Kapitel 26

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Als Metall auf Metall traf, war ein deutliches Klirren zu vernehmen. James ließ Yennefers Klinge an der seines eigenen Schwertes hinab rutschen, bevor er zu einem weiteren Schlag aufholte. Die auf Hochglanz polierte Waffe reflektierte die Sonne leicht, als er sie durch die Luft schwang und auf Yennefer hinab sausen ließ. Die Schwarzhaarige reagierte allerdings augenblicklich und ihre Schwerter knallten erneut gegeneinander.

Sie hatte ihre Finger fest um den Griff geschlossen und versuchte James Position so gut es ging zu kopieren. Völlig unerfahren war sie nicht, wenn es um den Schwertkampf ging, doch James war ihr deutlich voraus. Doch wen wunderte das? Immerhin war er ein Monsterjäger und somit nicht nur extra dafür ausgebildet, sondern er verdiente auch sein Geld damit. Damit war er einer der besten Lehrer, die sie kriegen konnte.

„Nicht schlecht", kommentierte James ihre Handlungen, als er seine Waffe erneut von ihrer befreit hatte.
„Nur nicht schlecht?", fragte sie, während ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erschien. Sie ging nicht davon aus jemals an sein Level heranreichen zu können und besonders nicht in so einer kurzen Zeit. Trotzdem hatte er ihren Ehrgeiz geweckt. Seit sie wieder bei voller Kraft war, hatte sich ihre Laune verbessert und es war ihr möglich die negativen Gefühle, die sie in Bezug auf diesen Ort hatte, zumindest teilweise beiseite zu schieben. Zumal James sich als gute Ablenkung erwies.
„Ja, nur nicht schlecht. Um gut zu sein, musst du mehr tun, als meine Angriffe bloß abzublocken", neckte er sie leicht, doch in Wirklichkeit musste er sagen, dass sie es besser machte, als er gedacht hatte. Immerhin war es für Magier nicht üblich mit einem Schwert umgeben zu können. Sowie er von Aldrich irgendwann einmal am Rande erfahren hatte, gehörte das nicht zur Ausbildung und auch hier in der Magierschule hatte er niemanden außer Yennefer und ihm mit Schwertern hantieren sehen.

Yennefer kniff ihre Augen leicht zusammen und wich seinem Hieb dieses Mal einfach aus. Er wollte, dass sie mehr tat, als ihn davon abzuhalten, sie mit der Klinge zu verletzten? Dann sollte er mehr bekommen. Auch wenn sie nicht ernsthaft glaubte, dass er versuchen würde sie damit tatsächlich zu verletzen. Um das zu glauben, war ihr Vertrauen zu ihm mittlerweile groß genug geworden.

Während er ein weiteres Mal ausholte und sie damit dazu brachte erneut auszuweichen, sammelte sie ihre Konzentration. Sofort spürte sie, wie ihre Magie ihren Körper stärker durchströmte, als für gewöhnlich. Während er sich neu positionierte, löste sich eine Hand vom Griff des Schwertes und streckte sie stattdessen aus. Kaum eine Sekunde später wurde James von einer Druckwelle nach hinten geschleudert, sodass er nicht nur den Boden unter den Füßen verlor, sondern auch sein Griff um das Schwert sich löste.

Yennefer konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als er sich mit leicht missmutigem Blick wieder erhob und sein Schwert wieder fester packte. Als er wieder auf seinen Füßen stand,
„Das war echt ein unfairer Trick", sagte er, doch er musste mit einem kleinen Grinsen kämpfen. Er musste anerkennen, dass sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Denn auch wenn sie eine Magierin war, hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihre Kräfte auch einsetzen würde.
„Niemand, der intelligent ist, spielt fair", grinste sie triumphierend: "Gewöhnt dich besser daran. Immerhin arbeiten wir zusammen."
Ein leichtes Lachen drang aus ihrer Kehle, von dem James sagen musste, dass es ziemlich sexy war. Kurz lenkte es ihn ab, doch dann versuchte er sich wieder auf seine Aufgabe zu fokussieren.

Deshalb nutzte er ihre eigene Unkonzentriertheit, um ihr ihr eigenes Schwert aus der Hand zu schlagen und obwohl sie versuchte danach doch noch zu greifen, fiel es mit einem Klirren auf die Pflastersteine des Innenhofes, der mit Pflanzen gespickt war und in den um diese Zeit abendliche Sonnenstrahlen fielen. Als er sie entwaffnet hatte, streckte er ihr die Spitze seines eigenen Schwertes entgegen und hielt sie damit davon ab auf ihn zuzugehen. Yennefer senkte ihren Blick auf die scharfe Klinge, die er auf ihre Brust richtete.

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