Thomas' Sicht
Inzwischen war eine gute Weile nach dem Brandanschlag von Felix vergangen. Er wurde gefasst... Gott sei Dank.
Tom und Lena hatten außerdem ein neues Haus gefunden.
Und Tom hatte seinen Führerschein neu gemacht.Nun hatte ich mitbekommen, dass die Schüler und Eltern der Schüler Geld sammelten, um Tom ein neues Auto zu besorgen, dass bereits Handgas hatte. Somit konnten sie zwei Autos haben. Eines, dass Lena normal fahren konnte, und eines, dass Tom mit Handgas fahren konnte.
Und ich fand die Aktion ganz süß.
Auch die Kollegen hatten einen großen Teil gespendet.
Somit war das Auto fast zusammen. Auch die Schulstiftung gab etwas dazu.
Und als die Stadt Erfurt davon erfuhr, wurden uns große Gelder bereit gestellt, um Tom und weitere Lehrer mit körperlichen Behinderungen besser zu integrieren. Naja, wir waren tatsächlich in den letzten Jahren die einzige Schule in der Stadt mit einem behinderten Lehrer. Und dann kam der Rollstuhl dazu.
Und nachdem die Stadt Erfurt ordentlich Geld drauflegte, konnte ein Auto für Tom organisiert werden. Sogar ein wirklich neues und auch dementsprechend teures.
Über hunderttausend Euro waren zusammengekommen. Selbst Bürger der Stadt spendeten, weshalb das wirklich schnell ging.An einem Montagmorgen standen alle auf dem Schulhof. In der Mitte das Auto bedeckt mit einer Plane. Drumherum Schüler, Lehrer und einige Eltern.
Ich führte Tom auf den Hof und als er die ganzen Leute sah, war er sehr verwirrt. Ja selbst Lena wusste nichts.
„Tom, wir wissen, Auto fahren ist mit einem normalen Auto nicht möglich. Aber wir wissen, dass du deinen Führerschein neu gemacht hast und nun mit Handgas fahren darfst. Aber nach dem Brandanschlag und dementsprechend dem Umzug stehen dir natürlich keine Hunderttausend Euro zur Verfügung. Deshalb...hat die Schule Spenden gesammelt und naja, ich würde sagen, wir nehmen mal die Plane ab."
Während David das sagte, rückten alle etwas zur Seite und zogen gemeinsam die Plane von dem Auto.
Tom war erst lange Zeit stumm, aber nach einer Weile umarmte er einige Kollegen.
„Mensch... Ihr seid doch alle bekloppt. Warum macht ihr sowas?"
„Ey Mensch, du bist ein Urgestein der Schule. Wir wollen nicht, dass du nur wegen so 'nem Kack Rollstuhl immer mehr deine Mobilität verlierst!"
Sagte ich nun und legte eine Hand auf seine Schulter.„Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Auch nein.... Nein. Zu klein. Zu groß. Urgh...Bereits drei Kinder... Nein. Nein..."
Und das ging bei David bereits seit zehn Minuten so... Er wischte die ganze Zeit auf seinem Handy herum.
„Was machst du da eigentlich?" Fragte ich ihn von dem Esstisch aus und sah zu ihm zur Couch. „Tinder..." Grummelte er und wischte weiterhin nur mach Links.
„Ah. Klingst aber nicht so begeistert."
„Jaaa... Sind alles nicht so meins..."
„Frauen?"
„Nicht nur."
Ich sah über Davids Schulter auf sein Display. „Ich würde mal versuchen, jemanden eine Chance zu geben, der vielleicht nicht ganz deinen Vorstellungen entspricht. Warum zu groß? Gefällt es dir nicht, der kleinere von zwei Kerlen zu sein? Oder der jüngere?"
„Wenn ich der größere oder ältere bin... Da komme ich mir nicht so schwach vor wie bei Felix. Ich will nicht, dass mir wieder sowas passiert."Nach ungefähr zwei Stunden voller Gemecker von David, dass er keinen finden würde, grinste David sein Display an.
„Was los?" Fragte ich ihn während ich meine Akten durchging um ein wichtiges Dokument zu finden.
„Ich glaaaubee... Ich hab' 'nen Date." Säuselte er.
„Na? Wer is'ses?"
„Er heißt Sam, ist dreißig Jahre alt, blond."
„Bart? Ja? Nein?"
„Ja. Und blaue Augen. Und er hat einen Hund. Ein Aussiedoodle."
„Aussiedoodle?"
„Dachte ich auch. Aber er sagt, es ist eine Mischung aus Australian Shepherd und Pudel."
„Wann trefft ihr euch?"
„In ungefähr einer Stunde."
Ich grinste zufrieden.
„Viel Spaß. Ich muss jetzt nach so einem scheiß Teil für die Versicherung suchen..."Davids Sicht
„Tschüss. Ich gehe jetzt los."
Ich ging durch die Haustür und lief dann entspannt zum Treffpunkt von mir und Sam. Er wollte seinen Hund mitbringen und dann würden wir etwas essen gehen.
Und aus der Ferne sah ich ihn irgendwann.
Und ich war definitiv alleine vom Blick verliebt... Seine wunderschönen blauen Augen strahlten mich an... Und seine leicht zur Seite gekämmten blonden Haare glänzten in der Dämmerung...
„Hallo. David?"
„Ja. Dann bist du Sam."
Wir gingen erst in ein gutes Restaurant, wo tatsächlich sein Hund mit rein durfte... Er schien auch das Personal gut zu kennen.
Aber eigentlich waren dort Hunde verboten...
„Sag mal, warum darf dein Hund eigentlich mit hier rein?"
Sam lachte etwas als wir am Tisch saßen. „Chico darf hier rein, weil er mein Assistenzhund ist. Die dürfen überall mit. Man sieht jetzt sein Halstuch nicht wo es draufsteht, weil sein Fell etwas drüber ist. Seine Weste liegt bei mir zuhause."
„Ah, wozu brauchst du denn einen Assistenzhund?" Fragte ich interessiert.
„Ich habe eine komplexe PTBS. Er ermöglicht mir erst, aus dem Haus rauszugehen. Ohne ihn könnte ich nicht mein Leben leben." Sagte er und strich vorsichtig über Chicos Kopf.
„Oh. Das schränkt dich sicherlich sehr ein... Darf ich wissen, wie die PTBS ausgelöst wurde? Nicht schlimm, wenn du es nicht sagen willst."
„Alles gut. Als Kind... Da wurde ich von meinem Vater regelmäßig missbraucht. Ich wurde irgendwann da rausgeholt. Er war alleinerziehend. Meine Pflegefamilie vernachlässigte mich jedoch, wodurch mein Trauma immer schlimmer wurde. Der Missbrauch war von meinen zweiten bis vierzehnten Lebensjahr. Die Vernachlässigung bis zum siebzehnten. Ich bin da irgendwann durchgedreht und ich bekam meine bereits als sehr gut bekannte Familie. Ich bekam mehrere Therapien und irgendwann meinen ersten Assistenzhund. Das war mit neunzehn. Chico ist mein zweiter."
Ich war erstaunt. Trotz seinem Trauma wirkte Sam so glücklich und lebensfroh.
„Ich bin erstaunt, wie du das hier meisterst. Dir fällt es wirklich nicht leicht, aus der Tür zu gehen, nicht wahr?"
„Es ist wirklich schwer. Aber Chico erleichtert es mir. Er macht mir die Wohnungstür auf, geht mit mir einkaufen und hilft mir wirklich im Alltag."
Wir unterhielten uns weiterhin über verschiedenste Themen und irgendwann... Da waren wir beide ein paar Gläser Wein reicher im Blut.Nach einer Zeit waren wir nach draußen gegangen, spazierten etwas und genossen die frische Luft.
Chico lief entspannt etwas weiter vorne an der Schleppleine.
Es war inzwischen schon weit nach Mitternacht...
„Ich bring' dich gerne nach Hause." Schlug Sam vor. „Ähm... Naja, ich wohne aktuell bei einem Kollegen, wo ich aber kein Ersatzschlüssel habe. Und der kann mich nicht reinlassen, weil der schon schläft..."
„Hm... Dann kannst du zu mir."
Ich zuckte mit meinen Schultern und ging gemeinsam mit Sam zu seiner Wohnung.Sam schloss seine Wohnung auf, öffnete seine Tür und ließ mich rein, wo wir uns gemeinsam auf die Couch setzten und uns weiter unterhielten.
Irgendwann sprang Chico auf die Couch, legte sich zwischen mich und Sam und legte dann seinen Kopf auf meinen Schoß.
„Er mag dich." Lachte Sam.
Ich streichelte Chico etwas und genoss die Wärme, die der Hund abgab.
„Und ich muss sagen... Ich mag dich..." Stotterte ich und konnte Sam nicht in die Augen sehen.
„I-i-i-ich... Ich dich auch..." Stotterte nun mein Gegenüber.
„Ich bewundere deine Ausstrahlung. Und deinen Mut..." Erklärte ich nervös.
Sam stand auf, kniete sich vor mich, nahm meine Wange und sah mir tief in die Augen.
Plötzlich fing mein Bauch an zu kribbeln und meine Atmung wurde zittrig.
Okay.
Ich war verliebt.
Ich konnte mich nicht halten und küsste ihn einfach ohne darüber nachzudenken.
Und nachdem wir uns lösten grinsten wir einander verliebt an...
„Du solltest wissen, dass mir dieser Kuss erst wirklich schwer fiel... Mein Ex war echt kein guter Kerl..." Stotterte ich. „In wiefern?"
„Er... er war gewalttätig und missbrauchte mich. War wirklich scheiße. Deswegen wohne ich bei einem Kollegen. Er päppelt mich aktuell wieder auf. Ich habe wirklich Gewicht verloren... Und mein einer meiner besten Freunde deswegen sein Haus. Mein Ex hat es abgefackelt."
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Der Lehrer - Warum ich...?
Teen Fiction[Zum Verstehen muss zuvor „Der Lehrer" und „Luis" gelesen werden!] „Veränderungen. Wir mögen sie nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie nicht aufhalten. Entweder passen wir uns den Veränderungen an oder wir bleiben zurück. Es tut weh zu w...