Kapitel 20

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Heute war der Tag, an dem wir zurück nach Europa fliegen würden und Amerika hinter uns ließen. Ich war noch müde von dem Telefonat mit meiner Familie, aber ich musste mit Harry reden. Ich stand morgens, zwei Stunden vor dem Auschecken vor Harrys Zimmertür und klopfte.

„Hey Schatz, schon fertig mit packen?" fragte er mich. Offensichtlich hatte ich ihn geweckt. Er hatte nur seine Boxershorts an und seine Haare standen in alle Richtungen. Die Augen waren noch klein und verschlafen.

„Können wir reden?"

„Öhm, klar. Du weißt schon, dass so ein Satz immer ein bisschen beunruhigend klingt?"

Ich ignorierte seine Anmerkung und ging an ihm vorbei. Ich setzte mich auf sein Bett.

„Ich komme nicht mehr mit euch mit."

Er legte seinen Kopf schief.

„Was meinst du?"

„Es tut mir leid Harry, aber ich mache Schluss."

So. Jetzt war es raus. Es ging leicht, als ich gedacht hatte. Bis ich in Harrys schmerzverzerrtes Gesicht sah.

„Ist das nen schlechter Scherz?"

„Nein, ich meine es ernst."

„Wieso? Was habe ich falsch gemacht? Es lief in den letzten Wochen doch super zwischen uns. Warum so plötzlich?"

„Harry, es ist aus! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich ihn nicht mehr liebte, denn das stimme einfach nicht. Ich liebte ihn mehr als je zuvor und genau deshalb machte ich es. Damit er sein Leben, was er ja so liebte, behalten konnte.

„Ist da ein Anderer?"

„Nein, das hat damit nichts zu tun."

„Aber du musst mir doch einen Grund nennen!"

„Glaub mir, es ist besser für uns beide!"

Naja, eigentlich war es nur besser für ihn, aber was spielte das schon für eine Rolle?

„Lexy, das nehme ich nicht einfach so hin. Ich will eine vernünftige Erklärung!"

Ich schüttelte entschuldigend den Kopf und verließ den Raum. Harry rannte hinter mir her und hielt mich sachte am Arm fest.

„Bitte geh nicht! Ich brauche dich!"

Ich konnte das Leid in seinem Gesicht nicht ertragen. Er meinte es wirklich ernst. Für eine Millisekunde überlegte ich, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen, doch ich verwarf es schnell wieder. Er wollte keine Kinder, sagte ich mir immer wieder. Ich riss mich aus seinem Griff los und rannte den Flur herunter. Er folgte mir nicht. Er rief lediglich meinen Namen.

Ich lief direkt zu Nialls Zimmer. Ich war ein wenig außer Atem und wie so oft in den letzten Stunden den Tränen nahe.

„Was ist los?"

„Ich habe mit Harry Schluss gemacht. Er wird nie von den Kindern erfahren. Ich bringe die Tour zu Ende und dann wird es Alex nicht mehr geben. Ich werde einfach Lexy, die zweifache Mutter sein", sprudelte es aus mir heraus.

„Und du glaubst, dass dich das glücklich macht? Du liebst die Bühne! Und du liebst Harry! Willst du das für immer aufgeben und einfach nur Mutter sein?"

„Ja, ich habe keine andere Wahl. Meine Entscheidung ist gefallen."

„Okay, ich habe gesagt, ich werde dich bei deiner Entscheidung unterstützen und dann mache ich das natürlich auch! Ich darf euch doch besuchen kommen, oder?"

„Klar, die Kinder wollen doch wenigstens ihren coolen Onkel Niall haben."

Er grinse stolz.

„Weißt du schon, wie du sie nennen willst?"

„Kein Ahnung, ich weiß noch nicht einmal das Geschlecht!"

„Ich finde das alles so aufregend!"

Niall freute sich wirklich wie ein kleines Kind. Ich glaube, er hatte nicht mal den Hauch einer Ahnung, was es wirklich bedeutete Kinder aufzuziehen und dann gleich Zwillinge. In den ersten Monaten würde ich wohl kaum ein Auge zu machen können. Ich wollte lieber gar nicht dran denken, wie es werden würde, wenn sie zu krabbeln begann und ihre Finger überall reinstecken wollten, inklusive Steckdose. Wenn sie dann laufen konnte, war wohl gar nichts mehr vor ihnen sicher. Ich würde wohl nur hinter den Beiden herlaufen, ständig in Sorgen ihnen könnte etwas passieren.

Zwei Stunden später saßen wir im Bus auf dem Weg zum Flughafen. Harry saß wie ein Häufchen Elend in seinem Sitz. Seine Augen waren aufgequollen vom Weinen. Er sprach nicht und schirmte sich mit seinen überdimensionalen Kopfhörern ab. Wir alle hatten versucht mit ihm zu reden, doch er blockte uns einfach ab. Ich verzog mich mit den anderen Jungs in die letzte Reihe, während Harry seine Deprimusik ganz vorne im Bus hörte.

„Liam, Zayn, ich glaube, ihr ahnt es schon, aber ich sag es nochmal für euch. Ich bin schwanger, mit Zwillingen."

„Zwillinge?"

„Ja."

„Schwanger wussten wir, aber gleich zwei. Wow."

„Ja, ich werde Harry nichts erzählen." Nun sprach ich auch zu Louis, der von meinen Plänen noch nichts wusste. „Ich bringe mit euch die Tour zu Ende und werde dann von der Bildfläche verschwinden."

„Du steigst aus?" fragte Zayn traurig.

„Du sagst es Harry nicht?" hakte Liam kritisch nach.

„JA, ich steige aus und ja, Harry wird es nicht erfahren. Er will die Kinder nicht."

„Woher weißt du das? Ich finde, als Vater sollte er ein Recht darauf haben, von seinen Kindern zu wissen."

„Ja, aber ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er hat gesagt, dass er im Falle einer Schwangerschaft für eine Abtreibung wär. Ich möchte ihn erst gar nicht in diese unangenehme Situation bringen. Verstehst du?"

„Hmm, ich weiß nicht, ob du da so richtig liegst. Ja, vielleicht wäre er für eine Abtreibung, aber das heißt doch nicht, dass er die Kinder nicht sehen will, wenn sie auf der Welt sind."

„Liam, ich diskutiere jetzt nicht. Ich habe einen Entschluss gefasst und daran ändere ich jetzt auch nichts. Ich wollte einfach nur, dass ihr wisst, was euch in nächster Zeit erwartet."

„Okay. Ich geh mal davon aus, dass du heute Morgen mit Harry Schluss gemacht hast?"

„Ja."

Liam sah mich vorwurfsvoll an. Mein Gott, warum musste er immer den Moralapostel spielen?

„Es ist zu seinem Besten!" verteidigte ich mich sofort.

„Da wäre ich mir nicht so sicher!"

MY Direction ♂♀ (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt