Kapitel 4 - Willkommen in der Stadt der Höhe

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Kapitel 4 - Willkommen in der Stadt der Höhe

Ort: Mondsystem von Ardenaal

Sternzeit 3221.37

Subjekt: Kate und Iris

Etwas später blinkte eine der Leuchten auf dem Schaltpult auf und es piepste durchdringend aus dem Cockpit. Kate und Iris sahen gleichzeitig von dem Tabletcomputer auf, der auf dem Tisch zwischen ihnen lag.

»Du wirst mir später erklären müssen, was eine Pizza ist. Wir werden gleich aus dem Hyperraum geschmissen«, erklärte Iris auf Kates alarmierten Blick hin.

Iris bezog Position hinter dem Steuer, während Kate sich erneut anschnallte (diesmal ohne fremde Hilfe, vielen Dank auch). Kurz darauf ging ein Ruck durch das Raumschiff, als es scharf abbremste. Kate klammerte sich unwillkürlich an ihrem Stuhl fest und war mit einem Mal froh, dass Iris auf Kates Gurt bestand, während Iris selbst, unbeeindruckt das Steuer übernahm.

Das Mondsystem von Ardenaal leuchtete in der Ferne auf. Wie gebannt betrachtete Kate den Koloss aus Gestein, der auf unsichtbaren Bahnen durch den Kosmos schwebte. Ardenaal wurde von der Sonne beschienen, die sich einige Lichtminuten rechts von ihnen befand. Die sonnenbeschienene Seite des Planeten sah jedoch kahl und leer aus. Im Gegensatz zu den zwei der sieben Monde, die momentan zu sehen waren. Der Größere von beiden hatte eine faszinierende, bläuliche Farbe, während der Kleinere aussah wie die Venus. Kate fühlte sich unfassbar klein, bei dem Anblick der Himmelskörper. Es war unwirklich und beängstigend und unheimlich faszinierend zugleich.

»Wunderschön, oder?«, murmelte Iris, die die Planeten mit verträumtem Blick betrachtete und Kate nickte.

»Ja.« Iris warf ihr einen überraschten Blick zu.

»Du klingst nicht überzeugt.« Kate kaute auf ihrer Unterlippe.

»Doch, natürlich«, beteuerte sie. »Dieser Anblick ist atemberaubend. Ich hatte nur einen seltsamen Gedanken.«

»Welchen?«, hakte Iris nach und Kate sah ihr für einen Moment forschend in die Augen, doch sie war ehrlich interessiert. Dabei kannte Iris sie kaum. Andererseits würde Kate bald zurück auf der Erde sein und Iris nie wieder sehen. Und wem konnte man seine Geheimnisse besser anvertrauen, als einer Fremden. Konnte sie überhaupt dieses Gefühl in Worte fassen, das von ihr Besitz ergriffen hatte?

Kate fühlte sich unfassbar klein, während sie die Schönheit der Sterne vor sich anstarrte. All diese Billionen von Lichtern da draußen, leuchtend und funkelnd, als versuchten sie Hallo zu sagen. Wie kleine Kerzenflammen, warm und flackernd, die die Dunkelheit etwas heller und weniger leer machten. Und die Monde, atmend und voller Leben, die einen toten Planeten umkreisten, von dem Kate nicht einmal wusste, dass es existieren konnte. Es war nicht das erste Mal, dass Kate darüber nachdachte, wie viel größer das Universum als sie selbst war. Ein gleichzeitig beängstigender und seltsam tröstlicher Gedanke. All ihre Probleme waren in Wahrheit verschwindend klein in Anbetracht der unendlichen Weite des Weltalls. Und andererseits war sie selbst so klein im Vergleich zum Universum, das ihre Existenz unbedeutend erschien. Das alles erklärte sie Iris, so gut sie konnte.

»Verstehst du, was ich meine?«, fragte Kate zuletzt und Iris nickte langsam.

»Ich denke schon. Allerdings, wenn mich mein Leben im All eines gelehrt hat, dann, dass kein Leben unbedeutend ist. Alles hat einen Sinn, auch wenn man manchmal zu dicht davor steht, um ihn zu erkennen. Abgesehen davon, bist du selbst verantwortlich dafür, deiner Existenz einen Sinn zu geben. Es gibt ein altes Ortilianisches Sprichwort: Wenn du die Hinkewürmer nicht finden kannst, genieß die wundervolle Aussicht. Und leg eine Pause ein bis die Hinkewürmer von selbst aus dem Stein kriechen.«

Stolpernd durch die Galaxie - Band 1: Die Mechanik des HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt