9. Kapitel

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Dieses Mal war ich pünktlich gewesen.
,,Hey Louna, ich habe das von gestern gehört! Hast du wirklich Blake Walker die Tür vor der Nase zugeknallt und Mr Donkins als Rumpelstilzchen betitelt und ihn gefragt, ob es ihm gut ginge?"
Kaum hatte ich mich in der Pause zu ihnen gesetzt, wurde ich auch schon wieder zu Gesprächsthema
Nr.1 erklärt.
,,Du hast seine angeblichen Zuckungen vergessen.", ich musste trotz allem schmunzeln.
Eigentlich war es doch im Nachhinein ganz witzig, wahrscheinlich aber auch nur solange bis wieder Mathe ist...
Gina kicherte. ,,Omg, es war dein erster Schultag gewesen und schon bist du auf der gesamten Schule Gesprächsthema Nr.1! Die Neue, die erst Blake schwul nennt, sich dann offensichtlich an Luc ran macht und dann die Sache mit Mr Donkins! Mal ganz davon abgesehen, das ich bis jetzt noch nie gehört habe, das jemand gleich am ersten Tag suspendiert wurde!" ,,Aber mach dir nichts draus, es ist allgemein bekannt, das Mr Donkins, der alte Griesgram, ein Mädchenhasser und durchgehend schlecht gelaunt und fies gegenüber ihnen ist.", erzählte mir Jess aufmunternd.
,,Hab ich gemerkt.....", murmelte ich und sorgte damit wieder für Gekicher.
,,Mein Freund kann manchmal echt intelligent sein und tiefsinnige Gespräche führen. Und dann wiederum wiegt er Mehl ab, während der Ventilator läuft." Nele setzte sich mit einem genervten Gesichtsausdruck zu uns an den Tisch, während wir anderen wieder zu lachen anfingen.
Was mich aber überraschte war, dass Nele anscheinend gar nicht so schüchtern war, wie ich zuerst gedacht hatte.
,,Genauso dumm wie ich beim Backen!", lachte Cherry . ,,Ich wollte für meine Mama zum Geburtstag einen Kuchen backen. Habe mir dafür Buchstabenausstecher bestellt. 2•M und 2•A. Wo kann ich mein noch nicht vorhandenes Abitur zurückgeben?"
Wieder fingen wir an zu lachen, bis ich plötzlich einen durchdringenden Blick auf mir spürte und langsam verstummte.
Unauffällig stieß ich Jess meinen Ellenbogen in die Seite und zischte ihr leise zu:,, Dreh dich mal kurz unauffällig um und sag mir, wer mich so anstarrt!"
Und Jess?
Ja, das war...sagen wir es mal so....aufällig unauffällig.
Denn sie nickte mir zu, holte eine Sonnenbrille aus ihrer Tasche, fragt mich nicht wieso, sie überhaupt eine dabei hatte, und kippte dann doch tatsächlich vom Stuhl, wobei sie einen solchen Krach veranstaltete, dass uns mal wieder die Aufmerksamkeit der gesamten Cafeteria zu Teil wurde und fragte mich dann in beachtlicher Lautstärke:,, Wen genau meinst du?"
Unauffällig. Definitiv.
Jess setzte sich wieder hin und schaute zu mir. ,,Irgendwie starrt jeder dich an."
Ach ne?
Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn und vergrub anschließend mein Gesicht in ihnen.
,,Wow, danke, Jess! Das war wirklich sehr unauffällig!" Mit einem ironischen Lächeln blickte ich zu ihr und sie erwiederte meinen Blick mit einem entschuldigenden Ausdruck.
Cherry, Gina und sogar Nele lachten unterdessen einfach weiter und ich bekam das Gefühl, dass ich seit ich hier war einiges zur allgemeinen Belustigung beigetragen hatte.

,,Kannst du mir bitte diesen Satz ins Französische übersetzen, Blake?"
Ich drehte mich wie der Rest der Klasse leicht zu Blake um, der mit verschränkten Armen in seinem Stuhl lehnte und unsere Französisch Lehrerin mit einem provozierenden Blick bedachte. ,,So einen Satz würde ich in Frankreich aber gar nicht benutzen."
Erwartungsvoll sah Mrs Pierre zu ihm. ,,Dann sag uns einen Satz, den du in Frankreich benutzen würdest!"
Blake grinste. ,,Do you speak English?"
Die ganze Klasse brach in Gelächter aus und ich meinte sogar bei Mrs Pierre ein kurzes Grinsen wahrgenommen zu haben, bevor sie eine strenge Miene aufsetzte. ,,Es gibt keine Dummen Fragen."
,,Wenn ich einen Apfelbaum mit Apfelsaft gieße, ist das dann Kannibalismus?" Überrascht starrten wir zu dem Jungen und fingen dann wieder an zu lachen.
,,Ok, Wow." Unsere Lehrerin schien für einen Moment völlig vor den Kopf gestoßen, bis sie sich wieder sammelte und einmal in die Hände klatschte. ,,Das war ja wirklich sehr unterhaltsam, aber nun wollen wir uns wieder dem Unterricht widmen, also Ruhe bitte! Ich möchte bitte das sich jetzt jeder einen Partner sucht und dann zu ihm eine Fortsetzung des Gedichts macht. Der Anfang ist ,Rosen sind rot...' und den Rest macht ihr dann bitte selber und auf euren Partner bezogen. In Französisch selbstverständlich."
Ich verdrehte die Augen. Echt jetzt?
,,Hey." Eine tiefe Stimme hinter mir ließ mich zusammen zucken und ich drehte mich um.
,,Was willst du?" Unfreundlich sah ich zu Blake, der meinen Tonfall ignorierte und sich einfach auf den freien Platz neben mir setzte.
,,Also fangen wir an." Ungeachtet meiner abweisenden Haltung, holte er Block und Stift hervor und fing doch tatsächlich an zu schreiben.
Bitte?
,,Wer hat gesagt das wir Partner sind?"
,,Ich." Kurz schaute er mich gelassen an und wandte seine Aufmerksamkeit dann gleich wieder dem Blatt vor ihm zu.
Für einen Moment überlegte ich mich weiter zu sträuben, doch da ich abgesehen von ihm und zwei seiner Freunde niemanden aus diesem Kurs kannte, entschied ich mich dagegen und schnaubte nur einmal kurz, bevor ich ebenfalls anfing zu schreiben, wobei ich immer wieder ein Grinsen unterdrücken musste.
Nach einer Weile beendete Mrs Pierre die Stillarbeit und nahm ein paar Paare dran, die dann ihre Gedichte vortrugen, wobei eins kitschiger als das andere war.
Dann nahm sie mich und Blake dran.
Gespannt sah ich ihn an. ,,Fang du an."
Er zuckte mit den Schultern.
,,Rosen sind rot,
Deine Augen blau,
Diebe werden kommen,
Um dein Lächeln zu stehlen,
Du könntest dich jedoch nicht verstecken,
Denn leider fällst du auf wie ein Pfau."
Pfau? Hatte er mich gerade mit einem Vogel verglichen? Soll ich das jetzt als Kompliment oder Beleidigung sehen?
Ich war nicht die einzige, die ihn irritiert ansah, denn auch der Rest der Klasse, unsere Lehrerin mit ein geschlossen, schien nicht ganz zu wissen, wie sie sein Gedicht jetzt auf fassen sollten.
Blake zuckte wieder nur die Schultern. ,,Was? Mir ist nichts besseres eingefallen! Und irgendwie stimmt es doch auch." Ähm, danke?! ,,Und jetzt bist du dran." Auffordernd sah er mich an und lehnte sich dann mit einem leichten Grinsen zurück.
Das Grinsen wird dir gleich vergehen.
Ich räusperte mich kurz, bevor ich Aufstand und mein Gedicht in einwandfreiem Französisch vortrug.
Was das anging hatte ich Glück gehabt und Mum's Sprachtalent geerbt.
,,Rosen sind rot,
Münzen sind Geld
Ich habe mir...
Eine Pizza bestellt
Komm bitte her...
....Und leg dich drauf
Denn auf meiner Pizza fehlt noch der Lauch."
Während ich sprach, war Blake's Grinsen immer mehr verblasst und am Ende sah er mich, im Gegensatz zur Klasse, die mal wieder lachte, wütend an.
Ich grinste jedoch nur zufrieden und war stolz auf mich, vorallem als ich von einem seiner Freunde ein  ,,Gedisst"  hörte, bevor er bei dem finsteren Blick, den ihm Blake daraufhin zu warf, schnell versuchte sein Lachen hinter vorgehaltener Hand zu verstecken, was deutlich misslang.
Möglichst unschuldig versuchte ich Blake anzusehen, der mich mit starrem Blick fokussierte.
Der nahm mir das doch nicht übel, oder?

Undercover Star 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt