Toms Sicht
Ich war etwas mit Emma alleine am Strand unterwegs. Die Sonne war angenehm warm und es wehte eine leichte Meeresbrise durch meine blonden Haare. ,,Denkst du, Thomas würde mich richtig aufnehmen... Nicht nur als Pflegekind?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich denke, er würde es wollen. Ich kann aber weder in seinen Kopf gucken, noch kenne ich mich mit dem ganzen rechtlichen aus." Erklärte ich. Wir ruhten uns etwas an einer kleinen Mauer auf. Emma setzte sich auf diese und legte mein eines Bein darauf. ,,Bisschen Bewegung tut dem Bein gut. Du hast die Therapeutin gehört." Kicherte Emma, als sie mein verwirrtes Gesicht sah. Sie bewegte weiterhin etwas mein Bein, strich darüber und tippte auch an einigen Stellen. Das Krankenhaus wo Thomas lag war nicht weit entfernt, also besuchten wir Thomas noch einmal schnell.
,,Thomas!" Raf Emma glücklich als sie ihn im Bett sitzen sah und umarmte ihn stürmisch. ,,Hallo Große!"
Oh Mann... Diese Bindung zwischen den Beiden.. Das war einfach etwas ganz besonderes. Sowas hatte ich zuvor noch nie in meinem Leben in dieser Form gesehen. Es war, als würden sie sich ihr ganzes Leben lang kennen und doch jeden Tag neu kennenlernen. ,,Bald darf ich hier weg. Dann werde ich in Deutschland weiter therapiert." Beide strahlten glücklich und nun huschte auch mir ein kleines Lächeln über die Lippen. ,,Morgen darf ich packen... Dann könnt ihr die Tickets für den Flieger buchen." Ich nickte, klopfte Thomas auf der Schulter und versuchte vergeblich Max anzurufen. ,,Hmpf... Wann der mal direkt an sein Handy geht..." Murmelte ich. ,,Emma, komm, wir müssen noch etwas zu essen für heute Abend holen." Sie nickte, umarmte Thomas nochmal fest und verabschiedete sich dann von ihm.
Als Emma und ich wieder in der Finca waren, die Einkäufe in die Küche brachten und es uns auf der Couch bequem machten, kam Max aus seinem Zimmer und sah uns etwas bedrückt an. Als ich ihn fragte was los war, kratzte er sich unruhig am Unterarm und strich sich durch seine Haare. ,,Niels hat die wohl bedenklichste Idee überhaupt..." Stammelte er. ,,Er will seinen leiblichen Vater suchen und mit ihm reden." Erklärte er als er unsere verwirrten Blicke sah. Nun schnaufte ich besorgt. ,,Und wie will er ihn finden?" Fragte nun Emma. ,,Das war nicht das größte Problem. Luisa hat verrückterweise den Namen geschickt und nach ein wenig suchen im Internet konnten wir die Adresse ausfindig machen. Er wohnt nur ein paar Meter von hier." Erzählte Max und kratzte seinen Kopf. „Dann lass' es ihn machen. Er ist erwachsen und muss sein Leben in den Griff kriegen." Sagte Emma schulternzuckend. „Der Typ war seiner Frau gegenüber gewalttätig! Wäre er nicht so gewesen, würde Niels' Mutter noch leben, und er hätte mit einer tollen Mutter aufwachsen dürfen!"
Verteidigte Max seine Meinung.
„Ich gebe euch beiden Recht. Ja Max, es ist wirklich gefährlich, aber wie Emma sagte, Niels ist erwachsen und muss entscheiden, wie er vorgeht. Ich bin ehrlich, ich hätt's wie Niels gemacht." Mischte ich mich in den Konflikt ein.Nun waren einige Stunden vergangen.
Es war nun siebzehn Uhr und gemeinsam mit Emma wiederholte ich einige Sachen, die ich Laut meiner Physiotherapeutin machen sollte. Verdammte Koordinationsübungen...
„Verdammte Scheiße! Ich kann das nicht mehr!" Schrie ich verzweifelt, während Max und Emma mich zum stehen brachten. Max war hinter mir, versuchte mich an der Hüfte zu halten, während Emma vor mir war und meine Hände drückte, um zu verhindern, dass ich nach vorne fallen würde.
„Tom... Ein bisschen noch. Das war nicht mal eine Minute."
Versuchte Max vorsichtig zu sagen. „Nein... Ich habe verdammt nochmal Schmerzen. Überall. Mein Bein tut mir einfach weh. Ich werde nie wieder wie früher sein und laufen können!" Schrie ich und versuchte von Max und Emma los zu kommen und die Tränen vor Schmerzen zu unterdrücken.
„Tom, bitte... Noch ein bisschen. Danach darfst du eine Pause machen und wir machen in einem anderen Bereich weiter."
Darauf grummelte ich nur.
Ein wenig später setzten mich die beiden auf den Boden. Max blieb hinter mir sitzen und hielt mich so aufrecht. „Emma, leg mal den Teppich da hinten hin." Max zeigte auf eine Stelle auf dem Boden. Als dort der Teppich lag, trug er mich dort hin und legte mich auf den Rücken.
„Okay... Du kennst es. Einfach das Becken nach oben..." Sagte Emma. Verzweifelt und den Tränen nah versuchte ich mein Becken zu heben.
Vergeblich.
Sämtliche Kraft war von mir gewichen.
Aber mein bester Freund gab nicht auf und hielt mein Becken nach oben, ließ es jedoch los, als ich etwas mehr Spannung hatte. „Schulterblätter nach unten in den Boden." Murmelte Emma korrigierend.Nach einigen Malen mit dieser beschissenen Übung sollte ich mich gerade auf den Rücken legen. „Ruh dich kurz aus, ich gehe mal Wasser holen." Sagte Emma, stand auf und ging in die Küche.
Mehrmals atmete ich tief durch und versuchte wieder an Kraft zu bekommen.
Emma klatschte nun in ihre Hände, sah mich glücklich an und setzte sich wieder neben mich. „Okay, das ist jetzt das letzte was wir machen."
Endlich.
„Okay. Du hebst jetzt mal jeweils ein Bein deiner Wahl und streckst ihn einfach gerade aus. Fußspitze nach oben!" Erklärte sie und schon tat ich, was sie sagte. Nun nahm sie mein Bein und streckte es noch weiter nach oben. „Sag was wenn du Schmerzen hast." Ich nickte.
Umso weiter sie mein Bein streckte, desto stärker zitterte auch mein Bein.
Seltsamerweise war es mir wirklich unangenehm und peinlich.
Wahrscheinlich, weil ich mich einfach nur schwach und angreifbar fühlte.
„Das ist nur Muskelzittern. Das zeigt wenigstens, dass deine Muskulatur arbeitet." Erklärte Emma ruhig.
Ich wollte das alles einfach nicht mehr...
Ich fühlte mich gepeinigt und unwohl.
Ich wollte einfach wieder der Mensch von früher sein.
Ohne irgendwelche Therapien und Bedenken.
Mehrmals machte ich nun die Übung mit den Beinen und irgendwann ließen Emma und Max locker und ich durfte auf die Couch und den restlichen Abend meine Ruhe haben.
„Tom... Es ist echt warm. Willst du denn nicht auch mal in den Pool?" Fragte Max mich, als er sich neben mich auf die Couch setzte. „Ich kann nicht mal laufen. Wie soll ich da schwimmen?"
„Ich würde dich halten. Niels auch. Das wäre also nicht das Problem."
Max und Niels lächelten mich an, während ich so meine Bedenken hatte.Nun, am nächsten Tag waren es fast dreißig Grad und selbst im Schatten war es nicht angenehmer.
Max half mir dabei, mich zum schwimmen umzuziehen und trug mich dann in den Garten der Finca an den Pool. Im Wasser war bereits Niels und griff nach meiner Hand, als Max mich langsam ins Wasser ließ.
„Na siehst du? Funktioniert doch!" Trällerte Max amüsiert und hielt mich von hinten fest.
Niels hatte weiterhin meine Hände.
Aber ich hatte panische Angst.
Angst davor, zu ertrinken.
„Alles gut..." Murmelte Max in meine Ohren und hielt mich stärker fest.
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Der Lehrer - Warum ich...?
Roman pour Adolescents[Zum Verstehen muss zuvor „Der Lehrer" und „Luis" gelesen werden!] „Veränderungen. Wir mögen sie nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie nicht aufhalten. Entweder passen wir uns den Veränderungen an oder wir bleiben zurück. Es tut weh zu w...