Kapitel 11

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3 Wochen später

Mittlerweile waren wir in Los Angeles. Lola war zu Besuch. Den ersten Abend hatten wir noch gemeinsam verbracht, doch schon den zweiten Abend war sie mit Niall verabredet. Ich nutzte die Gelegenheit um Harry zu sehen. Wir waren uns in den letzten Tagen immer näher bekommen und so langsam konnte man das schon fast Beziehung nennen, was wir da führten. Inzwischen konnte er auch wirklich einschätzen, ob ich abging wie Schmidts Katze. Unser Umgang war sehr vertraut. Wir hatten uns oft abends nach den Konzerten getroffen. Ich hatte mich schnell in Lexy verwandelt und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung.

Nun saß ich jedoch wieder als Alex mit den Jungs zusammen. Wir hatten den heutigen Nachmittag frei und uns entschieden Surfstunden zu nehmen. Mir kam es sehr recht, dass Surfer immer Neoprenanzüge trugen, die den Körper verdeckten. So konnte ich mitmachen, auch wenn der Körperanzug mich wohl ziemlich behindern würde. Zayn blieb draußen, da er nicht schwimmen konnte. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf einem Surfbrett stand. Von der Schule aus hatten wir mal Surfunterricht bekommen. Es war eine einwöchige Klassenfahrt gewesen, in der ich sogar meinen Surfschein gemacht hatte. Doch das hier war nicht das gleiche Surfen. Es fehlte das Segel und das machte den entscheidenden Unterschied. Ich stellte mich nicht besser, als die Anderen an, aber auch nicht schlechter. Irgendwann schaffte ich es auch mal eine Welle zu stehen. Stolz wie Bolle sah ich zu Zayn, der uns vom Strand aus aufmerksam beobachtete. Er macht ein paar Fotos von uns. Dabei ging er bis zu den Knien ins Wasser. Es war eine ziemlich starke Unterströmung. Er sollte bloß nicht zu weit ins Wasser gehen. Ich konzentrierte mich wieder auf die nächste Welle. Sie war wirklich nicht groß. Ich stellte mich auf mein Brett und schwupp fiel ich wieder ins Wasser. Ich wurde einmal komplett durch geschleudert und in strandnähe spuckte mich die Welle wieder aus. Das ging schon seit Stunden so. Ich hatte bereits unglaublich viel Salzwasser geschluckt. Ich sah zu Zayn, bzw. ich wollte zu ihm gucken. Doch ich sah ihn nicht. Wo war er? Panisch suchte ich erst den Strand ab, dann das Wasser.

„ZAYN!" begann ich panisch zu schreien.

Doch nur Liam, der dicht bei mir stand, hörte meinen Ruf. Die Wellen rauschten laut. Auch Liam beobachtete nun das Wasser.

„ZAYN!" schrie er nun auch.

Verdammt! Mein Herz begann zu rasen. Wo war er? Ich lief durch das flache Wasser. Ich hatte selbst in den letzten Stunden die Erfahrung gemacht, dass man unter Wasser schnell die Orientierung verlieren konnte. Und wenn man dann noch Nichtschwimmer wie Zayn war, hatte man echt ein Problem. Obwohl das Wasser nur kniehoch war, hatte man Probleme stehen zu bleiben. Die Strömung war enorm.

„ZAYN!" brüllte ich.

Liam und ich durchwühlten förmlich das Wasser. Nichts. Dann sah ich ein Paar Beine, dass ganz kurz an der Wasseroberfläche zu sehen war, bevor es wieder verschwand. Ich kämpfte mich so schnell es eben ging durch das Wasser. Ich griff unter Wasser, tastete einen Kopf und zog ihn mit aller Kraft nach oben. Sofort hörte ich wie Zayn heftig begann zu husten und zu würgen. Ein besseres Geräusch hätte ich mir im Moment nicht wünschen können. Liam kam zu uns.

„Wir müssen ihn an Land bringen!" befahl er.

Wir packten ihn beide jeweils an einem Arm und zogen ihn unter größten Kraftaufwand an Land. Dort ließ sich Zayn kraftlos auf den Sand fallen und spuckte Wasser. Ich kniete mich neben ihn und reichte ihm eine Wasserflasche, die Liam aus seiner Tasche geholt hatte. Gierig griff er danach und spülte seinen Mund aus. Er atmete noch immer schwer.

„Geht's langsam wieder?" fragte ich nun vorsichtig.

„Ja, glaub schon", röchelte er mit heiserer Stimme. „Danke!"

„Du hast echt Glück gehabt, dass Alex so schnell bemerkt hat, dass du weg warst!" sagte Liam tadelnd. „Was gehst du auch so tief ins Wasser?"

Zayn war ihn einen tötenden Blick zu.

„Liam, ich denke, Zayn weiß jetzt selber, dass er einen Fehler gemacht", nahm ich ihn in Schutz. Er brauchte jetzt wirklich keine Standpauke von ihm.

„Danke, Lexy!"

Erstarrt sah ich ihn an? Vielleicht hätte er doch noch eine Weile unter Wasser bleiben sollen!

„Seit wann nennst du ihn denn Lexy?" fragte Liam überrascht.

„Das wüsste ich auch gern! Du hast wohl zu viel Salzwasser geschluckt!"

„Äh ja, ich glaub auch."

Er sah mich entschuldigend an. Liam sah irritiert zwischen mir und Zayn hin und her.

Am Abend hatten wir sechs uns vorgenommen feiern zu gehen, ohne Freundinnen. Wir wollten mal wieder so einen richtigen Männerabend machen. Das bedeutete zu meinem Leid auch Stripperinnen. Wir waren extra in einen Stripclub gefahren. Es war nicht das erste Mal, aber immer wieder aufs Neue unangenehm. Zu meiner Freude hatte ich dieses Mal jedoch Zayn. Der schien die rote Farbe aus seinem Gesicht gar nicht mehr wegzubekommen. Sonst war er derjenige gewesen, der immer als erstes nach einem Lapdance rief, doch heute war er ganz still. Er hatte das wirklich ernst gemeint, als er gesagt hatte, dass er bestimmte Männersachen einfach nicht mehr mit mir machen konnte. Das gehörte ganz offensichtlich dazu. Selbst seine unzähligen Shots, die er sich hinterkippte, schienen nicht wirklich eine enthemmende Wirkung zu zeigen. Ich ließ diese ganz Nummer einfach über mich ergehen und hatte ein gefaktes dauergrinsen auf den Lippen. Ich meine, Brüste konnten mich echt nicht beeindrucken. Schließlich hatte ich selber welche.

„Lexy, willst du nicht auch da oben tanzen?" lallte Zayn von der Seite. Er war hackedicht. So hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt. Er war komplett betrunken.

„ZAYN!" zischte ich. „Halt die Klappe!"

„Bitte, bitte", jammerte er wie ein kleines Kind. „Stell dir doch mal vor, wie lustig das wäre, wenn du dir deinen Anzug vom Leib reißt und deine Perücke. BÄM, auf einmal steht eine heiße Braut da. Das wäre der Kracher."

Das war echt nicht mehr lustig. Zayn hatte gar kein Gespür mehr dafür, was er mit seinen Worten anrichten könnte. Zum Glück hatte bis jetzt noch niemand unser Gespräch belauscht.

„Du brauchst frische Luft mein Lieber!" sagte ich ernst.
Ich stand auf und zog Zayn aus seinem Stuhl. Er konnte kaum stehen. Ich stützte ihn, während wir in Richtung Ausgang gingen. Draußen setzte ich ihn auf die Bordsteinkante. Zayns Blick schweifte in der Gegend rum. Er begann sich zu übergeben. Na lecker! Und ich dachte, dass man in dem Alter sein Grenzen kannte.

„Ey, glotz nicht so!" hörte ich eine aggressive Stimme hinter mir sagen, während ich angerempelt wurde. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Da standen drei Prollos und die wollten mit Sicherheit nicht kuscheln.

„Na, hat dein Kanackenfreund zu viel getrunken?" fragten sie mich provozierend. Ich antwortete nicht und versuchte sie einfach zu ignorieren.

„Lass sie in Ruhe!" nuschelte Zayn.

„'Sie'?" hakte der eine nach. „Och wie süß, bist du ne Transe oder wat? Ihr seid bestimmt nen Paar! Aber weißt du was?" Er kam mir nun so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. „Ich mag keine Schwulen und ich mag auch keine Pakistani!"

Ich hatte nun definitiv ein Problem. Von den Dreien war jeder Einzelne mindestens doppelt so stark wie ich und Zayn konnte geradeso aufrecht sitzen. Mit meinem Selbstverteidigungskurs kam ich hier auch nicht weit.

Der Eine begann mich herum zu schubsen. Wir alle wussten worauf das hinauflaufen würde. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als mein Handy zu zücken und wenigstens zu versuchen die Polizei zu rufen. Doch kaum sahen sie das Telefon, da traf mich schon der erste Schlag ins Gesicht. Das Handy flog im hohen Bogen davon. Ich kam ins Taumeln, konnte mich aber halten. Ein gezielter Tritt zwischen die Beine setzte zumindest den einen außer Gefecht. Ein Zweiter, der ein Piercing zwischen den Augen hatte, versuchte den gleichen Trick bei mir. Doch bei mir war einfach nichts zwischen den Beinen. Es war sogar noch ausgestopft, weshalb mich dieser Tritt kalt ließ. Ich merkte, wie Zayn hinter mir versuchte aufzustehen, doch es war zwecklos. Er purzelte wieder auf seine Vier Buchstaben. Ich fing mir wieder eine ein, diesmal war es ein Schlag auf den Brustkorb, der mir für einen Moment die Luft abschnitt. Sie nutzten den Augenblick um mich zu Boden zu drücken und anschließend auf mich einzutreten. Ich konnte nicht mehr tun, als schützend meine Hände über meinen Kopf zu halten. Der Eine, der den Tritt zwischen die Beine abbekommen hatte, lag noch immer am Boden, doch die anderen Beiden prügelten nun auf mich ein. Immerhin ließen sie Zayn in Ruhe, der nun begann zu weinen.

MY Direction ♂♀ (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt