Kapitel 13

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Was? Das hatte er gerade nicht wirklich gesagt? Er weiß es? Schon die ganze Zeit über.

„Was meinst du, warum ich Zayn nicht ins brennende Haus laufen lassen wollte? Hätte ich gedacht, dass du da drin wärst, dann wäre ich auch wieder hineingelaufen. Doch du standest direkt neben Harry. Deshalb wusste ich, dass es dir gut geht und darum habe ich versucht Zayn aufzuhalten."

„Aber woher?" stammelte ich.

Liam begann nun herzlich zu lachen.

„Ich habe gesehen, wie du in die Männertoilette gegangen bist. Als Mädchen. Du bist in eine Kabine gegangen und als Junge wieder rausgekommen. Du dachtest damals, dass dich keiner gesehen hat, doch ich hatte es. Es war der Tag der Auditions. Ich habe es immer gewusst."
Mit fiel die Kinnlade herunter, was wieder Schmerzen verursachte. Das war ein schlechter Scherz.

„Warum hast du es mir nie gesagt?"

„Die Frage kann ich auch an dich abgeben. Außerdem war es manchmal echt amüsant. Du bist in deiner Rollen wirklich gut, aber manchmal habe ich mich wirklich gewundert, dass keiner der Jungs Verdacht geschöpft hat."

„Ich fasse es nicht. Du hast es wirklich gewusst!"
„Ohja, und glaub mir, ich habe dir oft heimlich Schützenhilfe gegeben. Deine Geschichte mit dem entstellten Oberkörper kam bei den Jungs am Anfang gar nicht gut an. Sie fanden dich wirklich komisch, dass du dich nie oberkörperfrei zeigst. Ich habe auf sie eingeredet, dass es für dich ein schwerer Schicksalsschlag war und so ein Trauma wirklich ernst ist. Und dass wir es respektieren müssen. Oder weißt du, dass Zayn mal Tampons bei dir gefunden hat. Ich habe ihm erzählt, dass du die gegen Nasenbluten nimmst, die du bei Stress oft hast. Er hat es mir sofort abgekauft. Du hast mit diesen Jungs echt Glück, dass sie so gutgläubig sind."

„Liam, ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll. Du hättest mich von Anfang an auffliegen lassen können. Ich hätte nie eine solche Chance bekommen! Ich habe dir im Prinzip alles zu verdanken. Du hättest das alles im Keim ersticken können."

„Ich weiß. Ehrlich gesagt habe ich nicht einmal eine Ahnung, warum ich damals nichts gesagt habe. Ich glaube, es war, weil ich dich einfach mochte. Zwischenzeitlich habe ich manchmal echt vergessen, dass du eigentlich eine Frau bist. Aber du kannst dir sicher sein, dass mir fast die Augen rausgefallen sind, als ich herausgefunden habe, dass du und Harry datet."

„Es ist einfach so geschehen."

„Mich hat es gewundert, dass du nicht schon früher was mit einem von uns angefangen hast. Du konntest ziemlich lange widerstehen", sagte er nun schelmisch.

Es war komisch. Liam behandelte mich im Gegensatz zu Zayn nicht anders, wenn ich Lexy war. Er sprach mit mir genauso, als wenn ich Alex wär. Das gefiel mir wirklich gut.

Die Tür schwang auf und Niall und Zayn traten ein. Niall sah mich fasziniert an, während Zayn echt furchtbar aussah. Er hatte zwar keinen Kratzer abbekommen, doch er hatte definitiv geweint.

„Es tut mir so leid", begann er zu murmeln. „Ich hätte dich beschützen müssen! Ich hätte nicht so viel trinken dürfen!"

„Zayn, es war nicht deine Schuld", sagte ich sofort, während Liam zustimmend nickte.

„Aber,-."

„Kein ‚Aber'!"

Niall setzte sich neben Liam.

„Ich versteh erst jetzt, warum du nichts so sauer warst, dass ich mit Lola geschlafen habe und warum es für dich okay war, dass ich sie weiterhin date. Das ist so krass. Du bist wirklich ein Mädchen."
Ihn schien die ganze Angelegenheit einfach nur zu belustigen. Er dachte nicht großartig darüber nach, was das wirklich bedeutete.

„Okay war es trotzdem nicht von dir!" sagte ich sofort, denn er sollte sich deshalb nicht zu gut fühlen. Was er getan hatte war definitiv falsch gewesen.

„Ja, ich weiß, aber es milderte das Ganze deutlich ab!"

„Und wie geht es dir sonst so damit?" hakte ich besorgt nach.

„Dann biste halt nen Mädchen. Ist doch eigentlich gar nicht so schlecht. Ich werde das Furzen in deiner Gegenwart in Zukunft auch lassen. Versprochen!"

Zayn und ich sahen uns perplex an. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er es so locker aufnimmt, besonders nachdem ich Zayns Reaktion damals gesehen hatte. Okay, Niall war ein echt guter Kerl mit Hang zur Naivität. Er war nicht bösartig und stritt sich auch nicht gerne, aber dass er so eine aufgedeckte Lüge so locker wegsteckt, hätte ich nicht gedacht.

„Du bist also nicht sauer?"

„Doch schon ein bisschen, aber ich glaube, dass wir jetzt quit sind. Immerhin habe ich dir theoretisch deine Freundin ausgespannt. Das war auch nicht gerade nett von mir."

„Okay, dann sind wir quit. Das finde ich gut."

Ich konnte mein Glück kaum glauben. Über die Hälfte der Band wussten es nun und sie alle konnten gut damit leben. Das hätte ich mir nie erträumen lassen.

„Ich liebe euch alle Drei!" sagte ich nun von ganzen Herzen. Jeder Einzelne lächelte mich an.

„Lass das ja nicht Harry hören!" scherzte Liam.

Ich schmunzelte.

„Ich meine es ernst. Ihr hättet mich hier für hassen können. Ihr hättet mein ganzes Lebenswerk zerstören können, doch das habt ihr nicht. Ihr habt zu mir gehalten und ihr respektiert meine Entscheidung. Das zeigt mir, dass ihr wahre Freunde seid. Etwas Besseres als euch kann man sich wirklich nicht wünschen."

Niall kam zu mir und umarmte mich. Er drückte ein wenig zu fest, sodass mir ein leises „aua" entfuhr. Immerhin hatten sie mir gestern bestimmt ein Dutzend Mal in den Brustkorb getreten. Auch wenn mein Anzug es etwas abgefedert hatte, so tat es dennoch weh.

„Sorry", entschuldigte er sich sofort.

Ich wünschte nur, ich könnte es Harry sagen und er würde auch so verständnisvoll reagieren. Aber ich kannte Harry zu gut. Er war temperamentvoller und steckte Enttäuschungen nicht so schnell weg. Er konnte auch durchaus nachtragend sein. So etwas würde er mir wohl nie verzeihen.

MY Direction ♂♀ (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt