,,Soll ich oder soll ich nicht?", fragte ich Cayden und warf ihm einen Seitenblick zu, während ich mich im Spiegel betrachtete. Mein Bruder, der es sich hinter mir auf meinem Bett bequem gemacht hatte, sah genervt von seinem Handy auf. ,,Warum fragst du mich das?"
,,Weil ich mich nicht entscheiden kann! Also soll ich?"
Er verdrehte die Augen. ,,Mach doch."
Unsicher suchte ich im Spiegel seinen Blick. ,,Sicher? Soll ich es nicht doch lieber sein lassen?"
,,Man, Mad, dann lass es halt sein. Nur entscheide dich endlich mal. Sonst kommst du noch zu spät."
Mit diesen Worten widmete Cayden seine Aufmerksamkeit wieder seinem Smartphone.
Was für eine Hilfe.
Ich drehte mich noch ein letztes Mal unentschlossen vor dem Spiegel, bevor ich mir kurzerhand einfach das knappe Minikleid schnappte und es eingewickelt in meine Handtasche quetschte.
Ich würde mich einfach spontan entscheiden. Wenn es sich ergab, oder eben nicht.
Schnell sprühte ich mir noch mein Lieblingsparfum auf den Hals und griff nach meiner Tasche.
,,Raus jetzt, Cayden, ich gehe." Ich wartete nicht auf meinen Zwilling, sondern verließ schon vor ihm mein Zimmer. Meine High Heels erzeugten ein klackerndes Geräusch, während ich zur Haustür lief. Ich rief noch eine Verabschiedung durchs Haus, dann viel die Tür hinter mir ins Schloss.
Durch den Hinterausgang verließ ich unser Grundstück und genoss die Fahrt in meinem extra für Louna besorgten knallroten Caprio.
Am Rande eines Waldstücks hielt ich an. Hier musste es sein. Der Waldrand war vollgeparkt und in der Ferne konnte man gedämpft laute Musik und Gegröle hören.
Ich schloss mich einer Gruppe kichernder Mädchen an und folgte ihnen in den Wald, bis sich vor uns eine große Wiese auftat mit See. Der Forest Lake.
Überall standen Jugendliche herum und unterhielten sich, lachten und tanzten. Der Alkohol floss dabei in strömen.
Ich schaute mich nach bekannten Gesichtern um, konnte aber niemanden in dem Getümmel finden. Also bahnte ich mir erstmal einen Weg zu den Kühlboxen, die am Seeufer gelagert wurden.
Mit einem roten Plastikbecher in der Hand bewegte ich mich am Rand der Menge entlang, änderte meine Richtung jedoch schnell, als mir der Geruch von Zigarettenqualm in die Nase stieg.
,,Lou! Louna! Hier sind wir!", schrie plötzlich eine vertraute Stimme und Jess kam mit Cher und Gina im Schlepptau auf mich zu. Ich lief ihnen entgegen und wich dabei einem betrunken herumtorkelnden Typen aus.
Um uns besser unterhalten zu können, entfernten wir uns ein wenig von den Musikboxen.
,,Du bist hier!", lallte Cher, während sie sich an Jess' Arm festkrallte.
,,Nein", schmunzelte ich ironisch. ,,Ich bin auf dem Mond und du halluzinierst."
,,Was?", nuschelte sie und musterte mich verwirrt. Dann lachte sie plötzlich kreischend auf. ,,Bist du witzig!"
Okay...
,,Sorry, Cher hat schon ein wenig zu viel getrunken", meinte Jess und hielt sie fest, als sie taumelte.
,,Merkt man" Mein Blick wanderte umher. ,,Hat einer von euch schon Bl- Luc gesehen?"
Gina nickte. ,,Ja, vorhin. Er saß mit ein paar anderen Jungs und Mädchen am Seeufer, glaube, die haben irgendein Trinkspiel gespielt."
,,Ah" Ich nickte. ,,Wieso habt ihr euch nicht zu denen gesetzt?"
,,Ne, lass mal, die kennen wir doch gar nicht wirklich und ich will mich nicht vollkommen betrinken, schließlich muss ich fahren." Jess seufzte, als sie einen Blick auf Cher warf. ,,Und jetzt erst recht nicht mehr. Cher hat sich viel zu schnell abgeschossen." Sie verdrehte die Augen. ,,Luc vergessen."
,,Na, ob das geklappt hat?", stellte ich kritisch infrage, als Cher bei der Erwähnung von Lucs Namen aufsah und irgendetwas unverständliches murmelte, bevor ihr plötzlich Tränen in die Augen traten und sie anfing zu weinen.
Was war denn jetzt los?
Gina wirkte ziemlich genervt und auch Jess fuhr sich einmal mit demselben Gesichtsausdruck durch die offenen Haare. ,,Ich glaube, das wars heute für Cher. Sie ist vollkommen durch. Wir waren kaum zehn Minuten hier und ich schätze ich kann sie schon wieder nach Hause bringen."
,,Das glaube ich auch", meinte ich nach einem weiteren musternden Blick auf Cher.
Jess stöhnte leise. ,,Ich bringe sie dann wohl mal weg, weiß noch nicht, ob ich wieder zurückkomme. Wenn nicht, dann bis Montag."
Wir verabschiedeten uns noch von ihr, dann standen Gina und ich alleine da.
,,Gehen wir tanzen?", fragte Gina und stellte ihren leeren Becher weg.
,,Klar", stimmte ich zu und gemeinsam begaben wir uns in die ausgelassene Tanzmenge.
Nach einer Weile entdeckte ich plötzlich Luc und Blake am Rande des Sees. Ich gab Gina ein Zeichen und wir bewegten uns zusammen auf sie zu.
,,Hast du sie schon gesehen?", fragte Luc gerade mit hörbarer Aufregung und Hoffnung und sah sich unruhig um. ,,Nein" Blake klang genervt.
,,Meinst du, sie kommt noch?", fragte Luc weiter. Ich wusste sofort, von wem er sprach. Bevor Blake wahrscheinlich eher weniger freundlich antworten konnte, begrüßte ich sie.
Luc und Blake wandten sich uns zu und während sich auf Lucs Gesicht ein Lächeln ausbreitete, hoben sich Blakes Mundwinkel nichtmal ein winziges bisschen.
Ein Sonnenschein wie immer, dachte ich ironisch.
,,Hey, Louna, Gina", begrüßte Luc uns und Blake rang sich zu einem grüßenden Nicken durch.
,,Gefällt euch die Party?"
,,Ja, ist ganz gut!", teite ich ihm mit, während ich mir einen neuen Drink einschenkte.
,,Ich hab gehört, du hättest einen besonderen Ehrengast eingeladen? Wo ist sie denn?" Gina lächelte scheinheilig.
Luc presste die Lippen aufeinander, zwang sich aber zu einem schiefen Lächeln. ,,Sie kommt bestimmt noch und wenn nicht, dann eben nicht."
,,Ey, macht ihr mit, wir -", lallte plötzlich ein Typ, der neben uns auftauchte und an uns vorbei stolperte - direkt in den See hinein. Wir starrten auf ihn runter. Verwirrt hob er den Kopf, Wasser tropfte ihm in die Stirn, dann breitete sich plötzlich ein seliges Lächeln auf seinem Gesicht aus. ,,Keine Sorge, meine Schöne, ich bin heiß genug für uns beide." Und mit den Worten ,,Und deiner Nässe nach bist du bereit für mich" ließ er sich wieder in das knietiefe Wasser fallen.
Ich blinzelte. Okay...?
,,Wow, das nenne ich mal betrunken. Der Typ bringt das auf ein ganz neues Level.", brachte Luc fassungslos hervor.
,,Der ist einfach nur dumm.", widersprach ich seelenruhig. ,,Was auch immer es ist, dass manche Menschen so blöd macht, es scheint auf jedenfall sehr gut zu funktionieren." Damit wandte ich mich von dem Trottel ab. ,,Achtung, ist mit Sicherheit hoch ansteckend, er ist nämlich nicht der einzige Infizierte. Ich sehe ständig überall welche."
,,Was?" Gina schien ich zu hoch zu sein.
Ganz im Gegensatz zu Blake. ,,Dann sollten wir wohl alle Abstand zu dir nehmen.", konterte er und hob sogar ein wenig seine Mundwinkel.
Ich schnaubte belustigt. ,,Ich hatte damit eher dich gemeint, wenn wir schon spezifische Personen auflisten."
,,Ach ja? Dann hast du mich wohl angesteckt mit deiner Dummheit."
,,Wenn, dann ist es wohl eher anders herum."
,,Nein, ich bin mir ganz sicher, dass du zuerst Träger dieser beeinträchtigenden Krankheit warst."
Ich verengte die Augen, während Blake die Arme verschränkte.
,,Du bist doch viel zu dumm, um die richtigen Schlüsse zu ziehen!", zischte ich ihn an.
,,Bevor du mich infiziert hast, war ich aber noch ziemlich klar im Kopf und kann mir meiner Aussage also ziemlich sicher sein!", gab er in dem selben Ton zurück.
Ich fauchte wie eine verdammte Katze. ,,Du lügst, denn es ist genau umgekehrt!"
,,Was brabbelst du da?"
,,Ich brabble gar nichts!"
Luc sah ernsthaft fassungslos zu Gina. ,,Streiten sie gerade wirklich darüber, wer zuerst dumm geworden ist?" Diese sah nicht minder sprachlos zurück. ,,Scheint so. Und ich habe gedacht, keiner von den beiden wäre dumm. Ich nehme es zurück. Definitiv."
,,Wahrscheinlich ist es wirklich ansteckend", flüsterte Luc und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, direkt in den See hinein. Er schloss peinlich berührt die Augen, während Gina lachte. ,,Anscheinend hast du Recht!" Dann schauten sie uns wieder wie bei einem Tennismatch zu.
,,Natürlich brabbelst du! Und zwar totalen Mist!", keifte Blake mich an.
,,Gar nicht wahr! Einer von uns beiden ist nämlich dümmer als ich!", keifte ich zurück. Und ja, das tat ich nur, weil ich den eigentlichen Grund für dieses überaus intellektuelle Gespräch vergessen hatte.
Dumm, ich weiß.
Blake seufzte. ,,Dich muss man sich nervlich auch erstmal leisten können müssen."
,,Ey, Leute, macht ihr jetzt mit?", ertönte da plötzlich die Stimme des dummen Trottels wieder aus Bodenrichtung. Wir schauten synchron auf den im Seeufer sitzenden Jungen und fragten mit der gleichen Synchronität laut: ,,Was?! Wobei?!"
,,Na, bei der SN." Er sagte es so, als müssten wir wissen, wo von er redete. War er dumm? - Ach ja, das war er ja! Woher sollten wir wissen, was SN bedeutete?
,,Und was ist SN?", fragte Gina neugierig die Frage, die ich auch gerade um einiges genervter hatte fragen wollen.
,,Die special Nachtwanderung."
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Undercover Star 2
RomanceMadlyn Royal ist die Tochter der Sängerin Jolie Royal und ihrem Mann Jayden Royal. Nachdem schon ihre Mutter auf einer normalen Highschool ihren Abschluss machte und dort ihre große Liebe fand, soll nun auch Madlyn dieses Schicksal zu Teil werden. U...