21. Kapitel

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Und die war alles andere als....vorteilhaft.
Während im Fernsehen gerade ernsthaft ein Porno lief, hatten Cayden und ich uns schreiend über die Couch gewälzt und lagen momentan in einem Haufen verhedderter Gliedmaßen übereinander. Und die dämliche Fernbedienung lag am anderen Ende des Sofas. Keine Ahnung wie die jetzt dahin gekommen war.
Ich machte gerade den Mund auf, um die Situation zu erklären - und dabei meinen geliebten Bruder natürlich so schlecht wie möglich darstehen zu lassen -, da musste Dad mir zuvorkommen und alles noch schlimmer und vor allem peinlicher machen als zuvor schon. ,,Ach lass sie doch, in dem Alter hat das doch schon jeder mal gemacht. Da waren wir doch genauso früher." Ähm, bitte was?
Das schien auch Mum zu denken. ,,Wie bitte, Jayden?", fragte sie gefährlich ruhig.
Oh oh. Da krachte es gleich.
Dad schien die Gefahr jedoch als einziger noch nicht zu erkennen, denn er redete unbesorgt weiter. ,,Da ist doch nichts dabei und sie müssen sich eben ausprobieren." Doppeltes oh oh.
Mums Blick wurde immer bedrohlicher. Mit verschränkten Armen stand sie da, ihre High Heels baumelten in einer Hand. ,,Aber doch nicht mit...Pornos!"
Cayden und ich beobachteten die Beiden aus unserer liegenden Position heraus wie bei einem Tennismatch. Wobei hier die eindeutig größere Spannung und Spaßfaktor herrschte. Letzteres nur für die unbeteiligten Zuschauer, versteht sich.
Und das waren wir beide leider nicht, wie sie im nächsten Moment deutlich machten.
,,Nun, dass sie das gleich versuchen würden nachzumachen, damit habe ich auch nicht gerechnet" Das runzelte die Stirn und warf uns einen komischen Blick zu, den wir zuerst geschockt und dann -wait...what?!- entsetzt und angewidert erwiderten.
Zugegeben, unsere momentane Position war wirklich nicht ganz.... gewöhnlich, aber das....das wäre einfach nur abartig und widerlich.
Cayden sah mit einem nicht minder angewiderten Blick auf mich herunter. Jap, wir waren uns einig.
Aber jetzt mal ernsthaft....was dachte Dad bitte von uns?!
,,Dad!", schrien Cayden und ich gleichzeitig entsetzt.
,,Wir würden nie-" ,,Was denkst du-" ,,Oh gott, nein!" ,,Ihh, niemals!"
,,Dafür müsst ihr euch doch nicht schämen, wir lieben euch trotzdem. Nur die Öffentlichkeit sollte davon nichts erfahren. Das wäre ein Skandal, den sich keiner von uns erlauben kann." Mit jedem von Dads Worten, wurden unsere Augen immer größer und verstörter. Als er dann auch noch ernsthaft zwinkernd hinzufügte, dass wir das aber bitte nur hinter abgeschlossenen Türen in unseren Zimmern machen sollten, damit wir Mum nicht verstörten, drehte mein Zwillingsbruder durch.
Ich glaube Mum ist nicht die einzige verstörte, Dad.
Mit einem heftigen Ruck hatte er mich von der Couch geworfen, dabei jedoch völlig vergessen, dass wir immer noch ziemlich ineinander verschränkt waren und war somit mit geflogen.
Stöhnend knallte ich auf den Boden und stieß gleich nochmal ein Stöhnen aus, als Caydens Gewicht auf mich knallte. ,,Fettsack", presste ich atemlos heraus und schnappte nach Luft.
Erst im Nachhinein wurden mir meine Laute im Kontext zu der Situation bewusst und ich lief peinlicherweise tatsächlich knallrot an, während ich, um dieser schrecklich peinlichen Situation irgendwie zu entkommen, die Augen schloss.
Da kam auch schon von Dad der erwartete Kommentar. ,,Madlyn! Was habe ich gerade gesagt? Nur hinter verschlossenen Türen bitte!"
,,Jayden!", rief Mum nur unterdessen wieder aus.
Doch der beachtete Mum gerade ausnahmsweise mal so gar nicht, sondern schien voll und ganz darin aufzugehen, seine beiden Kinder zu einem verfrühten Auszug zu bewegen. Denn darüber dachte ich gerade ersthaft nach. Wahrscheinlich war das auch noch wirklich Dads Ziel.
,,Und Cayden? Ich bin ein wenig enttäuscht von dir, mein Sohn. Du machst gerade einen absolut peinlichen Anfängerfehler. Du willst Madlyn doch nicht zerquetschen, oder? Du darfst dein Gewicht nicht ganz auf sie verlagern, sondern musst dich abstützen", belehrte Dad jetzt auch noch Cayden, der als ich die Augen nun doch wieder vorsichtig öffnete, ebenfalls tiefrot war.
Hatte ich jemals gesagt, unsere Eltern waren cool? - Ganz schnell wieder vergessen bitte. Das habe ich nie gesagt.
,,Dad", murmelte Cayden nun peinlich berührt und wir tauschten einen verzweifelten, hilflosen Blick aus. Die stöhnenden Geräusche im Hintergrund wollten auch einfach nicht verstummen, um zumindest etwas Peinlichkeit rauszunehmen.
Immerhin war Caydens Gewicht nun von mir verschwunden. Nicht ganz, aber genug, um ausreichend Luft zu bekommen.
Während Mum und Dad nun im Hintergrund anfingen zu diskutieren, befreiten Cayden und ich unsere Körperteile voneinander ohne uns in die Augen zusehen und rappelten uns schließlich auf. Kaum standen wir, sprangen wir auseinander und brachten soviel Abstand zwischen uns wie es nur ging. Dann begannen wir gleichzeitig auf unsere Eltern einzureden, dass das alles ein riesiges Missverständnis wäre, wobei wir dann auch noch anfingen, uns dabei gegenseitig die Schuld zu zuschieben.
Und diese begannen plötzlich lauthals zu lachen.
Dad hatte sogar kleine Lachtränen in den Augen.
Cayden und ich konnten nur wie belämmert da stehen und ihnen verwirrt zu schauen.
Hä? Ich verstand gerade gar nichts mehr. Und ein Blick zu Cayden verriet mir, dass es ihm genauso ging.
,,Ihr hättet eure Gesichter sehen müssen!", lachte Dad. ,,Hast du das auch alles auf Video, Jolie-Baby?"
,,Natürlich, JayJay.", erwiderte Mum und zwinkerte ihm vergnügt zu, während sie plötzlich ihr Handy von irgendwo her hervorholte, und damit herumwedelte.
Fassungslos starrten mein Bruder und ich sie an, als es langsam bei uns Klick machte.
Wir waren beide tatsächlich sprachlos.
Das hatten sie nicht getan!
Dad grinste uns an, nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten und sich genug an unseren Gesichtern ergötzen konnten. ,,Reingefallen, ihr beiden. Wir wissen natürlich, dass ihr euch nicht auf diese Weise liebt, aber diese Situation war einfach die perfekte Vorlage für einen kleinen Scherz auf eure Kosten."
Mum kicherte immer noch. ,,Das mussten wir einfach nutzen. Ich habe versucht ihn von der Idee abzubringen, aber-" Ihr Grinsen sagte alles.
Dad sah sie nun mit hochgezogener Augenbraue schmunzelnd an. ,,Du hast also versucht, mich von deiner Idee abzubringen?"
Mum schlug ihm rasch die Hand vor den Mund und strahlte uns gleichzeitig unschuldig an. ,,Ihr nehmt uns diesen kleinen Spaß doch nicht übel?"
Soll das ein Witz sein?
Bevor Cayden oder ich antworten konnten, mischte sich Dad wieder ein, indem er sich von Mums Hand befreite. Durch kindisches Anlullern.
Fühle ich, Mum.
,,Sagst du nicht immer, man soll nicht lügen, Schatz?", fragte er sie neckend mit sichtbarer Belustigung.
,,Ich lüge auch nicht!", widersprach Mum und funkelte ihn an.
,,Sagt sie und lügt im selben Atemzug", murmelte Dad kopfschüttelnd.
Innerlich stimmte ich ihm voll und ganz zu, besaß aber genug Klugheit, um es nich laut auszusprechen.
Aber ich sag nur: Weihnachtsmann, Osterhase und Zahnfee. Nicht zu vergessen Mums ganze andere Lügen, die sie den Medien bereits verklickert hat und über ihre damalige falsche Identität.
Sagt die mit den drei Identitäten.
Jap, hierbei musste ich wohl echt zu meiner nicht vorhandenen Schande gestehen, ebenfalls was Lügen anging nicht besser zu sein.
Ich konzentrierte mich wieder auf das Schauspiel vor mir, was einen radikalen Wendepunkt erlitten hatte. Denn nun taumelten meine Eltern tatsächlich knutschend aus dem Wohnzimmer und in die Küche. Wenn man es nicht mehr ins Schlafzimmer schafft.
Cayden und ich sahen ihnen hinterher.
Darin fasste ich ganz sicher nie wieder etwas an, ging es mir durch den Kopf. Wie sollte ich je wieder etwas aus unserer Küche essen, ohne daran denken zu müssen. Danke, Mum und Dad. Ehrlich.
Wie waren wir eigentlich nochmal in diese Situation gekommen? Was auch immer es war, es war ganz sicher Cayden's Schuld.
,,Ich fahre in die Stadt", sagte Cayden plötzlich und meine Augen schossen zu ihm. - Wie sich das anhörte.
,,Bloß weg aus diesem verrückten Haus", fügte er im vorbeigehen murmelnd hinzu und verschwand kurz darauf eilig aus meinem Sichtfeld.
Und hier stand ich. Mitten im Raum, sprachlos, alleine und im Hintergrund lief immer noch der verdammte Porno, während im Nebenzimmer ebenfalls einer stattfand.
Ich liebe mein Leben.

Undercover Star 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt