Niels' Sicht
Sichtlich ängstlich nahm ich Max' Hand. Er drückte meine und strich mit der anderen über meinen Kopf. Spontan gab es doch keinen Passagier neben uns. Er deckte meine Beine zu und nahm dann erneut meine Hand. „Psscht... Alles ist gut. Fahr dich etwas runter." Versuchte er mich zu beruhigen.
„Das fällt mir echt schwer... Ich habe Höhenangst und auch Flugangst, weil ich seit Jahren nicht geflogen bin..."
Erzählte ich. „Halt meine Hand, während wir starten. Sonst bin ich da. Es passiert nichts."
Ich nickte gestresst und drückte Max' Hand so fest ich konnte. Eine Stewardess schien meine Anspannung vor dem Start zu merken und kam auf uns zu. „Alles gut bei Ihnen?" Fragte sie höflich. „Ja. Er ist nur seit Jahren nicht geflogen. Aber ich habe ihn unter Kontrolle." Erwiderte Max, worauf die Stewardess nickte und weiterging.
„Wollt ichs nicht immer so
Nie zuhause sein
Ständig unter Strom
Stillstand als der größte Feind"
Murmelte ich und drückte beim Start Max' Hand noch stärker.
Vorsichtig löste er sich nach einer Weile von mir und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Hm? Was is'n eigentlich in letzter Zeit los mit dir?" Fragte er. Scheiße. Dieser Frage konnte ich in diesem Moment nicht ausweichen...
„Ich hatte einen Streit mit meinen Eltern... Ich wollte sie wegen meiner Adoption ansprechen. Warum sie mir nichts gesagt hätten... Und naja, mein Vater hat mich als Schwuchtel beleidigt und rausgeschmissen... Ich habe ihnen erzählt, dass wir ebenfalls vor haben ein Kind zu adoptieren, wir jedoch nicht ihren Fehler wiederholen würden... Der einzige der hinter mir in dem Moment stand, war Chris... Das war der Tag, an dem ich ihn dann ins Krankenhaus gebracht habe." Erzählte ich vorsichtig und auch leicht beschämt. „Oje Niels... Warum sagst du mir denn nichts? Wir hätten doch reden können..." Max umarmte mich von der Seite und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Du weißt doch, dass ich immer hinter dir stehen werde. Ich liebe dich, und das auch, wenn du familiäre Schwierigkeiten wie diese haben solltest. Du weißt, dass ich selbst seltsame Verhältnisse habe und dich da am besten verstehen kann."
Ich nickte und kuschelte mich an ihn. „Schlaf etwas..." Flüsterte er in mein Ohr und richtete die Decke wieder ordentlich.
Ich schlief ein und merkte gar nicht, was so um mich herum passierte.Toms Sicht
Ich beobachtete ein wenig mit Emma Niels und Max. „Oh mann... Die beiden sind wirklich süß zusammen... Hoffentlich klappt das mit der Adoption!" Sagte Emma, was ich mit einem nicken erwiderte.
„Ich würde es den beiden wirklich wünschen." Sagte ich nun und nippte an meiner Cola. „Die beiden wären sicherlich super Eltern. Ich meine, bei Niels sieht man es, wie er sich um deine Nele kümmert. Und Max... Er hat diese Aura... Mal abgesehen davon, dass er sich sehr gut um seine leibliche Tochter kümmert."
Inzwischen sah man, dass Niels eingeschlafen war. Sein Kopf auf Max' Schoß und auf dem Sitz förmlich liegend.
„So niedlich, wie Max sich um Niels kümmert." Schwärmte Emma förmlich.
„Du scheinst aber auch müde zu sein..." Bemerkte ich und sah dabei in Emmas müdes Gesicht. „Ich konnte kaum schlafen... Ich war so aufgeregt wegen Thomas. Er ist wie ein Vater für mich und ich kann ihn nach langer Zeit vielleicht wieder in meine Arme nehmen. Ich vermisse die Abende, wo wir gemeinsam auf der Couch sitzen und ich mich an ihn kuschel, während er einen Film guckt."
Ich nickte verstehend. „Weißt du... Ich denke, du tust ihm wirklich gut. Er hat einen Sinn in seinem Leben, weißt du? Seitdem seine Tochter verstorben ist, ist er ganz anders als früher. Und dann kam seine Ex-Frau. Sie war ihm gegenüber gewalttätig."Daniels Sicht
Ich stand vor der Klasse, als Becki in den Raum kam, mich umarmte und meine Hand nahm. „Hast du es den Schülern eigentlich schon gesagt?" Fragte sie, weshalb ich den Kopf schüttelte. „Dann sag es ihnen doch jetzt." Schlug sie vor, also setzten wir uns auf zwei Stühle. Ich sah eindringlich alle meine Schüler an und seufzte. „Also... Ähm... Ihr solltet wissen, dass ich bald zwei Monate weg sein werde. Ich gehe in Elternzeit, weil ich, logischerweise, Vater werde. Aber keine Sorge, wir können ja über der Klassengruppe in Kontakt bleiben."
Meinen Schülern fiel förmlich die Kinnlade herunter. „Also sind SIE der Vater des Kindes von Frau Schmidt?" Fragte ein Junge irritiert. „Dass Sie Vater werden wissen wir nämlich schon..."
Sagte er noch dazu.
„Ja. Wir beide sind einige Zeit jetzt ein Paar..." Stammelte ich nervös.
Becki strich vorsichtig über meine Schulter und beruhigte mich somit ein wenig.
„Wir freuen uns wirklich für Sie! Kinder sind eine kleine Bereicherung für eine Beziehung. Und Sie haben jetzt schon das passende Alter erreicht." Sagte ein Mädchen freundlich.
Ich lächelte sie an, war trotzdem etwas nervös.
„Ich muss gleich zum Augenarzt, weil ich nochmal wegen der Laser-Op nachfragen wollte. Das würde ich mir halt von meinen Eltern spendieren lassen."
Ich stand also auf und machte mich los zum Augenarzt, wo ich dann untersucht wurde.Max' Sicht
Ruhig schlief Niels auf meinem Schoß und war eingekuschelt in einer dünnen Decke.
Ich strich sanft über seinen Körper und versuchte es ihm noch etwas angenehmer zu machen.
Immerhin hatte er starke Flugangst. Also musste ich ihn doch beruhigen, oder?
Eine Stewardess kam zu mir und sagte: „Wecken Sie ihn am besten und klappen Sie die Tische ein. Wir landen bald."
Ich nickte und stupste Niels an und sagte, er solle wach werden.
„Wir landen gleich." Niels fing an zu schnauben. „Wirklich?" Fragte er mit müder und heiserner Stimme. „Ja... Zieh dir vielleicht auch schon Schuhe an und pack dein Zeug ein bisschen weg."
Ich sah rüber zu Tom, welcher schlief wie ein Stein, während Emma versuchte ihn zu wecken.
Ein grinsen huschte über mein Gesicht und schon kam auch die Durchsage, dass wir jeden Moment landen würden.
Genau da nahm Niels panisch meine Hand und drückte sie so fest er konnte. Ich strich seine eine verschwitzte Haarsträhne weg und versuchte ihn zu beruhigen.Und ja, die Landung war etwas harsch, aber naja gut. Das ist halt einfach so.
Anders als beim Boarding durften dieses Mal Leute mit Einschränkungen nicht als erstes raus.
Aber das störte weder Tom, noch Niels, da beide extrem müde waren und erstmal wach werden konnten.
„Niels, du musst gleich dolmetschen, weil ich kann ja kein Spanisch. Du musst denen irgendwie erklären, dass du Epilepsie hast, und jemanden dabei haben musst, der dir helfen kann. Vielleicht dürfen Max und Emma direkt mit." Sagte Tom, weshalb Niels mit den Schultern zuckte.
„Ich regel das alles schon."Als nun das Personal kam um Tom und Niels zu helfen, sprach Niels mit ihnen auf Spanisch.
„Sabes, definitivamente tienes que vigilar a mi colega porque está sentado en una silla de ruedas. En realidad, tendría que estar en tu nota también... Y soy epiléptico y necesito que mi amigo me acompañe. El problema es que la chica no puede caminar por aquí sola. ¿Por eso quería preguntar si se les permitía?"
Die Männer nickten Freundlich und Niels nickte Tom zu.
„Primero llevaremos a su colega, luego a usted y luego a los otros dos. Así es como se hace y ordenadamente."
Sagte der Mann nun, weshalb Niels nickte und für uns übersetzte.
„Also, Tom, dich nehmen sie als erstes. Dann soll ich und dann Max und Emma, damit es kein Chaos gibt."
Sofort hoben die zwei Männer gemeinsam Tom hoch und trugen ihn aus dem Flugzeug. Dann machten sie das Selbe mit Niels.
Emma und ich folgten den Männern nun und verabschiedeten uns von dem Personal des Flugzeugs.Nachdem wir unser Gepäck abgeholt hatten und Tom wieder in seinem Rollstuhl saß, gingen wir gemeinsam, dieses Mal ohne Begleitung vom Flughafen, durch die großen Hallen und suchten die Ex-Frau von Thomas, die uns abholen wollte.
Und nach langem suchen fanden wir sie.
Direkt als ich sie sah formte ich meine Hände zu Fäuste und schnaubte leise vor mich hin. Ich hegte einen großen Hass gegen sie.
Immerhin hatte sie meinem besten Freund physischen und psychischen Schaden hinzugefügt und ihn ein großes Trauma verpasst.
Ich hatte mir immer geschworen, sie bei unserem nächsten Treffen ohnmächtig zu prügeln.
Doch, naja, das konnte ich nun nicht.
Ich musste mich zügeln und zusammenreißen, damit ich nicht von dem Sicherheitspersonal verhaftet werde.
Alles schon passiert, musste also nicht nochmal sein.
„Max, zügel dich." Flüsterte Tom mir zu, als er meine Anspannung merkte. „Hm." Grummelte ich böse, und sah dabei zu der Frau, welche meine besten Freund verletzt hatte.
„Schön, dass ihr kommen konntet. Und na, wer bist du denn?" Fragte sie Emma.
„Ich bin Thomas' Pflegekind." Antwortete sie stumpf.
„Ah..."Wir setzten uns in das Auto dieser Frau. Eigentlich wollte niemand vorne neben ihr sitzen. Aber Emma meinte zu uns, sie würde sie wohl als einzige Person nicht umbringen, wenn sie neben ihr sitzen würde.
Und da hatte sie auch recht...
Ich nahm Tom hoch und setzte ihn in das Auto, danach half ich Niels und setzte mich dann als letztes.
Nun wurden wir ausgefragt...
„Tom? Wie ist das eigentlich passiert? Also mit deiner Lähmung?"
„Wissen die Ärzte nicht genau. Ich hatte mich im Bad geritzt und wurde dann ohnmächtig. Lag drei Wochen im Koma musste alles neu lernen. Konnte auch da schon nicht laufen. Wurde auch nach Physiotherapie nicht besser."
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Der Lehrer - Warum ich...?
Novela Juvenil[Zum Verstehen muss zuvor „Der Lehrer" und „Luis" gelesen werden!] „Veränderungen. Wir mögen sie nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie nicht aufhalten. Entweder passen wir uns den Veränderungen an oder wir bleiben zurück. Es tut weh zu w...