ᴛʀᴇɪɴᴛᴀ ʏ ᴛʀᴇs

662 55 1
                                    

PoV. Minho

Ich weiß nicht, ob ich sauer oder traurig sein soll? Ich verliere die Kontrolle über meine Emotionen, obwohl mir angeschuldigt wird, keine Gefühle und Emotionen zu besitzen. Doch, diese habe ich, weil ich auch ein Mensch wie jeder andere bin. Man urteilt über mich, obwohl man absolut keine Ahnung von meinem Privatleben hat.

Man soll niemals über Menschen urteilen, wenn man die Vergangenheit nicht kennt. Chan ist das Beste Beispiel dafür. Immerhin haben wir nie ein Wort ausgewechselt und er ist derjenige gewesen, der kurz davor gewesen ist, mich butterweich zu prügeln, weil mein Vater zu dieser Zeit seit 2 Jahren eine Affäre mit Chans Mutter gehabt hat. Ich habe nichts damit zu tun gehabt und ich habe wirklich stark an diesem Ereignis gelitten. Erst die Scheidung, dann das depressive Verhalten meiner Mutter. Und ich habe gedacht, dass meine Vergewaltigung mit 10 Jahren die letzte elendige Qual in meinem Leben gewesen ist. Nun... dann hat mir das Leben einen Strich in die Rechnung gezogen.

Man möchte, dass ich leide. Deswegen sorge ich dafür, dass andere auch dafür leiden.

Plötzlich greife ich einem Kopfkissen und drücke es an meinen Kopf, damit ich mein Kopf in dieses weiche Plüschkissen vergraben kann. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe im Moment viel zu viel im Kopf. Mein Kopf ist mit Gedanken gefüllt und ich kriege langsam das Gefühl, dass mein Kopf aufgrund der Sammlung von Gedanken eines Tages platzt. Ich habe keine Lust mehr.

Aus lauter Frustration schmeiße ich mein Kopfkissen gegen mein Regal, wodurch paar Gegenstände mitgerissen werden und dementsprechend auf dem Boden fallen. Zerstört habe ich nichts, aber es ist sehr laut gewesen. Wahrscheinlich hat das sogar meine Mutter gehört, weil es lauter als das ständige Knarren meines Bettes gewesen ist und sie die lauten Geräusche meines Schlafplatzes sind ebenso vom Treppenhaus aus wahrzunehmen.

Tatsächlich hat meine Mutter den Krach aus meinem Zimmer mitbekommen, sonst hätte sie nicht leise an meiner Tür angeklopft.
„Minho, ist alles in Ordnung bei dir?" fragt sie und klingt dabei ein wenig besorgt. Ich will etwas sagen, allerdings kann ich es nicht aussprechen. Meine Worte wollen meinen Mund nicht verlassen und erst recht nicht geäußert werden.

Ohne meiner Erlaubnis betritt sie mein Zimmer und beobachtet mich ziemlich besorgt, während ich mich nahezu komplett zugedeckt habe. Mein Kopf schaut aus der Decke heraus. Somit kann ich beobachten, wie sich meine Mutter meinem Bett immer weiter nähert. Am liebsten würde ich sie wegschicken, allerdings fehlt mir die Kraft, die Worte mit meiner Zunge auszusprechen.

Ich beobachte, wie sie sich langsam zu mir auf mein Bett gesellt, wodurch mein Bett das gewöhnliche Knarren von sich gibt, obwohl sie sogar weniger als ich wiegt. Zumindest ist sie dünner als ich und auch ein wenig kleiner.
„Minho... willst du vielleicht reden?" fragt sie ein wenig unsicher und ihr bin sehr erleichtert darüber, dass sie nüchtern ist. Ich erkenne sofort, wenn meine Mutter Alkohol getrunken hat und in diesem Fall ist sie in einem nüchternen Zustand.

„Wieso muss ich so ein Fuckboy sein?" werde ich los, während ich anfange, trotz der Wärme unter der Decke, zu zittern. Ich drücke die Decke mehr an mich, allerdings hilft es mir nicht weiter, weil ich das Zittern nicht durch Kälte entsteht, sondern durch Angst. Ja, ich habe Angst.

„Wie? Was sagst du da?"
„Ich verletze andere Menschen.. ohne es selber zu merken. Aber irgendwie merke ich es doch.. ich will die Menschen leiden sehen.  Wieso bin ich so?" frage ich mit voller Zweifel und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Sie selber greift plötzlich nach beiden Händen und verschränkt sie mit ihren weichen Händen. Auf ihr äußerliches hat sie immer geachtet, während sie ihr Inneres immer mehr zerstört hat. So ist das Leben meiner Mutter bis heute. Wir haben es beide nicht sonderlich leicht.

Plötzlich behauptet meine Mutter: „Du kannst es nicht anders, Minho." Ihre Antwort ist sehr mehrdeutig, allerdings verstehe ich ziemlich gut, worauf sie hinausgehen möchte. Sie weiß, was bei mir in der Vergangenheit vorgefallen ist. Sie weiß, was vor acht Jahren passiert ist. Sie weiß vieles über meine grausame Vergangenheit und jetzt behauptet sie, dass ich dafür nichts kann, weil die Vergangenheit mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich jetzt bin. Kann sein, aber ist es nur die Vergangenheit. Noch nie in meinem ganzen Leben bin ich jemals so sehr am zweifeln gewesen, wie ich jetzt an meiner Existenz zweifele.

Meine Existenz ist unnötig, wenn ich schlussendlich über die Worte meiner Mutter denken muss, die sie mir letztens eingeredet hat. Ich habe das Bedürfnis, sie darauf anzusprechen und aus diesem Grund klage ich darüber: „Du meintest, ich wäre wie mein scheiß Vater. Ich will nicht wie er sein."
Ich bin am Höhepunkt meiner Emotionen, denn plötzlich bin ich vor meiner eigenen Mutter zusammengebrochen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich noch nie so sehr Worte wie diese verletzt haben. Das schlimmste, was man zu mir sagen kann, ist dass ich so bin wie mein Erzeuger bin.

Erstmal beobachtet sie mich ein wenig hilflos, doch schlussendlich zieht sie mich in eine Umarmung, wobei ich mich etwas an ihre großen Brüste kuschele. Die einzigen Brüste von Frauen, die ich jemals zu berühren bekomme, weil mich Frauen nie sonderlich interessiert haben. Frauen sind mir zu sensibel, obwohl ich langsam meine Meinung zurücknehmen sollte, nachdem ich Hyunjin in seinem Dramalama Modus gesehen habe. Wie auch immer, wenn ich mit meinem Vater verglichen werde, dann kriege ich das Gefühl, ein Verbrecher zu sein. Wenn ich eines Tages für jeden ein Verbrecher sein soll, dann sehe ich keinen Sinn mehr in meinem Leben.

„Minho.. Schatz.. ich war an diesem Tag niedergeschlagen und ich habe darüber nicht allzu nachgedacht, was ich sage, es tut mir Leid, wenn ich dich damit verletzt habe." erzählt sie mir und drückt mich mehr an ihre Brüste, die ich als Kissen nutze. Unangenehm ist es mir nicht, weil sie meine Mutter ist. Es ist schon lange her, seitdem ich mit meiner Mutter ,normal, geredet habe. Wie soll ich sonst mit ihr reden, wenn sie jedes Mal unter Alkoholintus gelitten hat und ich mit mir selber beschäftigt gewesen bin?

„Weißt du Eomma? Das ist nicht das erste Mal, dass mir das jemand gesagt hat.. bin ich wirklich wie er? Bin ich wirklich so ein grausamer Mensch wie er?" frage ich hektisch und schluchzend, während ich mir meine ganzen Tränen wegwische, um ein besseres Sichtfeld zu haben. Langsam versuche ich mich zu beruhigen, egal wie schmerzhaft der Gedanke ist, genauso wie der Mensch zu sein, der einem Salz in die Wunde gestreut hat.

„Keine Angst Minho! Du bist nicht wie dein Vater. Du hast ein gutes Herz." vergewissert sie mir, ehe sie mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückt. Den Gestank von Zigaretten ignoriere ich, weil die Zuneigung meiner eigener Mutter mehr zu spüren ist. Noch nie in meinem Leben habe ich meine Mutter so sehr gebraucht, wie ich sie jetzt brauche.

Ich bin froh, dass sie zu mir aufs Zimmer gekommen ist, um mich zu ermutigen. Egal wie sie manchmal drauf ist, ich bin froh, genau sie als meine Mutter zu haben. Sie ist wundervoll und sie verdient es nicht, von meinem Vater auf dieser Art und Weise abserviert geworden zu sein, weil sie liebevoll ist.

Deswegen werde ich jetzt mein bestes geben, um für sie da zu sein, genauso wie sie jetzt für mich da ist.

ᴡʜᴏ's ɴᴇxᴛ? ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt