nun waren wir Felix sehr nah, der vom Weiten nicht so traurig ausgesehen hat, wie von der Nähe. Muss ich mir sorgen um ihn machen? Eigentlich.. interessieren mich andere Menschen nicht, allerdings beschäftigt mich ihre Trennung sehr. Wie auch immer, da ich erneut viel zu sehr in meinen Gedanken vertieft gewesen bin, habe ich absolut nicht bemerkt, dass sich Changbin vor mich gestellt hat, sodass wir uns direkt in die Augen schauen können.

Erstmal habe ich keinen Plan gehabt, was dieser Junge von mir will, bis er plötzlich seine Lippen gegen meine gepresst hat, wodurch ich mich erschrocken habe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Kuss kurz erwidert habe, weil es ein typischer Reflex von mir ist.
„Bis später Baby~" ruft Changbin laut, ehe er sich von mir wegdreht und in die Richtung geht, wo Felix sich aufhält.

Ich denke darüber nicht allzu weiter nach und mache mich einfach auf dem Weg zu meinem Klassenraum. Ich muss mir nicht die Frage stellen, wieso er mich ,Baby' genannt hat. Felix ist vor uns gewesen und er hat die Absicht gehabt, ihn eifersüchtig zu machen.

Changbin hat den Spieß umgedreht. Jetzt ist er das Arschloch, welches jemand anderen ausnutzt, während ich ein naiver Typ bin, der den Mist einfach mitmacht.

ᴡʜᴏ's ɴᴇxᴛ? ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt