Kapitel 6 - Syd und Wringley

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Kapitel 6 - Syd und Wringley

Ort: Planet Grinks

Sternzeit: 3221.38

Subjekt: Kate und Iris


Der Laden hieß twentyfour/twentyfive. Er befand sich auf einem gut besuchten Planeten namens Grinks im Dakroar System auf halbem Weg zwischen der Außengrenze des beta-Quadranten und dem Atenori-Stern. Er war quasi nicht zu verfehlen und ein beliebtes Reisegebiet noch dazu. Der Laden selbst war relativ groß und bis oben hin vollgestopft mit Ramsch. Er stand an der Kreuzung einer belebten Straße, an der zu dieser Uhrzeit ein Schwebe-Auto, wie Kate sie taufte, nach dem anderen vorbei glitt. Ein neonfarbenes Schild verkündete den Namen des Geschäfts in blinkender Blockschrift, die Kate nicht lesen konnte.

Sie und Iris traten durch die altmodische Holztür - oder zumindest aus einem Material bestehend, das Kate für Holz hielt - und sahen sich um. Es gab hier alles mögliche zu kaufen. Günstige Ersatzteile für Raumschiffe, Musikinstrumente, Pflanzen, Bücher. Auf einem Regal standen reihenweise Tassen und Becher. Auf einem anderen eine Vase, die gefüllt war, mit etwas das aussah, wie ein Fisch mit Fell. Seltsamerweise hing der frische Geruch nach Limette in der Luft, gemixt mit den herben Geruch von Erde, alten Möbeln und dem beißenden Geruch von Metall. Warmes Sonnenlicht fiel durch das verglaste Dach herein und brach sich in den unzähligen Spiegeln, die an die Wand gelehnt worden sind. Licht gab es sonst keines und Kate stieß sich prompt den Fuß an einem hervorstehenden Metallbalken, der aus einem der unteren Regale heraus lugte. Bei näherem hinsehen entpuppte sich der Balken als demontierter Roboterfuß.

Iris führte sie tiefer hinein in den Laden, bis sie vor der Kasse stehen blieben, auf der eine goldene Klingel montiert war, die Iris beherzt drückte.

Im twentyfour/twentyfive bekam man hauptsächlich Ramsch, den sonst keiner brauchte.

»Aber, für den richtigen Preis«, verriet Iris mit gesenkter Stimme, »kann man hier etwas weitaus wertvolleres bekommen.« Nämlich Informationen. Und zwar über alles und jeden. Egal ob du wissen wolltest, was dein Nachbar in drei Tagen zum Frühstück essen würde, ob die Regierung neue interstellare Konflikte plante, was genau ein Orbitaner mit einem Antorianer gemeinsam hatte oder wo man die besten Plasmawerfer kaufen konnte, hier findest du die Antwort auf all deine Fragen.

Der Laden gehörte zwei Brüdern namens Syd und Wringley. Sie waren Gesteinswesen aus dem Malesym. Ein Ort, über den unzählige Gerüchte kursierten, von denen die Brüder die meisten davon selbst erfunden und in die Welt gesetzt hatten. Fragte man in einer vollen Bar, vor einem Gravitall-Spiel, würde man von jedem Gast eine andere Behauptung über das Malesym hören. Die beliebtesten Gerüchte waren, dass der Ort voller Kristalle war, die in die Zukunft sehen konnten, dass eine Göttin dort lebte, die die Gesteinswesen mit ihren Tränen zum leben erweckte und dass sich das Malesym am Ende eines schwarzen Lochs befand. Was genau davon und den tausenden anderer Geschichten, die über den Ort kursierten stimmte, wussten nur die Brüder selbst und die weigerten sich, darüber zu reden. Viele Lebensformen hatten versucht, die Wahrheit aus ihnen herauszubekommen, doch Syd und Wringley waren nicht erpressbar. Ihre Wille war im wahrsten Sinne des Wortes aus Stein. Beziehungsweise aus Diamant. Und sie würden ihr Wissen eher mit ins Grab nehmen, als es ohne entsprechende Gegenleistung preiszugeben. Glücklicherweise hatte Iris etwas, das sie zufriedenstellen dürfte.

»Hallo?« Iris Stimme klang laut in dem stillen Raum. Die Hintergrundgeräusche der belebten Straße wurden ausgeblendet, seit sich die Eingangstür sanft hinter ihnen geschlossen hatte. Staub wirbelte durch die Luft und tanzte im diffusen Sonnenschein, während sie auf die Besitzer des Ladens warteten.

Stolpernd durch die Galaxie - Band 1: Die Mechanik des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt