3|Warum Kaffee alle Probleme löst und ich zum Seelentröster mutiere

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Secrets-One Republic

Super schöner Song und für euch ist es ja auch ein Geheimnis was mit Liz los ist;)

Noah

Ich lehne am Gartenzaun der Turners und warte darauf, dass Liz endlich aus dem Haus kommt. Wie jeden Tag hole ich sie ab, damit wir zusammen zur Schule gehen können, aber heute ist sie schon fünf Minuten zu spät. Und normalerweise ist Liz nie zu spät. Sie hasst nichts mehr wie Unpünktlichkeit. Naja eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit bis sie auch mal zu spät kommt. 

Ich lasse meinen Blick über die perfekt geharkten Beete der Turners schweifen. Der Garten sieht aus wie jeder andere in unserer Straße, abgesehen von unserem. Wo bei den anderen Rosensträucher sind, steht bei uns ein Kletterturm. Ich frage mich wer bei Liz den Garten so auf Vordermann hält. Ihren Vater kann ich mir beim Besten Willen nicht in der Erde scharrend vorstellen, meine Beste Freundin hat alles andere als einen grünen Daumen und ihre Mutter fällt ja sowieso raus. Vermutlich Nachbarn die Mitleid haben. 

Die Haustüre öffnet sich und Liz kommt raus. Ihre Haare sind zu einem unordentlichen Knoten im Nacken zusammengebunden und auf ihrer Skinny Jeans ist ein Kaffee Fleck. Klarer Fall von den Wecker verschlafen.

 Ich grinse ihr entgegen:"Guten Morgen, Sonnenschein!" 

Sie würdigt mich keines Blickes, sondern geht wortlos an mir vorbei.

 Okay...für einen übermüdeten Teenager nicht unbedingt ungewöhnlich. Aber normalerweise ist Liz der totale Morgenmensch. Egal!

 Ich muss ein Stück laufen, damit ich sie wieder einhole:"Verschlafen?" 

Keine Reaktion. 

Langsam wird mir mulmig zu Mute. Das letzte mal das Liz so drauf war, war vor etwa vier Monaten. Ich verdränge den Gedanken, wahrscheinlich ist heute einfach nicht ihr Tag.

 "Hast du schon gehört? Unsere Eltern wollen heute Abend zusammen grillen.", frage ich sie.

Sie wirft mir kurz einen Blick zu, wendet ihr Gesicht aber sofort wieder ab. Mit einer fahrigen Bewegung streicht sie sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Okay jetzt ist es klar. Es ist wieder passiert!

Mittlerweile weiß ich genau was ich an solchen Tagen zu tun habe. Anfangs war ich total überfordert, aber jetzt bin ich sozusagen Profi darin meine Beste Freundin aufzumuntern. Aber erst muss sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Ich bleibe stehen und ziehe sie in eine Umarmung. Erst ist sie ganz steif, aber schließlich presst sie doch den Kopf an meine Brust und dann kommen auch die Tränen. Ich sage nichts, sie sagt nichts. Ich halte sie einfach nur fest.

Nach ein paar Minuten versiegen die Tränen und sie löst sich wieder von mir. Einen Augenblick steht sie unsicher vor mir, dann beginnt sie in ihrem Gesicht herum zuwischen, aber dadurch verwischt sie ihr Make Up nur noch mehr. 

Ich ziehe ein Taschentuch aus meiner Jackentasche und halte es ihr hin:"Ist auch nur einmal benutzt worden."

 Und da ist es! Ein ganz kleines Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen, während sie das Tuch entgegen nimmt. Irgendwie schafft sie es ihr Gesicht wieder einigermaßen sauber zu bekommen und wir können weiter gehen. 

Als wir das Schulgebäude betreten ist es schon zehn nach 9, trotzdem steuern wir den Kaffee Automaten an. Ich kann mich sowieso nicht erinnern wann ich das letzte mal pünktlich im Klassenzimmer war. Es ist zu einem Ritual von Henry und mir geworden, dass wir immer mindestens bis fünf nach in der Aula warten oder draußen rauchen. Aber heute ist sogar er schon im Klassenzimmer. 

Ich entnehme das heiße Getränk und halte es Liz entgegen:"Ich hab gehört Kaffee soll wahre Wunder bewirken."

 "Danke." Das ist das erste was sie heute sagt. Danke. Und ich bin mir sicher, dass das nicht nur für den Kaffee war. 

"Gern geschehen.".  Das war auch nicht nur für den Kaffee.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆

Im Klassenzimmer erwartet uns statt einem wütenden Lehrer, eine aufgedrehte Klasse. 

"Da bist du ja, Kumpel! Der Drache hat noch ein Gespräch mit dem Direx!", brüllt Henry über den Lärm hinweg. 

Ich nicke ihm nur knapp zu und drücke dann sanft Liz Schulter:"Das wird schon. Und wenn nicht: Wir können immer noch jeder Zeit auf die Toilette abhauen."

 Sie dreht sich zu mir um:"Spinner!" 

Ehe ich etwas erwidern kann ist Cassidy da:"Liz, Noah! Wo zum Teufel wart ihr denn?"

 Liz antwortet nicht, sondern schiebt sich an der Amerikanerin vorbei zu ihrem Platz. Einen Moment steht Cassidy verdutzt da, dann folgt sie ihr. 

Ich schlängle mich zu Henry durch, der mir schon besorgt entgegen blickt:"Ist es wieder soweit?" 

"Scheinbar, ja." Während ich meine Sachen auspacke höre ich den Mädchen vor uns zu. 

"Verschlafen?", Cassidy stupst Liz an.

 "Nein." 

"Okay...was ist dir denn für ne Laus über die Leber gelaufen?" 

Keine Antwort.

 "Ist es wegen der Nachricht? Das ist nicht so wie du denkst, außerdem bist du ja selber Schuld wenn du...." 

"Halt einfach die Klappe!", faucht Liz und knallt ihr Mathebuch auf den Tisch. Normalerweise ist meine Freundin ja nicht so der aufbrausende Typ.

 "Wow. Hast du deine Tage?" Cassidy hebt fragend eine Augenbraue. 

Das ist der Moment in dem ich losprusten muss:"Da benimmt sie sich anders! Aber wenn du an den Tagen so drauf bist freu ich mich schon drauf!"

 Während meine Beste Freundin so tut als hätte sie meinen Kommentar nicht gehört, dreht sich die Neue neugierig zu mir um:"Woher weißt du denn, wie sie drauf ist wenn sie ihre Tage hat?" 

"Wenn man sich so lange kennt, ist es beinahe unmöhlich das nicht zu wissen."gebe ich zurück. Wobei mein Blick auf Liz ruht. 

"Aha." 

Ich weiß, dass ich schleunigst das Thema wechseln muss wenn ich nicht will, da Liz ausflippt:"Wie klappt es bis jetzt mit dem brav sein?"

 Casdidy verzieht das Gesicht:"Eher weniger gut. Ab heute muss ich mich echt anstrengen!" Sie dreht sich wieder um:"Aber jetzt mal ehrlich Liz, was ist los?" 

"Du bist los! Und wenn du nicht sofort den Mund hältst, geh ich!" 

Okay, ich muss hier ganz dringend was tun, sonst geht sie wirklich. Aber den Job übernimmt Mrs Cornfield, die im selben Moment in den Raum hastet:"Guten Morgen. Schlagt eure Bücher auf Seite zwanzig auf. Wir bearbeiten Aufgabe zwei!"

Freundlich wie eh und jeh.

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Sterben Muss Man SowiesoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt