28. Shoppingzeit

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Die ersten Tage waren extrem. Sobald man aus dem Haus ging, war man von Paparazzi umgeben. Mary wurde regelmäßig für Interviews angefragt, die sie genauso wie Crystal und ich ablehnte. Mein Instagram war völlig durch die Decke gegangen, innerhalb von Tagen kamen tausende neue Abonnenten dazu. Bis irgendwann in meinen DMs eine Nachricht von Sierra landete.
Es tut mir leid.
Sag das bitte auch Luke.
Mehr stand dort nicht, natürlich wusste ich aber genau, was sie meinte. Dennoch hegte ich keinerlei Groll gegen sie.
Das muss es nicht, Süße. Ich bin dir in keiner Weise böse. Mir tut es auch leid - alles.
Ihre Antwort kam prompt.
Ich bin in psychologischer Behandlung, da habe ich gelernt, dass keiner von uns beeinflussen konnte, wie sich alles entwickelt hat. Es tut mir nur leid, wie ich gehandelt habe.
Schnell tippte ich zurück.
Ich hoffe, dir geht es schon besser. Bitte glaub mir, dass ich mich nie zwischen euch drängen wollte.
Dieses Mal brauchte sie einige Minuten länger zum Antworten.
Ich weiß. Ihr beide gehört einfach zusammen - für den Rest eures Lebens. Und ich meine es von ganzem Herzen, wenn ich sage, dass ich euch nur das Beste wünsche!
Ich antwortete.
Danke Sierra, das bedeutet mir viel. Wann immer was ist oder du was brauchst, melde dich bei mir. Und wenn du mal in LA bist, sag Bescheid 😊

Luke zeigte ich die Nachrichten auch, der ihr jedoch nicht so schnell verzieh wie ich das tat. Für ihn hatte die ganze Sache jedoch auch den deutlich längeren Rattenschwanz.

Wir arbeiteten gerade sehr stark mit 5SOS Management und Marketing-Team zusammen, um für uns auszuloten, was für die Zukunft die richtige Strategie sein sollte.
Wir hatten uns beide dafür entschieden, dass wir kein Problem damit hatten, mit unseren Jungs im Rampenlicht zu stehen. Und das erste Mal dafür war auch schon in greifbarer Nähe, nächsten Monat würden die VMAs verliehen werden, bei denen 5SOS insgesamt fünf Mal nominiert waren. Für uns hieß das also shoppen gehen! Mary kam als Stilberaterin natürlich mit. Bereits im Vorfeld hatte ich mich ein wenig online informiert und dabei einen Designer gefunden, der seine Kleider alle selbst nähte und dabei ausschließlich fair produzierte Stoffe nutzte. Heute für 18 Uhr hatten wir einen Termin in seinem Atelier.
Die Türglocke klingelte, als wir den Laden betraten. Eine stilbewusste Frau mittleren Alters kam lächelnd mit ausgestreckter Hand auf uns zu.

„Du musst Deena sein", begrüßte sie mich herzlich.
„Bitte nenn mich Dee", bestätigte ich, „das hier sind meine besten Freundinnen Mary und Crystal."
„Hi, ich bin Robin", stellte die Frau sich vor.
„Wir hatten ja bereits per Mail schon miteinander geschrieben", wandte sie sich wieder mir zu.
Für einen kurzen Moment sah ich sie verwirrt an.
„Entschuldige, in Deutschland kennt man Robin nur als männlichen Vornamen."
Ich schüttelte den Kopf, um wieder zur Vernunft zu kommen.
„Aber ja genau, wir hatten geschrieben."
Robin bat uns Platz zu nehmen.
„Crystal und ich begleiten unsere Freunde nächsten Monat zu den VMAs. Sie sind Musiker", fügte ich erklärend hinzu.
Robin zwinkerte mir zu.
„Mir ist der Rummel um 5 Seconds of Summer und euch in den letzten Tagen nicht entgangen."
„Das wäre wohl auch schwer gewesen", scherzte Crystal.

Danach besprachen wir, was für ein Kleid ich eigentlich suchte, Crystal und Mary schauten sich währenddessen bereits um.
„Oh mein Gott", hörten wir sie lediglich irgendwann aus dem Nebenraum. Kurz danach kam Crys mit einem traumhaften langen Kleid zurück.
„Robin, das muss ich gleich bitte anprobieren."
„Oh, das wird wunderbar an dir aussehen", lächelte sie nickend.
Während Crystal und Robin in die Umkleide verschwanden, sahen Mary und ich uns weiter um. Im Vergleich zu Crys fand ich aber nicht das eine Kleid, das mich umhaute. Dafür haute Crystal selbst uns um, als sie aus der Umkleide trat in der dunkelblauen, bodenlangen Robe.
„Wow", war alles, was ich hauchen konnte.
„Ja, oder?"
„Mikey wird seine Augen nicht von dir lassen können."
„Glaubst du?"
Ihr stieg die Röte ein wenig ins Gesicht, was ziemlich süß war in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden schon einige Jahre zusammen waren.
„100%", bestätigte Mary mich.
„Ich würde noch ein paar Änderungen vornehmen, damit es dir wie angegossen passt", schaltete Robin sich ein, „aber das Kleid steht dir hervorragend. Und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr beide ein Kleid von mir tragen würdet auf dem roten Teppich."
Anschließend steckte Robin das Kleid ab für den Feinschliff, außerdem maß sie mich aus für das Kleid, das sie mit schneidern wollte. Genaue Vorstellungen hatte ich eigentlich nicht, ich wusste lediglich, dass ich gerne ein kurzes Kleid hätte. Sonst ließ ich ihr völlig freie Hand und sagte ihr, sie solle sich austoben.
Wir sprachen gleichwohl über weitere Veranstaltungen, da für mich feststand, dass ich keine Kleider von großen Konzernen tragen, sondern ein Statement setzen wollte. Ein Statement für Fair Fashion. Ein Weckruf nicht nur für die Modeindustrie sondern auch ihre Konsument:innen.

Da es abzusehen war, dass ich demnächst einige Kleider mehr kaufen würde, setzte ich mich mit einer landesweit agierenden sozialen Organisation für Kleiderspenden auseinander. Ich wollte mit ihnen gemeinsam überlegen, wie man jungen Menschen, die sich keine Kleider für Schul- oder Abschlussbälle leisten konnten, unterstützen könnte. Mir schwebte die Idee im Kopf, dass die Organisation hier in LA die Kleider zum Ausleihen vor Ort hätte. Junge Mädchen und Jungs könnten hingehen, sich das richtige Kleid aussuchen und gegen einen kleinen Pfand ausleihen für eine gewisse Zeit oder auch nur einen Abend. Sobald sie das Kleid zurückbringen, kriegen sie ihren Pfand wieder und wir übernehmen die Reinigung. Glücklicherweise fand die NPO meine Idee großartig und würde sich definitiv um eine Umsetzung kümmern, was mich unglaublich freute. Außerdem war es ganz in Robins nachhaltigem Sinn, dass ihre Kleidung nicht nur ein Mal getragen wurde.

Alte Liebe rostet nicht | 5SOSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt