Kapitel 3

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Das Geräusch der Hufschläge auf dem steinernen Untergrund der Brücke zerriss die Stille der Nacht. Sie verlangsamten sich automatisch, als James die Zügel leicht anzog und damit die Geschwindigkeit seines Pferdes drosselte. Sie hatten die Brücke fast passiert, die über den mit Wasser gefüllten Graben auf das Schloss zuführte. In der Dämmerung warfen die hohen Türme nicht wie üblich große Schatten.

Als er dem Eingang näher kam, erblickte er zwei Wachen, deren metallene Rüstungen im tanzenden Licht der Fackeln schimmerten. Wenige Meter vor ihnen brachte er sein Pferd endgültig zum Stehen und musterte die beiden Männer. Jeder von ihnen hielt einen langen Spieß in der Hand, doch die Art, wie sie die Waffe hielten, verriet ihm, dass sie nicht gerade geübt im Umgang damit waren. Große Sorgen brauchte er sich, was das anging, also nicht zu machen.

„Halt", erklang die raue Stimme von einem von ihnen und der Linke macht einen Schritt auf den Monsterjäger zu: "Wer seid Ihr?"James knackte leicht mit seinen Kiefern und ließ seinen Blick über sie wandern, bevor er die Stimme erhob, um zu antworten: "James Asbury. Der Hofmagier Aldrich hat mich dazu eingeladen an der heutigen Feier teilzunehmen."
Ihm entging nicht, wie beide ihn ganz genau musterten.

„Ein Monsterjäger", merkte derjenige von ihnen an, der bis zu diesem Augenblick noch nichts gesagt hatte: "Was sollte er von jemandem wie Euch wollen? Und ich denke nicht, dass die königliche Familie jemanden wie Euch auf dem Fest sehen möchte."
„Diese Frage wird wohl nur er selbst beantworten können", James versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu machen, doch seine Finger verkrampften sich um die Zügel: "Wenn Sie wollen, können wir ihn ja gerne herholen, damit er es erklärt."

Beide wechselten einen Blick miteinander und schienen sich für einen Moment wortlos auszutauschen, bevor sich der Linke von ihnen wieder James zuwandte. Selbst hinter dem Helm der Rüstung konnte man ihm ansehen, dass die Worte, welche er danach folgen ließ, ihm nicht gefielen: "In Ordnung, viel Spaß auf der Feier."
Ihm war jedoch anzuhören, dass er es nicht ansatzweise so meinte.

„Dankeschön", erwiderte James in trockenem Tonfall und drückte seine Beine leicht gegen die Seite des Pferdes, sodass es sich ohne einen Befehl seinerseits wieder in Bewegung setzte. Daraufhin traten beide Wachen einen Schritt zur Seite und machten ihm damit den Weg frei.

Langsam ritt er durch das Tor des Schlosses und gelangte damit in den Innenhof, in dem nur noch ein paar Leute zu sehen waren, welche sich auf den Eingang zubewegten. Dabei handelte es sich um zwei riesenhafte hölzerne Doppeltüren, welche die meisten Leute vermutlich als beeindruckend bezeichnen würden. Genauso beeindruckend, wie der Großteil des Palastes wohl sein mochte.

Er brachte sein Pferd zum Stehen und stieg ab, woraufhin sofort jemand auf ihn zugeeilt kam und ihm erklärte, dass er den Hengst für ihn wegbringen würde. James musterte ihn aufmerksam, während er die Zügel weiterhin fest in seinen Händen hielt. Allerdings wurde er davon abgehalten dem Stallburschen genau zu erklären, wie er mit seinem Pferd umzugehen hat, als hinter ihm die Stimme erklang, die er zuletzt vor drei Tagen gehört hatte: "James, schön, dass du gekommen bist."

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Aldrich schnellen Schrittes auf sie zukam 
„Schön, dass du gekommen bist", er klopfte seinem alten Freund kumpelhaft auf die Schulter. Selbst in der Dunkelheit konnte er im Gesicht des Magiers sehen, dass er froh über sein Auftauchen war. Bestand etwa eine Möglichkeit, dass er daran gezweifelt hatte, dass er der Einladung folgte? Vielleicht war das aber auch gar nicht so ein dummer Gedanke gewesen. Schließlich hatte es eine Weile gedauert, bis er zu dieser Entscheidung gekommen war. Davon musste sein Freund jedoch nicht unbedingt etwas wissen.

„So eine Einladung würde ich doch nie verschmähen", antwortete er deshalb einfach.
„Das hatte ich gehofft", nickte er ehrlich und ließ seinen Blick dann zwischen dem Stallburschen und James hin und her wandern. Er warf einen vielsagenden Blick auf die Zügel, die James noch immer eisern festhielt: "Wie wäre es, wenn du den armen Jungen mal seinen Job machen lassen würdest und mit mir langsam reinkommst. Nicht, dass wir alles verpassen."

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