TAG II

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TAG II

Eric streckte seinen ganzen Körper einmal durch und gähnte, während seine Augen immer noch geschlossen waren. Doch bevor er sie auch nur öffnen konnte, wusste er sofort, wo er weshalb war. Er sprang so schnell er konnte auf und sah sich in dem kleinem Zimmer seiner Cousine um, konnte sie jedoch nirgends finden. Alles was ihn noch an gestern erinnerte und ihm damit vergewisserte, dass das leider kein Traum gewesen war, war der große, dunkelrote Fleck auf dem Teppich.

Fluchend schlug Eric mit seinem Fuß gegen den Schreibtisch seiner Cousine, warf den Stuhl um, schrie im ganzem Haus herum und trat gegen die Tür. Er konnte es nicht glauben, dass er zu spät gekommen war. Dass er seine eigene Cousine nicht retten konnte. Dass er Schuld daran war, dass sie nun im Himmel sein musste. Er hätte sie retten können, wenn er doch bloß etwas früher auf sein verdammtes Handy gesehen hätte.

Immer noch schreiend ließ sich Eric schließlich wieder an der Wand entlang sinken und vergrub sein Gesicht in den zitternden Händen. Er fing an noch mehr zu weinen und sein Oberkörper bewegte sich unregelmäßig auf und ab, während er schluchzte. Es vergingen mehrere Stunden, in denen er einfach nur auf dem Boden saß und weinte. Er tat nichts anderes, außer zu weinen. Zu groß war der Verlust seiner Cousine. Er konnte sich ein Leben ohne ihr einfach nicht mehr vorstellen.

Er hatte ihr doch so gerne helfen wollen, wieso hatte sie das bloß getan? Klar, Eric wusste von all den Problemen, die sie hatte aber wenn sie sich helfen lassen hätte, wäre sie höchstwahrscheinlich immer noch hier neben ihm.

Eric stand langsam wieder auf, nachdem er seinen Körper nicht mehr spüren konnte, da alles eingeschlafen war und wischte sich seine Tränen mit seinem Ärmel weg. Plötzlich fiel ihm ein, dass er noch etwas für seine Cousine erledigen musste, aber er kam nicht darauf, was es war. Er strengte sich an, um wieder darauf zu kommen, aber immer wieder tauchten die Bilder von ihr in seinem Kopf auf, wie sie auf dem Bett lag und mit Blut überströmt war.

Doch erst jetzt kam er wirklich zu sich und realisierte, dass er gar nicht wusste, wo sie nun wirklich war. Wo war ihre Leiche hin? Sollte nicht ein Krankenwagen kommen und sie abholen? Und wenn ja, wieso hatte man ihm nicht Bescheid gegeben? Er lag doch die ganze Nacht lang hier. Wieso hatte er nichts bemerkt?

Eric stürmte aus dem Haus seiner Tante und rannte so schnell er konnte zu dem einzigem Krankenhaus in der Umgebung und hoffte, dass er es noch schaffen würde, bevor die Leiche seiner Cousine wohin auch immer gebracht wurde. Mit dem Tod und den Dingen, die davor mit einem geschahen, hatte Eric überhaupt gar keine Erfahrungen.

Als er im Krankenhaus angekommen war, suchte er jedes einzelne Zimmer nach seiner Cousine ab, doch fand sie nicht. Er fragte jede Krankenschwester und jeden Arzt, dem er über den Weg lief, doch ohne Erfolg. Niemand wusste von dem Mädchen, welches sich gestern Abend das Leben genommen hatte. Nachdem Eric wirklich das ganze Krankenhaus durchsucht hatte, setzte er sich schließlich seufzend auf einen Stuhl und legte seinen Kopf auf dem Tisch ab. Er war total am Ende und hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte, bis sein Handy plötzlich vibrierte.

Er fischte es aus seiner Hosentasche - überrascht, dass es überhaupt noch an war - und sah, dass es eine Nachricht von seiner Cousine war - seiner Cousine, die gestern gestorben war. Geschockt starrte er auf die Nachricht und wusste nicht, was er tun sollte. Wie konnte das sein? Wie konnte ihm ein Mädchen, das gestorben war, eine Nachricht schicken? Da er so sehr von der Benachrichtigung überrascht war, vergaß er, die SMS überhaupt zu öffnen und zu sehen, was da drin stand. Vielleicht war sie ja auch von jemand anderem, der etwas über seine Cousine wusste.

Sofort riss sich Eric wieder zusammen und tippte auf die Nachricht, die sich dann automatisch öffnete.

Lieber Eric,

Destiny ☯ Louis TomlinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt