Kapitel 21

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Alles in Yennefers Innerem sträubte sich dagegen es anzuerkennen, doch auch als sie ihren Blick ein weiteres Mal über ihre Umgebung wandern ließ, war keine Spur von Grace zu entdecken.
„Sie haben sie mitgenommen", sprach James hinter ihr laut das aus, was sie gedacht hatte. Damit brachte er sie dazu ihren Blick von der Stelle abwenden, an der sie die Prinzessin zuletzt gesehen hatte, und sah zu dem Monsterjäger herüber.
„Verdammt", stieß Yennefer aus und musterte James genauer. Ihm schien glücklicherweise nichts passiert zu sein, während sie noch immer ein leichtes Pochen an ihren Schläfen und den fortwährenden Mangel an Magie bemerkte. Auch, wenn ihre Kraft langsam wieder zurückzukehren schien.

„Wie konnte uns das passieren?", fragte sie mehr sich selbst, als ihn. Zwar war ihr immer bewusst gewesen, dass beide Königreiche es auf sie abgesehen haben mussten und dass es früher oder später zu einer Auseinandersetzung kommen würde, doch gerade hatte sie damit nicht gerechnet. Schließlich hatte sie in der Stadt eigentlich aufgepasst, dass ihr niemand folgte. Allerdings hatten sie einen Magier bei sich gehabt, der ihnen vermutlich dabei geholfen hatte sich vor ihr zu verbergen.

Yennefer spürte, wie Wut in ihr hochkochte. Sie war dumm gewesen und unvorsichtiger geworden, da sie bisher kaum auf Leute getroffen hatte und die, mit denen sie in Kontakt gekommen waren, keine Ahnung gehabt hatten, wer sie waren und deshalb nie eine Gefahr dargestellt hatten. Normalerweise wäre ihr so etwas nie passiert. Sie musste diese Sache irgendwie wieder gut machen. Immerhin hang die Zukunft des Königreichs an dem Mädchen und ihrem Auftrag und sie durfte auf keinen Fall scheitern.

„Das waren Alterianer", nun wandte sie sich James direkt zu und sah ihn entschlossen an: "Wir müssen sofort los und nach ihnen suchen. Soweit können sie nicht sein. Vielleicht können wir sie noch einholen."
James Augen weiteten sich leicht, als sie er ihre Worte vernahm und er begann den Kopf zu schütteln: "Vergesst es. Sie haben ein Portal benutzt und bestimmt waren sie nicht so dumm wenige Meter weiter wieder aufzutauchen. Die holen wir nicht so einfach ein. Außerdem haben wir doch nie einmal eine Idee, wohin sie verschwunden sind. Sie könnten überall sein."

Seine Worte brachten sie dazu sich leicht zu verkrampfen. Was sie da hörte, gefiel ihr gar nicht, doch sie wusste leider auch, dass er recht hatte. Aufgeben würde sie jedoch nicht so einfach. War James nicht bewusst wie viel an diesem Auftrag und dessen Erfolg hang?
„Diese Soldaten waren keine Magier. Sie können zwar vorbereite Portale nutzen, aber nicht über weite Distanzen. Also können sie nicht völlig aus unserer Reichweite sein", entgegnete sie: "Ich allerdings bin eine Magierin und könnte das Portal aufspüren und herausfinden, wo sie sind. Unterschätzt mich nicht."

„Ich weiß, dass du eine Magierin bist, aber du willst mir doch nicht erzählen, dass es dir vollkommen gut geht, oder?", hinterfragte er. Immerhin hatte er erst den Schritt gewagt seinen Wunsch einzulösen, da er gesehen hatte, dass sie in Schwierigkeiten war und er sie dazu verpflichtet gefühlt hatte sie zu retten. Ein Gefühl, das er eigentlich nie hatte haben wollen.

Yennefer begann leicht mit den Kiefern zu knirschen. Zu ihrem Leidwesen lag er erneut richtig. Ihre Magie war noch immer erschöpft und obwohl sie es ohne Zweifel probieren würde, war sie sich nicht sicher, ob dieser Versuch auch erfolgreich sein würde. Zumal nicht nur ihre Konzentration, sondern auch ihre körperlichen Kräfte in diesem Augenblick erschöpft waren.„Doch", antwortete sie allerdings trotzdem. Es war noch nie eine ihrer großen Stärken gewesen Schwäche zuzugeben und so war sie auch in diesem Moment nicht bereit dazu.
„Wirklich? Wäre es so, hätte ich dich ja nicht retten müssen", sprach er aus, während sich sein Griff um den Krug verstärkte.

Leicht kniff sie ihre Augen zusammen und richtete ihren Blick nun zum ersten Mal auf das Gefäß in seiner Hand. Einen Augenblick starrte sie einfach nur darauf, bevor sie realisierte, worum es sich dabei handelte.
„Was hast du getan, James?", fragte sie, wissend, dass er in seinen Händen die Behausung eines Dschinns hielt. Er antwortete nicht sofort, sondern machte ein paar Schritte auf sie zu blieb letztendlich vor ihr stehen: "Ich habe mir gewünscht, dass der Dschinn dich rettet."

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