8. Nacht-Nacktbaden

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Als Mitveranstalterinnen des heutigen Abends wurde von uns erwartet, dass wir pünktlich um 11 Uhr da waren. Einige der Mitarbeitenden und Künstler und Künstlerinnen waren zu dem Zeitpunkt sogar schon da, sodass wir eine schnelle Begrüßungsrunde machten, bevor wir uns unter die stetig wachsende Zahl der ankommenden Gäste mischten. Gegen 12 Uhr stieß unsere Chefin mit einer handvoll Gläser und einer Flasche Champagner zu uns, damit wir gemeinsam auf das erfolgreiche Festival anstoßen konnten. Im perfekten Timing dazu gab es ein riesiges Mitternachtsfeuerwerk, das wir alle staunend betrachteten.
„Kannst du Standard tanzen?", fragte mich eine Stimme hinter mir. Kurz darauf spürte ich eine Hand tief in meinem Rücken liegen. Ohne mich zu ihm umzudrehen, antwortete ich Luke.
„Welchen Tanz? Ich kann sie alle."
Sein leises Lachen ließ Schmetterlinge durch meinen Bauch tanzen.
„Dann tanz mit mir."
Grinsend drehte ich mich jetzt um und schlug ein in seine Hand, die er mir entgegenhielt und an der er mich auf die Tanzfläche zog. Meine Chefin hatte gerade mit ihrem Chef zusammen die Tanzfläche bei einem schnellen Walzer eröffnet, in den Luke und ich einstiegen.
„Habe ich dir schon gesagt, dass du hinreißend in dem Kleid aussiehst?", fragte er mich.
„Nein", sagte ich grinsend.
„Du siehst hinreißend aus und bist mit Abstand die schönste Frau heute Abend."
„Du siehst auch nicht schlecht aus", wanderte mein Blick, soweit es möglich war, über seinen Körper und sein Outfit.
„Dann passen wir ja gut zusammen."
Mit weichen Knien schwebten wir weiter über die Tanzfläche, bis Ashton auf uns zu kam und um einen Tanz bat.
„Du siehst gut aus", startete er ganz nüchtern unsere Unterhaltung.
„Danke", antwortete ich deshalb lediglich.
„Also euer Kuss gestern...", kam er direkt zur Sache.
„Welcher?", fragte ich unschuldig.
Für einen kurzen Moment strauchelte Ash beim Tanzen, weshalb ich die Führung übernahm. Schnell waren wir wieder im Takt, nachdem Ash sich gefangen hatte.
„Wie, welcher Kuss?", fragte er mich.
„Gestern Abend bei Michael auf dem Balkon", antwortete ich kryptisch, „aber das muss unter uns bleiben, Ash."
„Dieser...", fluchte er leise.
„Fuck Ash, warum ist das alles so kompliziert?"
Hoffnungslos legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Liebevoll zog Ashton mich näher an sich heran, damit er mich in den Arm nehmen konnte.
„Das wird schon wieder, Kleine", versuchte er mich aufzumuntern, „wenn wir morgen erstmal abreisen, hast du keine Gelegenheit mehr, Luke zu küssen und dann wird das auch mit eurer Freundschaft."
Unvermittelt blieb ich mitten auf der Tanzfläche stehen, sodass Ash in mich rempelte und wir gemeinsam für einen Moment strauchelten.
„Ok, dafür hab ich jetzt zu viel Stolz - Luke hat mich geküsst, nicht ich ihn", erklärte ich Ashton mit abschätzigem Blick.
Ashton musste laut schlucken.
„Ich muss kurz mit Luke reden", nuschelte er noch, bevor er von der Tanzfläche eilte.
Entschlossen lief ich ihm in meinen High Heels nach und rief dabei laut seinen Namen, damit er stehen blieb.
Glücklicherweise tat er das in genau dem richtigen Moment, denn als er sich zu mir drehte, stolperte ich auf meinen Schuhen und Ash konnte meinen Sturz gerade noch abfangen, bevor Schlimmeres passiert wäre.
„Sprich bitte nicht mit ihm drüber", bat ich Ashton verzweifelt, „ich will, dass Luke glücklich ist."
„Aber das ist echt scheisse, was er da gemacht hat", antwortete Ash.
„Hier geht es nicht um Luke und mich, oder?", fragte ich vorsichtig, einem Gefühl folgend, „wollen wir uns was zu trinken und eine ruhige Ecke suchen und du erzählst mir alles?"
Und so erzählte Ashton mir, wie seine letzte Freundin, mit der erst seit kurzem Schluss ist, ihn monatelang hintergangen und betrogen hatte. Dabei hatte sie nicht einmal die Eier, es ihm selbst zu sagen oder Schluss zu machen, sondern ein gemeinsamer Freund hat von der Affäre Wind bekommen und es Ash erzählt. Er war noch immer am Boden zerstört und ein Mix aus Wut, Trauer und Ekel brodelte in ihm, was er sich dringend von der Seele reden musste. Zum Schluss nahm ich ihn einfach nur in den Arm, um ihm Halt zu geben.
„Tut mir leid, dass du so eine beschissene Ex hast und das erleben musstest, Hase", versuchte ich ihn zu trösten, „aber ich bin mir sicher, dass die Richtige schon auf dich wartet. Und dann ist alles gut und all der Schmerz vergessen."
„Ich versteh schon, warum Luke dich so mag, Dee", nuschelte er an meinem Hals.
„Komm ja nicht auf die Idee, mich auch zu küssen", scherzte ich und brachte ihn damit zum Lachen.
„Versprochen!", meinte er.
Als wir uns wieder voneinander lösten und Ash sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel strich, überlegten wir gemeinsam wie der Abend weitergehen sollte, als Mary mit den anderen im Schlepptau auf uns zu kam.
„Da seid ihr ja", rief sie sichtlich angeheitert, „kommt mit, ich hab ne coole Idee."
Wir verließen die Backstagearea im hinteren Bereich und wanderten schnell über Gras. Mit meinen High Heels blieb ich ständig stecken oder sackte im Boden ein, bis ich die Schuhe auszog und barfuß weiter lief. Es tat gut aus den Schuhen zu kommen und das kühle Gras unter den schmerzenden Füßen zu spüren.
Schweigend mit dem Licht unserer Handys vor uns auf den Boden gerichtet, folgten wir Mary fast 10 Minuten, bis sie abrupt stehen blieb. Vor uns erstreckte sich ein kleiner Sandstrand bzw. ein kleines Ufer, das in den kreisrunden See lief, auf den wir gerade blickten.

Alte Liebe rostet nicht | 5SOSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt