THIRTY THREE

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Sicht Jackson;

"Vielleicht sollte ich ihm schreiben? Oder anrufen?", redete ich mit mir selbst, besser gesagt mit dem kleinen Schnipsel zwischen meinen Fingern, welchen er mir zurückgelassen hatte. "Vielleicht sollte ich es auch einfach sein lassen... Das ist doch mega aufdringlich. Das war eine Nacht. Der wird sich eh nicht mehr an mich erinnern."

Durch meine Finger ließ ich das Papier gleiten, zerknüllte ihn letztlich doch und schnipste diese kleine Kugel von meinen Fingerkuppen. Ich seufzte ein leises: "Vergiss es.", vor mich hin und trat aus meinem Schlafzimmer. Ich würde ihm ganz bestimmt nicht schreiben.

Bestimmt würde es diesen Jungen nicht einmal interessieren, wenn ich mich bei ihm meldete oder auch eben nicht. Er war betrunken; ich war betrunken; wir erinnerten uns an bestimmt nichts mehr was in dieser Nacht geschehen war. Da würde selbst ein kurzzeitiger Kontakt nichts bringen, welcher nach mindestens einer Woche wieder auf Eis gelegt werden würde.

Vollkommen in Gedanken vertieft bekam ich nicht mit, wie jemand aus der Badtür heraustrat und lief somit in ihn hinein. Eigentlich waren meine Freunde gegangen, was mir kurzzeitig Rätsel aufgab, bis ich in das Gesicht dieses Menschens sah, welche sich als die schlafende Schönheit herausstellte, die nicht wach wurde. Einen irritierten Blick schenkte ich ihm. Er war doch gegangen, oder nicht? Träumte ich? Halluzinierte ich? War das real?

"Sorry, sorry. Ich wollte schon längst gehen. Nur ich wollte nicht vor den ganzen Menschen verschwinden und-"
"AHHH DU BIST JA MEGA KNUFFIG", entkam es mir überraschend und vollkommen unkontrolliert über meine Lippen, was seine Augen vor Schreck weiten ließ.
"Danke? Ehmm- ich sollte besser gehen... Schön dich gesehen zu haben...ehm?"
"Jackson"
"Jackson... also man sieht sich oder so etwas."

Deutlich erkannt man, wie sich seine Wangen eine Spur dunkler färbten und wie schüchtern er auch sonst war. Da musste ich meine Gedanken von vor einigen Minuten mir noch einmal überlegen, ob ich ihm vielleicht doch schreiben sollte. Ich meine, den Typen kann ich doch nicht einfach so gehen lassen. Im Endeffekt würde ich es vielleicht noch bereuen, wenn ich ihm nicht schreiben würde.

"Also kann ich dich demnächst anschreiben? Du scheinst sehr interessant zu sein.", wollte ich noch einmal sichergehen, ob sich an seiner Meinung nichts verändert hatte.
"J-ja. Also bye bye, Jackson", verabschiedete er sich etwas unbeholfen, wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert.

Er schenkte mir ein kleines, schüchternes Lächeln, wank mir zu, ehe er die Treppen herunterlief und mich zurückließ, so wie meine Freunde. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nicht nach seinem Namen gefragt hatte und er immer noch keinen Namen für mich besaß. Ich schlug mich für meine eigene Dummheit.

Leise seufzte ich, ging in mein Zimmer, um die kleine Papierkugel wiederzufinden, die ich vor einigen Minuten weggeschnippst hatte. Ohne grobe Orientierung suchte ich sie, fand sie wenig später in der letzten Ecke des Zimmers. Vorsichtig zerknüllte ich das Papier, striff es glatt, um zu erkennen welche Ziffern sich verbargen, um sie in mein Handy einzugeben und sie einzuspeichern.

Als ich ihn dann eingespeichert hatte, zögerte ich auch nicht länger, um ihm eine Nachricht zu schreiben und tippte immer wieder neue Wörter ein, die ich aufs Neue löschte, um wenig später meine Nachricht von neu einzutippen, wofür ich mir mit jedem neuen Versuch unfassbar blöd vorkam. Klar wusste es keiner, was ich schrieb, aber ich kam mir von meinem eigenen Ich total veräppelt vor.
Irgendwann schickte ich die Nachricht ab, verbat mir sie noch ein weiteres Mal abzuändern, um ihm nach gefühlten zehn Minuten auch endlich anzuschreiben;

"Hey Namensloser, hier ist Jackson :)"

𝗗𝗲𝗺𝗶𝘀𝗲𝘅𝘂𝗮𝗹 ✧ YUGBAMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt