Es war ein grauer, wolkenverhangener und vor allem verregneter Samstagmorgen. Hermine war früh aufgestanden und hatte den Eindruck gewonnen, dass nun sogar der Himmel weinte. Weinte über das was sie nun unweigerlich tun musste, weinte für sie und ihre Liebe zu Severus. Die Frage ob es das bzw. ob er das, wirklich Wert war, hatte sie sich die letzen Tage immer und immer wieder gestellt. Mittlerweile wurde sie mühsam verdrängt. Die letzte Nacht hatte sie verdammt schlecht geschlafen und versucht, solche und andere Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen – zwecklos! So war sie noch vor den anderen ins Bad gehuscht und hatte sich das warme Wasser der Dusche über den Körper laufen lassen. Sie hatten den Kopf in den Nacken gelegt und sich wieder ihren Gedanken hin gegeben. Wie lange sie diesmal dort verharrt hatte, konnte sie auch heute nicht so genau sagen.
Doch sehr lange konnte es nicht gewesen sein, denn das Schloss schlief immer noch als sie sich auf den Weg in die große Halle machte, die aber noch Menschen leer war. Skeptisch zog sie die Augenbraue hoch. Wie spät war es denn? Ein Blick auf die Turm Uhr sagte ihr schließlich, dass es erst kurz nach 6 Uhr war. Nur ein Mensch war um diese menschenunwürdige Uhrzeit schon war aber dem würde sie sich erst wieder unter die Augen wagen, wenn sie den heutigen Tag hinter sich gebracht hatte. Langsam lief sie zum See, der morgendliche Tau setzte sich in ihren Umhang und durchzog ihn mit Nässe. Sie spürte es kaum und ihr war es egal. Gedanken verloren ließ sie ihren Blick in die Ferne schweifen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Währenddessen, saß ein sehr missmutiger Tränkemeister in seinen Kerkern und fragte sich, was bei Salazar, er denn falsch gemacht hatte, dass Hermine ihn mied wie einen Aussätzigen. Er drehte seine erste Tasse Kaffee, des neuen Tages, in seiner Hand und starrte ins Feuer, seines Kamins. Seine kleine Löwin, schien sich nicht nur von ihm, sondern auch von Tobias zurückgezogen zu haben. Zu ihren Mitschülern, schien sie schon seit längerem keinen Kontakt mehr zu haben. Ob Potter was damit zu hatte? Er schüttelte den Kopf! Hermine war genauso schlecht auf ihn zu sprechen, wie er selber auch. Na ja gut, vielleicht nicht ganz so schlecht aber immerhin. Aber was war es dann? Wenn nicht Potter? Auf der einen Seite beruhigte es ihn, das Potter diesmal scheinbar nichts damit zu tun hatte, auf der anderen Seite, war es so schön einfach die Schuld einfach an Potter weiter zu geben!
Noch ein Grund mehr ihm Punkte abzuziehen. Nein! Wieder schüttelte er den Kopf! Punkte von Potter hieß auch Punkte von Gryffindor – hätte er normaler weise nichts gegen gehabt – dass hieß aber auch er schadete Hermine und das war das Letzte was er wollte. Mürrisch trank er einen Schluck seines Kaffees und zog die Stirn in Falten. Nicht nur er litt unter der jetzigen Situation auch sein Sohn hatte schwer daran zu knabbern, das Hermine sich nicht mehr um ihn sorgte. Waren sie doch fast so etwas wie eine kleine Familie gewesen... Fast Severus... Fast! Erklang die kleine Stimme in seinem Kopf auf ein Neues, doch diesmal klang sie weder gehässig noch anklagend. Im Gegenteil, fast mitfühlend. Er runzelte die Stirn noch weiter und sah erneut in die tänzelnden Flammen seines Kamins.
Die letzten Tage und Wochen, waren der reinste Horror gewesen. Er hatte sich einsam gefühlt – so verdammt einsam! Er hatte alleine einschlafen und wieder aufwachen müssen, hatte geschickt versucht seine Gefühle zu verdrängen, nur wie sollte man anständig verdrängen, wenn jeden Tag, in seinem Unterricht oder in der Großenhalle, wieder auftauchte, was man so krampfhaft zu verdrängen versuchte? Wie sollte man vergessen, wenn es sich immer wieder in die Erinnerung schob? Wütend sah er auf und warf seine Teetasse in den Kamin. Klirrend zersprang sie in ihre vielen kleinen Einzelteile. „Scherben bringen Glück..." murmelte er und lachte bitter auf. Wenn er doch nur gewusst hätte, wie viel Glück sie ihm heute eigentlich bringen würde.
Es war bereits kurz nach 7 Uhr, als er erneut auf sah und einen prüfenden Blick, Richtung Tobias Zimmer warf. Der würde wohl noch eine ganze weile in den Federn liegen. Severus hatte nicht vor zum Frühstück in die große Halle zu gehen. Er würde später mit seinem Sohn zusammen essen. Skeptisch zog er die Augenbraue hoch und sah an sich runter. Bis Tobias aufstand war er wohl verhungert, so wie sein Magen nach Nahrung verlangte. Es war egal! Essen war egal! Er würde eh nichts runter kriegen und sein hungriges Organ würde sich auch bald wieder beruhigen. Er sah aus dem Fenster und spielte mit dem Gedanken hinunter ins Dorf zu gehen. Mal als er in Hogsmead war, hatte es geschneit und Hermine hatte ihn nach Hause tragen müssen. Einerseits war die Erinnerung verdammt peinlich, andererseits löste sie eine unbeschreibliche Wärme in ihm aus. Bevor er richtig wusste was er tat war er schon auf dem Weg runter ins Dorf.
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Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...
FanfictionDer Krieg ist vorbei und das Goldene Trio tritt sein letztes Jahr in Hogwarts an. Ein unverhoffter Besuch von Albus bringt Severus Leben völlig durcheinander. Nicht das er schon genug Probleme gehabt hätte. Er kommt an einem Punkt im Leben an, an de...