Kapitel 26

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Lexy's POV

Da stand tatsächlich Harry in der Tür. Er sah schlecht aus. Dunkle Ringe unter den Augen, schlafe Körperhaltung, doch seine Lippen umspielte ein klitzekleines Lächeln.

„Es tut mir so leid", flüsterte ich kaum hörbar.

Was hatte ich ihm nur angetan? Ich hatte es gar nicht verdient, dass er mich überhaupt ansah. Ich hatte ihn wirklich nicht nett behandelt. Er kam zu mir herüber, setzte sich auf meine Bettkante und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Da war kein Zorn oder Hass in seiner Mimik.

„Ich verzeihe dir!" sagte er deutlich. „Wir werden Eltern und wir sollten das zusammen durchstehen. In der Vergangenheit ist viel zwischen uns schief gelaufen. Den Kindern zu Liebe und auch uns zu Liebe sollten wir das vergessen! Schwamm drüber. Lass uns einen Neustart machen als Eltern, ohne Lügen! Ich weiß, dass du nie gelogen hast, um etwas Böses anzurichten. Du hattest Angst und wolltest andere beschützen. Das weiß ich!"

Das hatte er gerade nicht wirklich gesagt? Er verzieh mir? Tränen kullerten über meinen Wangen. Vorsichtig nahm er mich in den Arm.

„Es wird alles gut werden! Ich bin für dich da", hauchte er in mein Ohr.

„Das habe ich nicht verdient", schluchzte ich.

„Sei nicht so streng zu dir selbst! Alle machen Fehler!"

Es tat so gut von ihm in den Arm genommen zu werden. Ich hatte ihn so sehr in den letzten zwei Wochen vermisst. Wie hatte ich ihn nur gehen lassen können?

„Aber nicht solche!"

Er küsste mich auf die Stirn.

„Ich liebe dich!"

„Ich liebe dich auch!"

Ich weinte vor Glück. Im Leben hätte ich mir das nicht erträumen lassen!

Harry blieb den ganzen Tag über bei mir. Wir hatten so viel zu bereden, über die Vergangenheit, die Gegenward und die Zukunft. Besonders die Zukunft gestaltete sich als schwierig. Ich konnte als Freundin von Harry nicht mehr einfach so von der Bildfläche verschwinden. Presse würde zu meinem Leben und auch zum Leben der Kinder dazugehören. Die Frage war jedoch, in welcher Höhe wir mediale Aufmerksamkeit bekamen. Es machte einen Unterschied, ob alle wussten, dass ich Alex war und nun mit Harry in meiner wahren Gestalt zusammen war und ein Kind von ihm erwartete oder ob ich einfach nur irgendein Mädchen war, das er geschwängert hatte.

„Du könntest dich outen und bei One Direction bleiben", schlug Harry vor.

„Sei nicht albern! Das ist eine Boyband! Keiner will da ein Mädchen sehen! Überleg doch mal, wie die Presse sich auf uns und die Kinder stürzen würde! Das geht nicht!"
„Und was schlägst du vor?"

„Alex wird es nicht mehr geben und ich werde die einfach nur die Frau an deiner Seite!"

Die Beziehung zwischen mir und Harry war öffentlich nie bestätigt worden. Es gab zwar Paparazzifotos, aber Harry hatte sich zu mir nie geäußert. Ich hatte es so gewollt. Dass ich nun gleich zwei Kinder von ihm austrug, würde die Fans nicht gerade begeistern.

„Du weißt, mit welchem Hass Eleanor, Perrie und Lola damals konfrontiert wurden?"
„Da werde ich eh nicht drum rum kommen und es wird wohl auch noch schlimmer werden, da Kinder schon etwas sehr endgültiges sind, aber da muss ich eben durch."

„Und was willst du mit Alex machen?"

„Was meinst du?"

„Naja, wir brauchen eine Erklärung. Du kannst nicht einfach verschwinden und nie mehr auftauchen. Das wird Rätsel aufwerfen und sie werden Forschungen anstellen. Du kennst die Presse! Ich traue denen zu, dass sie es herausfinden."

Hmm, er hatte Recht. Wenn nicht mal Paparazzi mich finden konnten, wäre das mehr als auffällig.

„Mir fällt nur ein Weg ein, jemand komplett verschwinden zu lassen!" sagte ich nachdenklich.

„Du meinst, Alex sollte sterben?"

„Fällt dir was Besseres ein?"

„Nein, aber willst du den Fans das wirklich antun?"

„Nein, aber ich weiß auch keinen anderen Ausweg."

Die Vorstellung, Alex öffentlich sterben zu lassen, brach mir das Herz. Nicht nur den Fans wegen, sondern auch weil Alex ein Teil von mir war. In den letzten Jahren hatte ich mehr Zeit als Alex verbracht, als in Gestalt von Lexy. Doch die Gelegenheit bot sich einfach an.

„Harry, der Presse wurde noch keine Information über mein Gesundheitszustand gegeben, oder?"

An seinem Gesicht erkannte ich, dass er wusste, worauf das hinauslief.

„Nein, in einer Stunde wollte sich das Management dazu äußern."

„Kannst du ihnen sagen, dass sie meinen Zustand als noch kritisch angeben sollen? Heute Abend setze ich mich mit denen zusammen und erkläre ihnen alles. Ich denke, dass ein Tod für sie auch nützlicher als Outing ist. Ich glaube, dass sie es befürworten würden."

Harry sah nicht wirklich glücklich aus. Klar, unser neues Leben fing schon wieder mit einer Lüge an, aber es war diesmal wirklich die Letzte.

MY Direction ♂♀ (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt