25. Kapitel

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Scheiße.
Daran hatte ich nicht gedacht.
,,Äh..", sagte ich langgezogen zu der Frau an der Rezeption, die meine Daten wissen wollte.
Ich lachte falsch auf und wandte mich Blake zu. Der musste weg. ,,Blake? Würdest du mir vielleicht ein Getränk aus dem Automaten holen?", versuchte ich ihn loszuwerden. ,,Bitte?"
Blake musterte mich mit  gerunzelter Stirn, nickte aber und zog gehorsam ab.
Innerlich atmete ich auf.
Ich lehnte mich über den Tresen und senkte die Stimme. ,,Ich möchte bitte zu Dr. Ganner. Er kennt mich."
Die Rezeptionistin zog kritisch eine Augenbraue hoch. ,,Dr. Ganner hat viel zu tun. Ich denke nicht, dass-"
,,Um die Uhrzeit?", sprach ich ihr mit hochgezogenen Augenbrauen kritisch dazwischen.
,,Ja, Sie wissen gar nicht, wie viel hier auch nachts los ist und -"
,,Rufen Sie ihn.", forderte ich dann, was ihr gar nicht zu gefallen schien. ,,Na hören Sie mal, Mädchen, wer denken Sie eigentlich, wer Sie sind?"
Ich lächelte süßlich. ,,Jemand, der gleich hoffentlich von seinem Arzt behandelt wird. Sagen Sie Dr. Ganner, seine Nichte ist hier. Glauben Sie mir, er wird kommen."
Die Rezeptionistin überlegte einen Moment, bevor sie seufzend meiner Aufforderung nach kam.
Geht doch.
Ich lächelte freundlich. ,,Dankeschön."
,,Hier", Blake hielt mir mein gewünschtes Getränk unter die Nase. Ich drückte seinen Arm weiterhin lächelnd nach unten. ,,Danke, Blake."
,,Was soll das, Brigitte?", ertönte hinter uns eine gestresste Stimme und ich drehte mich um. ,,Ich habe doch gar k-"
,,Deine Lieblingsnichte Louna besucht dich mal wieder", unterbrach ihn hastig und zeigte mein strahlenstes Lächeln. ,,Hey, Onkel Richard."
Die Nummer hatte ich von Mum. Nur das statt eines Bodyguards nun eben der Arzt als Onkel herhalten musste.
Dr. Ganner  zog verwirrt eine Augenbraue hoch. Bevor er den Mund öffnen konnte, fuhr ich ihm wieder dazwischen, indem ich ihm mein Handy vor die Nase hielt mit einem Foto von mir als Madlyn. Möglichst unauffällig versuchte ich ihm deutlich zu machen, das ich das war.
Dr. Ganner zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich gründlich, bevor er mich anscheinend endlich erkannte.
Seine Augen funkelten belustigt auf. ,,Meine Lieblingsnichte Louna, natürlich. Wie schön dich mal wieder zu sehen.", spielte er mit und innerlich atmete ich erleichtert auf.
Das Gefühl blieb aber nicht lange, als er seine Rolle ein wenig übertrieb und sich an Blake wandte. ,,Und du musst der Beschreibung nach, der Junge sein, von dem sie beim letzten Mal so geschwärmt  hat."
Das war jetzt nicht sein verdammter Ernst, oder?
Mein Mund klappte sprachlos auf.
Hallo? So gut kannten wir uns jetzt eigentlich auch nicht, dass er sich so etwas erlauben konnte.
Dr. Ganner war eigentlich nur der Vertrauensarzt unserer Familie, der sich gut mit meinem Eltern verstand und mich und Cayden schon von klein auf kannte.
Ich schloss die Augen, als Blakes Blick zu mir wanderte. ,,Ach, hat sie das?"
,,Nein, da hat Onkel Richard, glaube ich, etwas falsch verstanden.", brachte ich gezwungen hervor.
Dr.Ganner lächelte verschmitzt. Bevor er in seiner Rolle als schamloser Onkel noch mehr aufgehen konnte, lenkte ich schnell wieder auf den eigentlichen Grund zurück, wegen dem wir überhaupt erst hergekommen waren. Das stetige dumpfen Pochen meines Fußgelenks war nämlich alles andere als angenehm. ,,Ähm, Onkel Richard, weswegen wir überhaupt erst hergekommen sind" Ich wies auf meinen Fuß. ,,Könntest du dir den mal ansehen, bitte? Ich bin vorhin gestolpert."
Dr. Ganner grinste. ,,Deine Tollpatschigkeit hast du wirklich von deiner Mutter geerbt."
Ich lachte gezwungen auf. ,,Ja..."
,,Dann komm mal mit, Louna.", sagte Dr. Ganner dann und lief voraus.
Ja..witzig. Mein Fuß?
Ich wollte gerade etwas sagen, als ich plötzlich von Blake wieder hoch genommen wurde.
Ein wenig überrascht sah ich zu ihm hoch, doch sein Blick ging stur gerade aus, während er mit mir auf den Armen dem Arzt folgte.
Nachdem Blake mich auf der Liege abgelegt hatte, schaute ich ihn weiterhin abwartend an.
,,Was?", fragte er mich.
,,Ähm..willst du nicht rausgehen und draußen auf mich warten?", half ich ihm auf die Sprünge.
,,Nein, eigentlich nicht?" Blake zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
,,Doch, das willst du ganz bestimmt!", versuchte ich ihn zu beschwören.
Blakes Blick wurde nun misstrauisch. ,,Nein, Louna, will ich nicht."
,,Doch, Blake, willst du.", widersprach ich wieder eindringlich.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Dr. Ganner uns belustigt beobachtete.
,,Was soll das, Louna?", fragte Blake irritiert mit deutlichen Misstrauen in der Stimme.
,,Ich muss bestimmt gleich die Hose ausziehen und da sollst -und willst du bestimmt auch gar nicht - dabei sein.", dachte ich mir schnell eine Erklärung aus. Ich musste mit Dr. Ganner reden und das ging nicht in seiner Anwesenheit.
Blake hob skeptisch eine Augenbraue und runzelte gleichzeitig die Stirn. ,,Du musst die Hose ausziehen, wenn es um deinen Fuß geht?"
,,Ja", bekräftigte ich nickend. ,,Bestimmt." Hilfesuchend sah ich zu dem Arzt. ,,Stimmt doch, oder?"
,,Natürlich.", log er zum Glück mit.
Blake hob aufschnaubend und kopfschüttelnd die Hände in einer verzweifelten Geste hoch. ,,Keine Ahnung, was hier gerade vor sich geht, dass ihr mich anscheinend so dringend loswerden wollt, aber dann gehe ich halt!" Mit schnellen Schritten war er an der Tür und riss sie auf. ,,Das hat man also davon, wenn man zu einem Mädchen nett ist.", murmelte er leise, dann fiel die Tür hinter ihm zu.
Ich schloss die Augen. ,,Toll. Dieses beschissene Doppelleben." Oder in meinem Fall wohl eher doppeltes Doppelleben. Geil.
,,Also Madlyn, wie wär's, wenn du mir mal erklärst, was das gerade sollte, während ich mir deinen Fuß anschaue?", meldete mein Arzt sich zu Wort und rollte auf seinem Drehstuhl zu mir heran.
,,Okay", stimmte ich wenig begeistert zu und fing an zu erzählen.

Als ich mit meinem frisch verbundenen Fuß und den Krücken nach draußen humpelte, hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass Blake noch da war. Aber er hatte tatsächlich auf mich gewartet.
Ein kleines, erleichtertes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
Seine Miene war jedoch nicht gerade freundlich, als er sich vom Auto abstieß und die Zigarette, die er eben noch geraucht hatte, auf den Boden warf und austrat.
,,Hey, danke, dass du gewartet hast. Sorry übrigens wegen vorhin. Ich -", wollte ich mich bei ihm entschuldigen, doch Blake unterbrach mich.
,,Steig ein", war das einzige, was er zu mir sagte.
Ich verkniff mir einen ironischen Kommentar wie ,,Ne, weißt du, ich bleibe jetzt die ganze Nacht über hier draußen stehen".
Außerdem war das mein Auto, fiel mir wieder ein.
Etwas umständlich mit meinem Fuß und den Krücken stieg ich ein und begegnete Blakes abwartendem Blick. ,,Wo wohnst du?", fragte er genervt, als ich seinen Blick nur ratlos erwidert hatte.
Und...oh shit. Und weiter geht's....
,,Äh", stotterte ich nur und überlegte angestrengt, wie ich jetzt nach Hause kommen sollte, ohne nach Hause zu kommen. Logik?
Wenn ich ihm jetzt die Royal-Villa nannte, hätte ich mir das Theater vorhin echt sparen können.
,,Wie äh? Weißt du jetzt nicht mehr, wo du wohnst, oder was?" Blake klang sogar noch genervter als gerade. Nahm mir das von vorhin wohl noch übler als gedacht. Shit.
,,Doch, natürlich weiß ich das.", versuchte ich kläglich Zeit zu schinden, um mir etwas einfallen zu lassen. Alles die Schuld der Special Nachtwanderung!

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