TAG I
Langsam lief Eric die Treppen zu seinem Zimmer hinauf und sah auf seine Uhr. Es war schon kurz nach neun und er war erst jetzt von der Schule zurück gekommen. Seine Eltern schliefen schon, da sie immer nur nachts arbeiteten und dafür am Tag schliefen, deshalb musste Eric besonders leise sein.
Als er vor seiner Tür ankam, schloss er sie leise auf und legte seine Tasche auf seinen Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch. Er warf seine Jacke auf sein Bett und sich gleich mit dazu. Schon seit mehreren Tagen plagten ihn diese schrecklichen Kopfschmerzen und er hatte keine Ahnung, woher diese kamen. Eric kniff seine Augen zusammen und fasste sich mit seinen Fingern an seinen Kopf, in dem Glauben, dass er dadurch die Schmerzen kontrollieren konnte, doch es wurde nur noch schlimmer.
Stöhnend warf er sich rückwärts auf sein Bett und brummte herum. Jeden Tag derselbe Mist. Eric dachte kurz nach, was er für heute noch alles erledigen musste und wünschte sich, dass er einfach abhauen könnte und alles liegen und stehen lassen könnte aber leider war er noch nicht volljährig. Während er an alles Mögliche dachte, schweiften seine Gedanken auch zu seiner Cousine ab, die er erst vor einigen Tagen besucht hatte.
Er wusste schon immer, dass sie Probleme hatte, dass es ihr nicht gut ging und dass sie Hilfe brauchte aber leider war sie genauso sturköpfig wie er, wenn es darum ging, Hilfe von anderen anzunehmen. Eric wusste, dass er der Einzige aus der Familie war, der wusste, dass sich seine Cousine selbst verletzte und unter Depressionen litt, jedoch konnte er sich nicht erklären, wie dies nicht den anderen aufgefallen war. Vor allem ihren Eltern nicht.
Jeden Tag schrieb er ihr eine kleine Nachricht, in der er sie fragte, wie es ihr ging und nie bekam er eine Antwort darauf, doch trotzdem hörte er nicht auf, ihr zu texten. Auch heute hatte er ihr eine Nachricht geschickt und vor reiner Neugierde fischte er sein Handy aus seiner Hosentasche und entsperrte sein Display. Was er dann sah, verwunderte ihn sehr. Er hatte eine Antwort bekommen. Von seiner Cousine. Das war noch nie passiert und neugierig tippte Eric auf die Nachricht.
Es war ein langer Text und alleine schon dadurch wusste er, dass das nichts Gutes bedeutete, jedoch nahm er sich trotzdem die Zeit, sich die Nachricht durchzulesen.
Hey, Eric.
Das wird hier so etwas wie eine kleine Abschieds-SMS, ich hoffe du ließt sie, wenn es schon zu spät ist, damit du nicht auf den Gedanken kommen kannst, mich zu retten. Ich möchte nicht viel um den heißen Brei herum reden und gleich auf den Punkt kommen. Du warst der Einzige, der immer für mich da gewesen ist und das weiß ich sehr zu schätzen, deshalb bist du auch der Einzige, dem ich Bescheid gebe, bevor ich aus dieser Welt verschwinde. Ich danke dir für alles aber ich habe noch eine kleine Bitte an dich, bevor ich gehe. Komm morgen in unseren Garten und heb den Schlüssel unter meinem Fenster auf, welches ich hinaus geschmissen habe. Dann komm in mein Zimmer und schließe die Tür auf, danach kannst du von mir aus einen Krankenwagen rufen oder sonst etwas, aber es wird zu spät sein. Davor stell bitte sicher, dass du das kleine Päckchen vor meiner Tür aufhebst und es gut vor meinen Eltern versteckst, bis du es zu der Adresse abschickst, die auf dem Päckchen drauf steht. Aber bitte öffne dieses Päckchen nicht, niemand soll erfahren, was sich da drin verbirgt, außer der Person, an die sie adressiert ist. Das bedeutet sehr viel für mich, Eric. Bitte vermassel es nicht. Danke noch einmal, für alles. Gute Nacht, Eric. Wir sehen uns bald wieder oben im Himmel,
deine allerliebste Cousine ♥
Sofort sprang Eric von seinem Bett auf und sah sich völlig desorientiert in seinem kleinem Zimmer um. Hatte er das gerade wirklich gelesen? War das gerade wirklich geschehen? Er konnte diese Nachricht von seiner Cousine immer noch nicht realisieren und konnte deshalb auch nicht sofort reagieren. Eric wusste, dass dieser Tag irgendwann mal kommen würde, dass er irgendwann mal von seiner Cousine so eine Nachricht bekommen würde, aber er hätte nie damit gerechnet, dass es so früh geschehen würde.
So schnell er konnte, schnappte er nach seiner Jacke und rannte die Treppen hinunter, diesmal war es ihm völlig egal, wie viel Lärm er machte. Er hoffte, dass es noch nicht zu spät war, dass er sie noch retten konnte, aber er wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde.
Zum Glück wohnte er nur zehn Minuten von ihr entfernt, doch als er bei ihr ankam, bemerkte er, dass es schon nach 22 Uhr war. Die Nachricht von seiner Cousine hatte er kurz nach acht Uhr bekommen.
Eric klopfte und klingelte so oft wie nur möglich an der Tür, doch niemand öffnete sie. Die Lichter blieben aus und es war nichts zu hören. Er fing sogar an zu schreien, aber nichts geschah, bis ihm einfiel, dass der Schlüssel im Garten liegen musste. Er rannte um das Haus herum und suchte den Schlüssel, schloss sich die Türen auf und stürmte in das kleine Einfamilienhaus seiner Tante.
Durch den Krach, den er veranstalltete, weckte er seinen Onkel, seine jüngere Cousine und seine Tante, doch das war ihm relativ egal. Er musste es noch schaffen. Er trampelte die Treppen hinauf und ignorierte es, wie die Eltern seiner Cousine ihm hinter her riefen und versuchten ihn aufzuhalten aber sie konnten ihn nicht einholen. Völlig verdutzt blieben sie schließlich hinter ihm stehen, als sie alle zu viert vor der Tür zu dem Zimmer standen, in welchem ihre Tochter lag.
Eric versuchte mit zitternden Händen den Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken aber schaffte es nicht. Ihm fiel der Schlüssel aus der Hand und als er sich bücken wollte, fiel sein Blick tatsächlich auf ein kleines Päckchen. Sofort hob er es mit dem Schlüssel zusammen auf und versteckte es unter seiner Jacke, danach schaffte er es, die Tür zu öffnen.
Als er das Zimmer betrat und sah, was da geschehen war, brach er in sich zusammen und fiel auf den Boden. Er hatte es nicht geschafft. Er war zu spät gekommen.
Die Eltern betraten das Zimmer und als auch sie sahen, was geschehen war, taten sie nichts, außer die Leiche ihrer Tochter auf dem Bett anzustarren. Es tropfte Blut von ihren Handgelenken und es war auch schon eine kleine Pfütze aus Blut unter ihrem Bett entstanden. Doch dies ließ die Eltern völlig kalt. Nur die kleine Schwester fing an zu weinen und schlich sich langsam zu Eric. Dieser nahm sie sofort in seine Arme und drückte sie fest an sich, während er weinte.
Nach einer Weile verließen die Eltern das Zimmer der Tochter und verschwanden, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben. Nicht einmal eine Träne hatten sie verloren. Eric nahm seine kleine Cousine auf die Arme und stand mit wackeligen Beinen auf. Langsam näherte er sich der Leiche seiner Cousine und bemerkte, dass in ihren Ohren Kopfhörer steckten. Er entfernte sie ihr und hörte dabei, wie gerade ihr Lieblingslied lief. Er konnte sich noch daran erinnern, dass es Moments war.
Sofort wurde ihm dadurch auch klar, an wen das Päckchen adressiert war und er schluckte einmal, um den Kloß in seinem Hals los zu werden, der sich gebildet hatte. Vorsichtig legte er seine kleine Cousine wieder auf den Boden und deutete ihr, das Zimmer zu verlassen. Danach rief er einen Krankenwangen und wartete die ganze Nacht in dem Zimmer seiner Cousine und hoffte darauf, dass das alles nur ein Traum gewesen war.
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Destiny ☯ Louis Tomlinson
Fanfic»Du bist mein Mondschein. Denn nur du hast an meinen dunkelsten Tagen für mich geleuchtet und mir Schutz gegeben.« © -alwaysinmyheart, 2014 Destiny ist ein junges Mädchen, welches schon viel in ihrem Leben durchmachen musste, doch nie hatte sie mit...