TWENTY FOUR

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"Das weiß ich sehr zu schätzen.", meinte er, schaute derweil auf unsere Hände. Trotz seiner trüben Augen legte sich auf seinen Lippen ein kleines, dankbares Schmunzeln. Ich drückte seine Hand ein klein wenig, in der Hoffnung, es würde ihm helfen. Egal in jeglicher Hinsicht. Bei Youngjae half es gefühlt immer, wenn es ihm nicht gut ging und später bedankte er sich sogar dafür. Klar war Yugyeom nicht Youngjae und beide ticketen nicht gleich, aber einfach nur vor ihm zu stehen, war auch seltsam und würde sogar noch weniger dazu beitragen ihm zu helfen, um sich mir zu öffnen. Er sollte sich einfach nicht so allein fühlen, wie er sich möglicherweise fühlte.

Einige Male setzte er an, um etwas zu sagen, schloss seinen Mund wieder, ohne auch nur ein einziges Wort über seine Lippen zu bringen.

"Aber ich denke, ich weiß wie schwer es für dich sein muss darüber zu reden.", fügte ich meinen Worten noch hinzu. Er schüttelte kaum merklich seinen Kopf, hauchte ein leises "Nein" zu mir, was ich beinahe nicht verstanden hätte. Seine Stimme zitterte immer noch, auch wenn er nicht mehr weinte. Seine Wangen waren leicht gerötet und schimmerten im Sonnenlicht, auf Grund der getrockenten Tränen auf seiner Haut.

"Wie nein?"
"Mir fällt es nicht schwer darüber zu reden. Ich hab nur Angst vor der Reaktion meiner Mitmenschen, wenn sie davon erfahren. Entweder hat ein Mensch Verständnis, hat sowas ähnliches durchlebt oder kann sich gar nicht reinfühlen, so wie Jaebum. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es mich verletzt, wenn der Typ das auf die leichte Schulter nimmt.", murmelte er leise vor sich hin. Ein kleiner Schwung von Schmerz unterstrich seine Worte und in mir breitete sich das Gefühl des Mitleids gegenüber Yugyeom und des Unverständnisses gegen Jaebum aus. Und dann stellte ich mir wieder die Frage, was Youngjae an ihm fand.

"Versteh mich nicht falsch. Jaebum ist vollkommen korrekt. Aber jeder hat ein anderes Empathieempfinden und ihn zu verurteilen, ist auch falsch.", berichtigte er sich. Bestimmt hat er es in meinem Gesichtausdruck gesehen, wie unbegeistert ich plötzlich von Jaebum war. Doch er hatte recht, schätzte ich.

"Also, meine Mutter hat meinen Vater umgebracht als ich sieben war. Allerdings hat sie das wirklich gut vertuscht. Sie trichterte mir ein, dass er bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, was zum gewissen Teil stimmt. Ich war ein Kind. Ich habe natürlich meiner Mutter geglaubt. Schließlich sind die Eltern der Hauptbezugspunkt und fast alles glaubt man ihnen. Und sie hat es anscheinend ausgenutzt. Nach acht Jahren habe ich es dann auch einmal erfahren, dass er nicht bei einem typischen Unfall starb, sondern umgebracht wurde. Schwierig zu erklären. Meine Mutter hat ihn in einen Verkehrsunfall verwickelt, als ich in der Schule war." Urplötzlich wurde seine Stimme fester, während wir nach einigen Minuten wieder nebeneinanderherliefen.

"Ich kann mich auch kaum an ihn erinnern. Er war kaum zu Hause, aber er hat auch viel gearbeitet, um Geld für uns zu verdienen. Bis heute kann ich meine Mutter nur zum Teil verstehen, weshalb sie das tat."

"Aber wieso wurde deine Mutter nicht verhaftet?", fragte ich. Bestimmt war es unverschämt und unsensibel wie ich diese Frage stellte. Nur meine Neugierde überwiegte wie so oft. Verzweifelt versuchte ich meine Aussage zu retten: "Also, klar sind die Eltern wichtig für das Kind, aber Mord ist Mord."
"Tja, sie hat es einfach nicht wie Mord aussehen lassen, sondern wie einen Verkehrsunfall."

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt