For my part I know nothing with any certainty, but the sight of the stars makes me dream.
- Vincent van Gogh
And If you save my life, I'll be the one who drives you home tonight. And If I ever let you down, I'll be the one who drives you home tonight.
- Ambulance by My Chemical Romance
PROLOG
Subjekt: Iris
Ort: unmarkiertes Frachtschiff Klasse A,
1. Quadrant der Milchstraße (genauerer Standort unbekannt)
Sternzeit: 3216.75
Iris hatte Betäubungen schon immer gehasst. Erst recht, wenn man außer den Zehenspitzen nichts mehr spüren konnte. Seit sie sich als Kind mit einem Phaser versehentlich selbst getroffen hatte, konnte Iris sie nicht ausstehen. Und jetzt, wo sie auf dem Labortisch einer Verrückten lag, mochte sie sie noch weniger.
Iris blickte hinüber zu ihren gefesselten Händen und versuchte mit Willenskraft alleine, ihre Finger zu bewegen. Vergeblich. Die elektronischen Fesseln, die sie an den Metalltisch ketteten waren jetzt nur noch zur Zierde da, denn selbst wenn sie gewollt hätte - und sie wollte so dringend wie noch nie - sie hätte nicht aufstehen können.
Iris befand sich in einem Raumschiff mitten im Nirgendwo. Aus ihrem beschränkten Blickwinkel aus vermutete sie, dass sie sich auf einem ausrangierten Transportschiff befand, das Medula zu einer Krankenstation umgebaut hatte. An den Wänden waren noch die Warnhinweise zur sicheren Verstauung von Kisten aufgemalt und an der Decke verschraubt befand sich eine Art Kran, der von einem Steuerpult an der Wand bewegt werden konnte. Das Schiff war nicht besonders groß, doch es erfüllte seinen Zweck. Vermutlich würde Medula es verkaufen, sobald sie hier fertig waren. Sie hatte es nur gebraucht, um sie auf dem Planeten Ondari zu finden und dort zu fangen. Und um sie an Ort und Stelle auseinanderzunehmen.
»Ah, sehr gut. Das Mittel wirkt.« Medulas Stimme klang ungewohnt laut in der Stille des Labors, als sie eintrat. Ohne den Kopf bewegen zu können, konnte Iris sie gerade so sehen. Ihr Gang hatte etwas Erhabenes, wie eine Königin, die mit Genugtuung auf ihre gefangenen Feinde herab sah, während sie das Todesurteil aussprach.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Medula. Ihre einst so vertraute Stimme klang jetzt kalt und es versetzte Iris einen schmerzhaften Stich.
»Taub«, erwiderte Iris angestrengt. Das Atmen fiel ihr schwer, auch wenn der Computer, der ihre Vitalfunktionen überwachte ihr versicherte, dass ihre Lungen funktionstüchtig waren. Sie spürte weder den kalten Metalltisch unter sich, noch die mechanischen Finger von Medulas linker Hand als sie sich über sie beugte und ihr etwas an die Stirn klebte. Es sah aus wie ein kupferfarbenes Pflaster, das mit schwarz glänzenden Linien durchzogen war. Auf einen Knopfdruck an dem Monitor der Iris Vitalfunktionen überwachte, öffnete sich ein neues Fenster.
»Ich werde deine Schmerzwahrnehmung im Auge behalten. Die Maschine, die deine Nervenfunktion ausschaltet, ist noch nicht ganz ausgereift.«
»Heißt das, ich bin die Erste an der du es ausprobierst?«, fragte Iris angestrengt und Medula lächelte auf sie herab. Wenn man sie ansah, musste man automatisch an eine Feuerqualle denken. Medulas Haut war bleich und leicht durchscheinend, sodass man die Adern sehen konnte, die sich darunter entlang zogen. Ihre strähnigen, dicken Haare glänzten rot-golden im kalten Licht der Deckenlampen. Medula hatte sie geflochten und hochgebunden damit sie nicht störten. Ihr Körper war lang und schmal, eingehüllt in einen sauberen Kittel und ihr unverletztes Auge war schwarz wie die unendlichen Weiten des Alls. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Iris sich von ihrem Aussehen angezogen gefühlt hatte. Jetzt versetzte ihr Anblick sie gleichermaßen in Angst und Hass. Erst recht, wenn Iris Blick auf den Arm aus schwarzem Metall fiel, der Medulas echten seit dem Unfall ersetzte und das mechanische Auge, das sie selbst gebaut hatte, um zu ersetzen, was irreparabel verletzt worden war. Es brachte Erinnerungen zurück, die Iris für immer vergessen wollte. Doch ihre Vergangenheit hatte sich dazu entschlossen sie einzuholen, zu entführen und auf einen Labortisch zu schnallen.
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Stolpernd durch die Galaxie - Band 1: Die Mechanik des Herzens
Science FictionKates Leben zeichnet sich durch stumpfsinnige Büroarbeit und Tagträumereien aus. Iris Leben ist das genaue Gegenteil. Frei wie ein Bytwang durchstreift sie das Weltall auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Zumindest bis ihre ehemalige Vertraute...