Es war schon fast wieder dunkel, als Hermine endlich das Schlafzimmer betrat und ihr fast der Atem stockte. Ihr Blick viel auf das zusammen gesunkene Häufchen Elend, was früher einmal ihr stolzer Lehrer gewesen war. „Severus…“ Keuchte sie und war mit schnellen Schritten bei ihm. Doch er reagierte überhaupt nicht sondern fixierte einen imaginären Punkt, an der gegenüberliegenden Wand. Er hatte die Beine an den Körper gezogen und mit den Armen umschlugen, während er seine Finger die Unterarme krallte. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, streckte sie die Hand nach ihm aus und berührte leicht seine Schulter. „Severus…“ Langsam, ganz langsam sah er auf. Seine Maske war gefallen. Komplett gefallen und er war nicht mehr in der Lage dazu, sie wieder aufzurichten. Er wirkte unendlich alt und seine Augen waren leer. „Hermine…“ Er flüsterte und schein Schädel brummte immer noch. „Ja, ich bin da, Sev!“ Sie klang so sanft und zärtlich, dass er alle Mühe hatte, sich nicht gänzlich in ihren Armen fallen zu lassen. Müde hielt er sich seinen Kopf, der zu zerspringen drohte, würde er ihn nicht festhalten. „Hier…“ Erschrocken wandte Hermine sich um und sah in das besorgte Gesicht von Lucius Malfoy. Sie hatte ganz vergessen, dass er immer noch im Raum war. „Den kannst du brauchen…“ Feixte er und warf ihr einen von Severus Katertränken zu. „Wenn was ist wir sind bei Tobias im Krankenflügel…“ Dankend nickte sie ihm zu und wartete bis die Schlafzimmertür endlich ins Schloss gefallen war.
Severus hatte sich zu tiefst erschrocken, als er das Schnappen seiner Tür vernahm und zuckte sichtlich zusammen. „Hier trink das…“ Vorsichtig entkorkte sie die Phiole und reichte sie dann weiter. Gierig stürzte Snape den Trank hinunter und lehnte dann seinen Kopf in den Nacken, an die kalte Kerkerwand, um auf das Einsetzten der Wirkung zuwarten, welche auch sofort ihren Dienst antrat. Der Schmerz ließ langsam nach und sein Verstand schien auch wieder anzulaufen. „Geht’s dir besser?“ Besorgt musterte Hermine ihren Lehrer. „Ja…“ Er rieb sich noch einmal über die Stirn und sah dann endlich auf. „Was ist passiert Sev?“ Er wusste er würde jetzt um eine Erklärung nicht mehr herum kommen und war ihr diese bei weitem auch mehr als nur schuldig. Seufzend holte er Luft und starrte dann finster aus dem Fenster. „Es ist mir einfach alles zu viel geworden…“ Begann er kleinlaut und schämte sich für seine Schwäche. „Was ist dir zu viel geworden, Severus?“ Sie wusste, dass sie ihrer Wut jetzt besser keinen Ausdruck verlieh, viel es ihm so schon schwer genug endlich über das zu sprechen was ihn so bewegte. „Alles… Der Krieg, Tobias, Albus, Du…“ Er ließ seine Aufzählung abrupt enden, als er bemerkte was er da eigentlich gerade gesagt hatte. Einen Moment lang wirkte Hermine sichtlich irritiert, doch faste sie sich schnell wieder und tat erstmal so als hätte sie die letzten Worte einfach überhört. Der Tränkemeister saß noch immer auf dem kalten Steinboden und hatte wohl auch nicht vor sich in nächster Zeit dort weg zu bewegen.
Die junge Löwin musterte ihn abermals besorgt und wusste nicht recht wie sich verhalten sollte. Am liebsten wäre sie von seinem Bett aufgestanden und hätte ihn in die Arme gezogen, doch sie wusste, dass dies wohl das schlechteste war, was sie hätte machen können. „Ich konnte Tobias kein guter Vater sein…“ Snape klang als spräche er mit sich selber und nicht mit ihr. „Es ging einfach nicht zu sehr wurde ich…“ Er bracht ab, zu sehr erinnerte ihn sein Sohn an seine eigene Kindheit! Zu sehr erinnerte ihn sein Sohn an seinen eigenen Vater, auch wenn er einfach nur dessen Namen trug und sonst nicht das Geringste mit ihm gemeinsam hatte. „Zu sehr was, Sev?“ Hermine hatte wirklich alle mühe, sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen. Was sollte er jetzt groß dazu sagen? Sah man nicht, dass ihm sein Leben einfach zu viel geworden war? Sah man denn nicht, dass er sich einmal mehr wünschte, in dieser drecks Hütte, damals einfach verreckt zu sein? „Das würdest du nicht verstehen!“ Gab er leise zurück und zog seine Beine noch näher an sich heran. „Dann erklär es mir!“ Bat sie ihn und fragte sich was wohl gerade in ihm vorging. „Das kann ich nicht!“ Er konnte es wirklich nicht. „Doch du kannst das…“ Sie wollte ihm Mut zu sprechen und lächelte ihn leicht an. Doch er schüttelte nur seinen Kopf. Eigentlich hatte sie ihn nicht anschreien wollen. Doch die Wut wollte raus und er hatte diese nun noch einmal geschürt, in dem er sich ihr verweigert hatte. „Verdammt noch mal Severus Tobias Snape, sprich endlich mit mir!“ Sie hatte sich einfach nicht länger beherrschen können.
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Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...
FanficDer Krieg ist vorbei und das Goldene Trio tritt sein letztes Jahr in Hogwarts an. Ein unverhoffter Besuch von Albus bringt Severus Leben völlig durcheinander. Nicht das er schon genug Probleme gehabt hätte. Er kommt an einem Punkt im Leben an, an de...